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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

158. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig

[Wien, zwischen dem 15. und 27. September 1803]1

P.S.2

Ich trage ihnen folgende Werke um 300 fl. an: I zwei Werke Variationen , wovon in einem die V. [ariationen] über God save the King3 , die andern über Rule Britannia4 ; –
2) ein Wachtellied5 , wovon ihnen die Poesie vieleicht bekannt, welches aus drey strophen besteht, und hier aber ganz durch komponirt ist. –
3) Drey Märsche zu Vier Händen6 , die leicht, aber doch nicht ganz klein sind, wovon aber der leztere so groß ist, daß er der Marsch dreyer Märsche heißen kann. –
antworten sie mit der nächsten Post, da die sache Eil hat. –
die Variationen wovon sie so gütig waren mir einige Exemplare zu schicken,7 waren doch nicht so ganz ko rrekt . – ich wünschte bey alle dem von den andern8 Ein Exemplar vorher sehen zu können, da ich immer fürchte, daß in den andern vieleicht bedeutendere Fehler seyn Möchten – für die Bach wird gleich anfangs winter gesorgt werden,9 da jezt zu wenig leute von Bedeutung hier sind, und ohne das kömmt nichts rechts zusammen. –
dem Hr. Redakteur der M.[usikalischen] Z.[eitung] danken sie ergebenst für die Güte, die er gehabt eine so schmeichelhafte Nachricht von Meinem oratorio einrücken zu laßen, wo so derb über die Preise, die ich gemacht gelogen wird, und ich so infamiter behandelt bin,10 das zeigt vermuthlich die unpartheyli[c]keit – meinetwegen – wenn das das Glück der M. Z. macht. –
Was fodert man nicht für Edelmuth von einem wahren Künstler, und gewiß nicht ganz ohne sich zu irren, aber hingegen wie abscheulich, <und>wie niedrig erlaubt man sich so leicht über unß herzufallen. –
antworten sie gleich, das nächstemal von was anderm –

wie immer ihr ergebenster
Lv. Beethowen

Nb : alles was ich ihnen hier antrage ist ganz Neu. – da leider so viele fatale alte Sachen von mir verkauft und gestohlen werden11

An Breytkopf und Härtel in Leipzig



1 Das Schreiben dürfte dem Verlag am 20.9.1803 noch nicht vorgelegen haben, da dieser in Brief 156 nicht darauf eingeht. Umgekehrt hat Beethoven Brief 156 , der etwa am 26. oder 27.9.1803 in Wien eingetroffen sein wird, offenbar nicht gekannt. Legt man den Zeitraum von einer Woche für die Beförderung von Briefen auf der Strecke Wien- Leipzig zugrunde, so gelangt man zu den angegebenen Eckdaten.

2 Anderson (Nr. 81) vermutet, das vorliegende Schreiben sei ein Postskript zu einem Brief Kaspar Karl van Beethovens, und zwar entweder zu einem verschollenen oder zu Brief 163 vom 14.10.1803. Gegen diese Annahme sprechen inhaltliche Gründe wie auch das Vorhandensein einer eigenen Adresse, die Siegelung und die postalischen Kürzel. Beethoven verwendete die Abkürzung "P.S." im Sinne von "P.P." ("Praemissis Praemittendis") auch in anderen Geschäftsbriefen anstelle einer persönlichen Anrede, s. Brief 140 , 157 und 218 .

3 WoO 78.

4 WoO 79.

5 WoO 129. Das Gedicht Der Wachtelschlag war im 18. Jahrhundert in zahlreichen Varianten verbreitet. Der Verfasser ist nicht bekannt, s. Max Friedlaender, Das deutsche Lied im 18. Jahrhundert , Stuttgart- Berlin 1902, Bd. 2, S. 450f. Die von Beethoven vertonte Fassung stammt von Samuel Friedrich Sauter.

6 Op. 45.

7 Op. 34. Die ersten Exemplare der bei Breitkopf & Härtel erschienenen Originalausgabe erhielt Beethoven im Juni 1803, s. Brief 141 und 146 .

8 Gemeint sind die Variationen op. 35. Die Originalausgabe von Breitkopf & Härtel war nach den Druckbüchern des Verlags bereits im August ausgedruckt worden. Offenbar hatte Beethoven aber bislang noch kein Exemplar erhalten.

9 Beethoven bezieht sich auf sein Versprechen in Brief 59 vom 22.4.1801, an das ihn der Verlag zuletzt in Brief 146 (30.6.1802) erinnert hatte.

10 In der AMZ 5 (Nr. 35 vom 25.5.1803), Sp. 590 war über die Uraufführung von op. 85 (5.4.1803 im Theater an der Wien) berichtet worden: "Noch gab Herr Beethoven eine Kantate von seiner Komposition: Christus am Oehlberg. Niemand hat den folgenden Tag begreifen können, warum Hr. B. bey dieser Musik die ersten Plätze doppelt, die gesperrten Sitze dreyfach, und jede Loge (statt 4 Fl.) mit 12 Dukaten sich bezahlen liess. – Allein man darf hierbey nicht vergessen, dass dieses Hrn. Beethovens erster Versuch dieser Art war. Ich wünsche aufrichtig, dass er den Kassen-Gehalt bey dem zweyten Versuche eben so ergiebig; von Seiten der Komposition aber mehr Charakterisirung und einen besser überdachten Plan haben möge." Der anonym erschienene Artikel ist mit "Wien den 11. May" datiert.

11 Wahrscheinlich meint Beethoven die Kompositionen, die in jüngster Zeit durch seine Brüder Kaspar Karl und Johann mehreren Verlegern angeboten wurden, s. Brief 153 , 154 und 155 .


© 1998 G. Henle Verlag, München