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Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

49. Beethoven an Franz Anton Hoffmeister in Leipzig

Vien. am 15ten dezember. [1800]1

Geliebtester Hr Bruder!

ich habe dero Anfragen schon mehrmahlen beantworten wollen, bin aber in der Briefstellerey erschrecklich faul, und da steht's lange an, bis ich einmal statt Noten trockene Buchstaben schreibe, nun habe ich mich endlich einmal bezwungen, dero Begehren gnüge zu leisten –
pro primo ist zu wissen, daß es mir sehr leid ist, sie mein geliebter Hr. Bruder in der Tonkunst mir nicht eher etwas zu wissen gemacht haben, damit ich ihnen meine Quartetten hätte zu Markt bringen können,2 so wie auch viele andere Sachen, die ich nun schon verhandelt,3 doch wenn der Hr. Bruder eben so gewissenhaft sind, als manche andere Ehrliche Stecher, die unß arme Komponisten zu Tod stechen, so werden sie schon auch wissen, wenn sie herauskommen, nuzen davon zu ziehen4 – ich will in der Kürze also hersezen, was der Hr. B.[ruder] von mir haben können: 1 ein Septett5 per il Violino, viola, violoncello, ContraBasso, clarinetto, corno, fagotto, – tutti obligati , (ich kann gar nichts unobligates schreiben, weil ich schon mit einem obligaten accompagnement auf die Welt gekommen bin.) Dieses Septett hat sehr gefallen,6 zum Haüfigern gebrauch könnte man die 3 BlaßInstrumente nemlich: fagotto, clarinetto , und corno , in noch eine violine, noch eine Viola , und noch ein Violoncello übersezen. – 2 eine große Simphonie mit vollständigem Orchester7 – 3tens ein Konzert fürs Klawier8 , welches ich zwar für kein's von meinen Besten ausgebe, so wie ein anderes9 , was bey mollo10 hier herauskommen wird, (zur Nachricht an die Leipziger Rezensenten), weil ich die Bessern noch für mich behalte, bis ich selbst eine Reise mache, doch dörft es ihnen keine schande machen es zu stechen. – 4tens eine große Solo Sonate11 ; – das ist alles, was ich in diesem Augenblicke hergeben kann, ein wenig später, können sie ein Quintett für GeigenInstrumente haben,12 wie auch vieleicht Quartetten13 , und auch andere Sachen, die ich jezt nicht bey mir habe – bey ihrer Antwort können sie mir selbst auch Preise festsezen – und da sie weder jud noch italiener, und ich auch kein's von Beyden bin, so werden wir schon zusammen kommen.
Geliebtester Hr. Bruder gehaben sie sich wohl, und seyn sie Versichert von der Achtung ihres Bruder's
Lv Beethowen.
Herrn Herrn Fr. Ant. Hoffmeister in Leipzig



1 Ergänzung der Jahreszahl entsprechend Registraturvermerk sowie aus inhaltlichen Gründen.

2 Op. 18. Die sechs Quartette erschienen in zwei Lieferungen im Juni und Oktober 1801 bei Tranquillo Mollo in Wien.

3 Op. 15, op. 16 und op. 17, im März 1801 bei Mollo in Wien erschienen.

4 Eine versteckte Aufforderung zum Nachstich, der Hoffmeister trotz wiederholter Erinnerung nicht gefolgt ist. Kurz nach dem Erscheinen des ersten Heftes (op.18 Nr. 1 – 3, Juli 1801) verband Beethoven dieses Anliegen mit dem Angebot von op. 25. Hoffmeister, seit Anfang Juli in Wien, berichtete am 8.8.1801 seinem Kompagnon Ambrosius Kühnel in Leipzig: " Beethoven hat ein trio für flöte, Violin und Viola fertig. soll ich es kaufen [?] er wünscht sehr, d[aß] wir seine Quartett. [en] nachstächen" (Leipzig, Sächsisches Staatsarchiv, Musikverlag C.F. Peters, Nr. 1404 fol. 63r). Einen neuerlichen Vorstoß unternahm Beethoven Ende November/Anfang Dezember 1801, als auch das zweite Heft (op. 18 Nr. 4 – 6, Oktober 1801) erschienen war, s. Brief 73 .

5 Op. 20.

6 Das Septett op. 20 war schon am 20.12.1799 und danach wiederholt aufgeführt worden.

7 Op. 21.

8 Op. 19.

9 Op. 15.

10 Tranquillo Mollo (1767 – 1837) war seit 1792 beim Verlag Artaria & Comp. angestellt. Mit Vertrag vom 15.10.1793 wurde er Gesellschafter. Am 1.4.1798 eröffnete Mollo zusammen mit Franz Bernardini einen eigenen Verlag "T. Mollo & Comp.", dem am 20.10.1801 Domenico Artaria als Kompagnon beitrat. Am 18.4.1805 trennten sich Mollo und Artaria.

11 Die Klaviersonate op. 22.

12 Op. 29. Die Komposition war noch nicht begonnen und wurde erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1801 vollendet.

13 Vorarbeiten zu Streichquartetten sind aus dieser Zeit nicht nachweisbar. Beethoven befaßte sich im Winter 1800/01 mit der Komposition der Violinsonaten op. 23 und op. 24, der Klaviersonate op. 26 und der zweiten Symphonie op. 36 (erster Satz).


© 1998 G. Henle Verlag, München