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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
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  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

84. Beethoven an Hoffmeister & Kühnel in Leipzig

Vien am 8ten april 1802

Reit euch den der Teufel insgesammt meine Herrn? – mir Vorzuschlagen eine Solche Sonatezu machen1 – zur Zeit des Re voluzions fieber's nun da – wäre das so was gewesen aber jezt, da sich alles wieder in's alte Gleiß zu schieben sucht, buonaparte mit dem Pabste das Concordat geschlossen2 – so eine Sonate? – wär's noch eine Missa pro sancta maria a tre vocis oder eine Vesper etc – nun da wollt ich gleich den Pinsel in die hand nehmen – und mit großen Pfundnoten ein Credo in unum hinschreiben – aber du lieber Gott eine So[l]che Sonate – zu diesen neuangehenden christlichen Zeiten – hoho – da laßt mich aus – da wird nichts draus – nun im Geschwindesten tempo meine Antwort – die dame3 kann eine Sonate von mir haben, auch will ich in Aesthetischer hinsicht im allgemeinen ihren Plan befolgen – nur ohne die Tonarten – zu befolgen – den Preiß um 50 #4 – dafür kann sie dieselbe ein Jahr für sich zu ihrem Genusse behalten ohne daß weder ich noch sie dieselbe herausgeben darf – nach dem Verlauf dieses Jahres – ist die sonate nur mein zu – d.h. – ich kann und werde sie herausgeben – und sie kann sich allenfalls – wenn sie glaubt darin eine Ehre zu finden – sich ausbitten, daß ich ihr dieselbe widme – jezt behüt euch Gott ihr Herrn –
Meine Sonate ist schön gestochen5 – – doch hat's hübsch lange gedauert – mein Septett schikt ein wenig geschwinder in die Welt6 – weil der Pöbel drauf harrt – und ihr wißt's die Kaiserin hats7 – und Lumpen gibts in der Kaiserlichen stadt wie am Kaiserlichen hof – ich stehe euch darin für nichts gut – drum spudet euch – Hr. Mollo hat wieder neuerdings meine Quartetten sage: voller Fehler und Errata – in großer <Manier> und kleiner Manier herausgegeben8 sie wimmeln wie die kleinen Fische im Wasser d.h. ins unendliche – questo è un piacere per un autore – das heiß ich stechen, in Wahrheit meine Haut ist ganz voller Stiche und Rize – von dieser schönen Auflage meiner quartetten – jezt lebt Wohl – und gedenkt meiner wie ich eur

Bis in den Tod euer Treuer
Bthwn



1 Eine Sonate mit einem außermusikalischen Programm, in dem anscheinend Ideen oder Ereignisse der französischen Revolution aufgegriffen werden sollten. Hoffmeister hatte Beethoven den Plan bereits am 21.11.1801 zugeschickt, s. Brief 71 . Die vorliegende Antwort wurde am 10.4.1802 durch den Wiener Geschäftsführer Eberl nach Leipzig weitergeleitet. Er bemerkt dazu: "Endlich nach so oft gemachter Visit bey Beethoven, derer er schon übertrüsig waar, erhielte ich ein mahl beyligende antworth" (Leipzig, Sächsisches Staatsarchiv, Musikverlag C.F. Peters, Nr. 1404 fol. 126v).

2 Das Konkordat mit Papst Pius VII. vom 15.7.1801 regelte nach den Wirren der Revolution die Verfassung der katholischen Kirche in Frankreich.

3 Eine Gräfin von Kielmansegge in Dessau, möglicherweise Auguste Charlotte (1777 – 1864), s. Willibald Nagel, Kleine Beethoveniana , in: Sammelbände der internationalen Musikgesellschaft 12 (1911), S. 587f. Die Gräfin hielt Beethovens Honorarforderung für zu hoch und zog den Auftrag mit Brief 88 vom 1.5.1802 an Kühnel zurück.

4 Hoffmeister & Kühnel ließen ihren Wiener Geschäftsführer, Caspar Josef Eberl, zweimal nachfragen, "ob Beethoven nicht 30 # gemeint habe" , bzw., "ob Beethoven 30 oder 50 # meyne" (Leipzig, Sächsisches Staatsarchiv, Musikverlag C.F. Peters, Kopierbuch I, 5021, Notizen Kühnels zu Briefen an Hoffmeister & Comp. in Wien vom 17. und 24.4.1802).

5 Op. 22. Hoffmeisters Ausgabe war bereits im Dezember 1801 fertiggestellt, aus unbekannten Gründen offenbar aber einige Monate zurückgehalten worden, vgl. Brief 76 vom 19.12.1801 und Brief 79 vom 27.2.1802.

6 Op. 20 ist Ende Juni 1802 bei Hoffmeister erschienen.

7 Maria Theresia (1772 – 1807), zweite Gemahlin von Kaiser Franz II. (1768 – 1835; seit dem 11.8.1804 Kaiser Franz I. von Österreich). Die Widmung des Septetts an sie stand bereits im Frühjahr 1800 fest, wie dem Anschlagzettel zur Akademie vom 2.4.1800 zu entnehmen ist ("Ein Sr. Majestät der Kaiserinn allerunterthänigst zugeeignetes ... Septett"). Spätestens seit dieser Zeit besaß die Kaiserin eine Abschrift des Werkes.

8 Die Streichquartette op. 18 waren in zwei Lieferungen im Juni und Oktober 1801 bei Mollo erschienen und wurden in der Folgezeit mit veränderten Titelblättern und einer Anzahl von Plattenkorrekturen und -neustichen mehrfach aufgelegt, s. Sieghard Brandenburg, Beethovens Streichquartette op. 18 , in: Beethoven und Böhmen, hrsg. v. S. Brandenburg u. Martella Gutiérrez-Denhoff, Bonn 1988, S. 290ff.


© 1998 G. Henle Verlag, München