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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

64. Beethoven an Franz Anton Hoffmeister in Leipzig

[Wien, 22. oder 23. Juni 1801]1

Ein wenig Verwundert bin ich wirklich über das, was sie mir durch den hiesigen Besorger ihrer Geschäfte2 haben sagen laßen, fast möchte es mich Verdriessen, daß sie mich eines so schlechten Streichs fähig halten, ein anders wäre es, ich hätte meine Sache nur gewinnsüchtigen Krämern verhandelt, und machte denn noch verstekter Weise eine andere gute Spekulazion, aber Künstler gegen Künstler das ist etwas stark mir so etwas zuzumuthen, mir scheint das ganze entweder völlig ausgedacht um mich zu prüfen, oder bloß Vermuthung zu seyn, auf jeden Fall diene ich ihnen hiemit, daß ich ehe sie dasSeptett3 von mir erhielten, ich es Hr. Salomon4 +um in seinem Konzert aufzuführen, dieses geschah bloß aus Freundschaft.+ nach london schickte, aber mit dem beysaze, ja zu sorgen, daß es nicht in fremde Hände komme, weil ich gesonnen sey, es in Deutschland stechen zu laßen, worüber, wenn sie es nöthig finden, sie sich selbst bey ihm erkundigen können, um ihnen aber noch einen Beweiß von meiner Rechtschaffenheit zu geben, gebe ich ihnen hiemit meine schriftliche Versicherung, daß ich dasSeptett, dasKonzert5 , dieSimphonie6 und dieSonate7 niemand in der Welt Verkauft habe als ihnenHr. Hofmeister und Kühnel, und daß sie es förmlich als ihr ausschließendes Eigenthum Ansehen können, wofür ich mit meiner Ehre hafte. sie können diese Versicherung auf jeden Fall brauchen wie sie wollen – übrigens glaube ich eben so wenig, daß S alomon eines so schlechten streichs das 7tet stechen zu laßen fähig ist,8 als ich es ihm <und ihnen> Verkauft zu haben – ich bin so gewissenhaft, daß ich verschiedenen Verlegern den Klawierauszug von dem S eptett, um den sie mich angesucht haben, abgeschlagen, und doch weiß i[ch] nicht einmal, ob sie auf diese Art Gebrauch davon machen werden. – hier folgen die längst versprochenen Titel von meinen Werken:
Concert pour le piano-forte avec deux Violons, Viole, Basse et violoncelle, un flute, deux oboes, deux cors, deux fagots, composé et dedié a Monsieur Charles Nikl noble de Nikelsberg Conseiller aulique de sa Majesté Impériale et Royale9
par louis van Beethoven.
oeuvre 19

Septette
Pour un violon, Viole, violoncelle, contreBasso, un cors, une Clarinette, un fagot.
composé et dedié
à sa Majesté l'imperatrice et Reine10
par louis van Beethoven
oeuvre 20

grande Simphonie avec deux violons viole violoncell et contreBasse, deux flûte, deux oboe, deux cors, deux fagots, deux clarines et tymbales
composée et dediée
à son altesse Serenissme
Maximilién françois
Prince Royal d'hongrie et de Boheme
Electeur de Cologne etc11
par louis van Beethoven
oeuvre 21

grande Sonate pour le piano-forte – composee et dediée à Monsieur le comte de Browne12
Brigadier au service de S. M. I. de touttes les Russies
par
louis van Beethoven oeuvre 22

An den Titeln wird noch manches zu ändern oder zu verbessern seyn,13 daß überlasse ich ihnen – nächstens erwarte ich von ihnen ein schreiben, und auch bald nun die Werke, welche ich wünsche gestochen zu sehen, indem andere darnach schon herausgekommen und kommen,14 welche sich auf diese Nummern beziehen – an Salomon habe ich auch geschrieben,15 da ich aber ihre Aussagen bloß für Gerücht halte, das sie ein wenig zu leichtglaübig aufnahmen, oder gar für Vermuthung, die sich ihnen vieleicht, da sie von ohngefähr davon gehört haben, daß ich es S. [alomon] geschickt, aufgedrungen hat, so kann ich nicht anders als mit einiger Kälte so leichtglaübigen Freunden mich nennen

ihren Freund
LvBthwn



1 Der Brief traf laut Registraturvermerk am 29.6.1801 in Leipzig ein und dürfte demnach um den 22./23.6.1801 aus Wien abgesandt worden sein. Siehe auch Anm. 2.

2 Caspar Josef Eberl (um 1745 – 1807), Buchhalter in Hoffmeisters Wiener Firma. Das Gespräch mit ihm, auf das sich Beethoven hier bezieht, fand vermutlich am 21.6.1801 statt. Am Tag zuvor ist Beethoven nicht zu erreichen gewesen (s. Brief Eberls an Hoffmeister & Kühnel vom 20.6.1801, Leipzig, Sächsisches Staatsarchiv, Musikverlag C.F. Peters, Nr. 1404).

3 Op. 20.

4 Johann Peter Salomon (1745 – 1815), Violinist, Komponist und Konzertveranstalter in London. Salomon stammt aus Bonn, wo er mehrere Jahre lang der Hofkapelle angehörte, ehe er nach Berlin an den Hof Friedrich des Großen, dann nach Paris und schließlich nach London ging. Die ihm überlassene Abschrift des Septetts ist verschollen. Salomon führte das Werk in seinem dritten Subskriptionskonzert am 23.4.1801 im King's Theatre, Haymarket, auf.

5 Op. 19.

6 Op. 21.

7 Op. 22.

8 Salomon hat das Septett tatsächlich nicht publiziert. Die 1807 bei Clementi in London erschienene Streichquintettfassung ist ein Nachdruck der Hoffmeisterschen Bearbeitung aus dem Jahre 1802.

9 Carl Nikl Edler von Nikelsberg (um 1738 – 1805; die Schreibweise des Namens variiert), Hofrat bei der k.k. Finanz- und Kommerzhofstelle in Wien. Näheres zu ihm bei Friedrich Slezak, Zur Widmung des Klavierkonzerts op. 19 , in: BJb 8 (1975), S. 93 – 96. Die Titel von op. 19, op. 21 und op. 22 sind – vermutlich vom Verleger – durchgestrichen.

10 Maria Theresia (1772 – 1807), die zweite Gemahlin Kaiser Franz II.

11 Der unerwartete Tod des Kurfürsten (27.7.1801) veranlaßte Beethoven, die Symphonie dem Freiherrn Gottfried van Swieten zu widmen. Siehe auch Brief 69 .

12 Johann Georg Reichsgraf von Browne-Camus.

13 Die Titel der Originalausgaben von op. 19 bis 22 stimmen nicht wörtlich mit der vorliegenden Formulierung überein.

14 Nach op. 19 – 22 entstanden, aber früher erschienen sind die Variationen WoO 77, die Violinsonaten op. 23 und op. 24 und der Klavierauszug des Balletts Die Geschöpfe des Prometheus op.43 (die beiden Violinsonaten waren ursprünglich unter der Opuszahl 23 zusammengefaßt; der Klavierauszug des Balletts trug die Opuszahl 24).

15 Der Brief ist nicht überliefert.


© 1998 G. Henle Verlag, München