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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

26. Antonio Salieri1 und Paul Wranitzky2 an Beethoven

[Wien, 10. Februar 1797]

Hrn. Van Bethoven

Schazbahrester Herr!

Die musikalische Wittwen und Waisen Gesellschaft gibt sich die Ehre, Ihnen beyliegend mit einem freyen Billet zu allen künftigen Akademien aufzuwarten; Sie belieben solches jedesmal nur vorzuzeigen, und wieder zu behalten.
Verzeihen Sie, daß die Sozietaet, der die Versorgung ihrer Wittwen und Waisen am Herzen liegt, nicht anders, als eben so für Dero ihr bereits erwiesene Dienste, sich dankbahr zeigen kann: Nehmen Sie dieses als ihren guten Willen an, und sind Sie so gütig die Wittwen und Waisen der Sozietaet auch ins künf[t]ige durch Ihre Vortrefliche Talente unterstützen zu wollen.

Ewig bleibt Ihnen Verpflichtet
Die musikalische Wittwen und Waisen Gesellschaft
Ant. Salieri m. [aestro] d. [i] c. [apella]
Paul Wranizky
derzeit Sekretär derselb.
Ex concl. Sessionis
de dato 20mo Januarij 17973

Wien den 10ten Februar a.c.

An Herrn Van Betthoven .



1 Antonio Salieri (1750 – 1825), italienischer Komponist, seit 1766 in Wien. 1774 wurde er zum Hofkomponisten und Leiter der italienischen Oper, 1788 zum Hofkapellmeister ernannt. Seit 1788 war Salieri Präsident, seit 1795 Vizepräsident der Witwen- und Waisengesellschaft (Pensionsfonds) der Wiener Tonkünstler. Beethoven widmete ihm 1798/99 die Violinsonaten op. 12 und nahm 1801 – 1802 bei ihm Unterricht in dramatischer Komposition.

2 Paul Wranitzky (1756 – 1808), tschechischer Komponist und Violinist, Bruder des Komponisten Anton Wranitzky (1761 – 1820), etwa seit 1776 in Wien. Er wurde um 1785 von Graf Johann Nepomuk Esterházy als Musikdirektor eingestellt. Seit etwa 1790 war er "Director bei der Violine" an den Wiener Hoftheatern, bis 1796 bei der italienischen, danach bei der deutschen Oper.

3 Der Brief geht zurück auf eine Sitzung der Tonkünstler-Sozietät, zu der das "SessionsProtokoll de dato 20ten Jenner 1797" (Wien, Stadt- und Landesarchiv, Haydn-Verein. Sitzungsprotokolle, Sign. A 2/1-1797) festhält:

"Herr Sekretär [Paul Wranitzky] schlagt vor, daß es billig, der Kunst angemessen, und der Sozietaet sehr einträglich seyn könte, jenen berühmten Tonsezern, die um die Sozietaet sich grosse Verdienste erworben haben, oder noch ins künftige der Sozietaet auf eine Arth dienen können, ein freyes Eintritts Billet für alle künftige Sozietaets Akademien zu geben, und selbes mit einem höflichen Schreiben ad captandam benevolentiam zu begleiten.
Dieses scheint ihm um desto nothwendiger zu seyn, weil sich die Sozietaet nicht rühmen kann viele und vornehme Compositores in ihrer Gesellschaft zu haben, und doch wahr ist, daß die musikalischen Akademien nur durch neue und gute Compositionen brillant, und der Cassa einträglich seyn könen, folglich die Sozietaet in guten Benehmen mit solchen Meistern stehen müsse.
Angenohmen. Hr. Sekretär beliebe das nöthige deßfalls nach seinem Gutachten zu veranstalten. Um hierorths bekannt zu machen, welche diese Meistern sind, die die freyen Eintritts Billeten besizen, worauf der Nahme des Besizers, der des Sekretärs, und das Sozietaets Insiegel zu suchen ist, und zugleich um zu weisen in welchem Benehmen die Sozietaet, mit derley würdigen Männern, von deren grossen Talenten und guten Willen, durch ergiebige Akademie-Einnahmen, die Sozietaets Revenüen grossentheils abhangen, und die dazu keine Sozietaets Glieder, folglich zu nichts verpflichtet sind, von jeher hätte stehen sollen, glaubet er, Sekretär nicht Unrecht zu haben, die Briefe, die er jedem zu seinem Billiete beylegte wörtlich hieher zu setzen."

Es folgen die Konzepte von Briefen an Joseph Haydn (6.2.1797), Leopold Anton Kozeluch, Joseph Weigl ("gleichlautend wie für Kozeluch"), Franz Xaver Süßmayr, Anton Wranitzky ("Gleichlautend an Herren van Betthoven.") und Adalbert Gyrowetz.

© 1998 G. Henle Verlag, München