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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

127. Kaspar Karl van Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig

Wien am 12 Feb 1803

Herrn Härtel in Leipzig

Hochzuverehrender Hr!

Zu unserer Freude hat Mollo das Quintett bis jetz noch nicht angekündigt,1 und wird es auch vieleicht nicht ankündigen, weil ich bey der Hofstelle ein Dekret erwürkt habe, das künftig vom Bruder nichts mehr darf gedruckt werden, wenn es nicht von mir unterschrieben ist,2 (nemlich in der Zeitung.) auf diese Art wird es wahrscheinlich unterdrückt werden. Die Industrie Handlung, und Träg haben beyde, aber Cappi hat es noch nicht angekündigt, wahrscheinlich weil er auf seinen Kollegen Mollo wartet.3 Beyliegend werden Sie auch meine Ankündigung finden.4
Die kleinen Variationen widmen Sie der fürstin, die Grosen aus Eb dem Abbee.5 Wenn Sie künftig Klavier oder sonst andere Instrumenten brauchen, so machen Sie mir es nur bekannt, ich habe auch vor 2 Monaten Einige nach Paris geschickt, es kostet Ihnen nichts, und wird mir ein Vergnügen seyn Ihnen zu dienen. Wenn Ihnen daran gelegen ist werde ich die Klavier wenn Sie einige brauchen durch meinen Bruder aussuchen lassen.
Sie werden schon gehört haben das mein Bruder <auf> bey dem Wiedner Theater angagirt ist, er schreibt eine Oper,6 und hat das Orchester unter sich, kann dirig[ir]en wenn es nöht<h>ig ist, weil für alle Tage schon ein Direktor da ist. Er hat die <dir> Oberdirektion deswegen mehrentheils genommen damit er ein Chor für seine Musick hat.

ich bin mit der größten Hochachtung
K v Beethoven
de Vienne
A Monsieur Monsieur Breitkopf u Härtel à Leipsic über Prag

7 Variations
Dedies A Madame la Princesse Odescalchi nèe Comtesse de Keglevics

24 Variations
An Hr Abt <Stadler> Stadler



1 Es geht um die von Artaria & Comp. verlegte Ausgabe von op. 29. Tranquillo Mollo war seit dem 1.9.1802 zusammen mit Domenico (III.) Artaria Gesellschafter dieser Firma. Umgekehrt war Domenico Artaria mit Privatvertrag vom 20.10.1801 Gesellschafter in Mollos Firma T. Mollo & Comp. Beide Verlage wurden aber getrennt voneinander fortgeführt, und so wäre eher eine Erscheinensanzeige von Artaria & Comp. zu erwarten gewesen. Die enge Verflechtung der beiden Firmen führte dazu, daß Beethoven und sein Bruder keinen Unterschied zwischen ihnen machten und beiden Verlegern die Schuld an dem Raubdruck von op. 29 gaben, wie auch aus der Anzeige vom 22.1.1802 in der Wiener Zeitung zu ersehen ist, s. Anm. 4. Mollo hat sich dagegen gewehrt und einen öffentlichen Widerruf erzwungen.

2 Dieses Dekret ist nicht bekannt.

3 Das Kunst- und Industrie-Comptoir zeigte eine nicht näher spezifizierte Ausgabe von op. 29, wohl die Originalausgabe von Breitkopf & Härtel, in der Wiener Zeitung vom 22.1.1803 an (Nr. 7, S. 300). Der Kunst- und Musikalienhändler Johann Traeg (1747 – 1805), Wiener Kommissionär von Breitkopf & Härtel, annoncierte die "Originalauflage" des Quintetts ebendort in drei aufeinander folgenden Ausgaben am 22., 26. und 29.1.1803 (Nr. 7, S. 297; Nr. 8, S. 347; Nr. 9, S.391). Der Verleger Giovanni Cappi (1765 – 1815) war mit der Familie Artaria verschwägert und bis zum 16.5.1801 Gesellschafter der Firma Artaria & Comp.

4 Dem Brief liegt ein Ausschnitt aus der Wiener Zeitung Nr. 7 vom 22.1.1803 mit der folgenden Anzeige Beethovens bei:

"An die Musikliebhaber.
Indem ich das Publicum benachrichtige, daß das von mir längst angezeigte Originalquintett in C Dur bey Breitkopf und Härtel in Leipzig erschienen ist, erkläre ich zugleich, daß ich an der von dem Herrn Artaria und Mollo in Wien zu gleicher Zeit veranstalteten Auflage dieses Quintetts gar keinen Antheil habe. Ich bin zu dieser Erklärung vorzüglich auch darum gezwungen, weil diese Auflage höchst fehlerhaft, unrichtig, und für den Spieler ganz unbrauchbar ist, wogegen die Herren Breitkopf und Härtel, die rechtmässigen Eigenthümer dieses Quintetts, alles angewendet haben, das Werk so schön als möglich zu liefern.
Ludwig van Beethoven."

5 Die "kleinen Variationen" , op. 34, sind der Fürstin Barbara Odescalchi gewidmet. Die "Grosen", op. 35, wurden nicht, wie hier beabsichtigt, dem Abbé Maximilian Stadler (1748 – 1833), sondern entsprechend Beethovens Bitte vom 8.4.1803 (Brief 133) dem Grafen Moritz Lichnowsky gewidmet. Zur unten angegebenen Anzahl der Variationen s. Brief 128 , 129 und 133 .

6 Ob Beethoven in dieser Zeit schon ein Libretto in der Hand hatte, ist zweifelhaft. Ende 1803 arbeitete er an Emanuel Schikaneders Oper Vestas Feuer, s. Brief 169 vom 2.11.1803.


© 1998 G. Henle Verlag, München