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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

17. Beethoven an Nikolaus Simrock in Bonn

Vien. den 2ten august . [1794.]1

Lieber Simrock!

ich verdiente ein bischen von ihnen ausgepuzt zu werden, weil ich ihnen so lange ihre V. [ariationen] zurückgehalten habe,2 aber ich lüge wahrlich nicht, wenn ich ihnen sage, daß ich verhindert war, durch überhaüfte Geschäfte selbe so bald zu Corrigiren . was dran fehlt, werden sie selbst finden; übrigens muß ich ihnen Glück wünschen in Ansehung ihres Stichs, der schön, Deutlich, und LesBar ist, wahrhaftig, wenn sie so fortfahren, so werden sie noch das Oberhaupt im stechen werden, versteht sich im Notenstechen. –
ich versprach ihnen im vorgen Briefe3 etwas von mir zu schicken, und sie legten das als Cavalier Sprache aus, woher hab ich den[n] dieses praedikat verdient? – Pfui, wer würde in unsern demokratischen Zeiten noch so eine Sprache annehmen; um mich ihres gegebnen praedikats verlustig zu machen, sollen sie, so bald ich die Grosse Revue an meinen Compositionen vorgenommen habe, was jezt bald geschiet, etwas haben, was sie gewiß stechen werden. –
wegen einem Commissionaire habe ich mich auch umgesehen, und einen recht Braven tüchtigen Mann dazu gefunden. sein Name ist Traeg4 , sie haben jezt nichts zu thuen, als an ihn oder mich zu schreiben, was für Bedingungen sie eingehen wollen. er verlangt von ihnen das drittel rabate . der Teufel verstehe sich auf eure Handeley. – hier ist es sehr heiß; die Viener sind bange, sie werden bald kein gefrornes mehr haben können, da der winter so wenig kalt war, so ist das Eiß rar. hier hat man verschiedene Leute von Bedeutung eingezogen, man sagt, es hätte eine Revolution ausbrechen sollen5 – aber ich glaube, so lange der österreicher noch Braun's Bier und würstel hat, revoltirt er nicht. es heißt, die Thöre zu den vorstädten sollen nachts um 10 uhr gesperrt werden. die Soldaten haben scharf geladen. man darf nicht zu laut sprechen hier, sonst giebt die Polizei einem quartier .
sind ihre Töchter6 schon groß, erziehen sie mir eine zur Braut, denn wenn ich ungeheirathet in Bonn bin, bleibe ich gewiß nicht lange da; – sie müssen doch auch jezt in Angst leben. was macht der gute Ries7 , ich will ihm nächstens schreiben, er kann nicht anders als unvortheilhaft denken von mir, aber das verfluchte schreiben, daß ich mich darin nicht ändern kann. – haben sie schon meinePartieaufgeführt.8 schreiben sie mir zuweilen.
ihr Beethowen

wenn sie mir doch auch von der ersten Variation9 einige Ex. [emplare] schickten.



1 Die Jahreszahl ist von fremder Hand hinzugefügt.

2 Offenbar Korrekturabzüge von Simrocks Ausgabe der Variationen WoO 67.

3 Brief 15 .

4 Johann Baptist Traeg (1747 – 1805), Musikalienhändler und Verleger in Wien.

5 Im Juli 1794 wurde von Wiener Studenten und dem Jakobiner Franz Hebenstreit ein Aufstand vorbereitet; der Kaiser sollte getötet und zahlreiche Aristokraten verhaftet werden. Der Aufstand wurde jedoch vereitelt, und in der Nacht vom 23. zum 24. Juli wurden Hebenstreit und andere Aufständische verhaftet.

6 Nikolaus Simrock hatte insgesamt 13 Kinder. Zum Zeitpunkt des Briefes waren darunter sechs Töchter.

7 Franz Anton Ries.

8 Beethoven meint vermutlich das Oktett op. 103, das erst postum (1830) von Artaria & Comp. in Wien veröffentlicht wurde. Simrock war von 1775 bis 1794 zweiter Waldhornist in der kurfürstlichen Hofkapelle in Bonn.

9 Gemeint sind die Variationen WoO 66, die im Herbst 1793 bei Simrock erschienen waren.


© 1998 G. Henle Verlag, München