218. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig
Wien den 18t. April 1805.
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Ich bedaure selbst recht sehr, daß ich Ihnen die beyden noch für Sie bestimmten Stücke bis jezt nicht schicken konnte, allein nicht zu ändernde Umstände, nämlich der Mangel eines vertrauten Kopisten, und sehr starke Beschäftigung des einzigen, dem ich jezt solche Sachen übergeben kann, verhinderten mich, und machen es mir auch noch in dem jetzigen Augenblicke unmöglich. – Ich werde die beste Sorge tragen, und hoffe es zu bewirken, daß Sie dieselben nun in 4 bis 6 Wochen ganz sicher erhalten. – Indeßen muß ich, da ohnedem Sie durch nichts gehindert sind, den Stich der bereits emfangenen Werke sogleich anzufangen, mit Nachdruck darauf bestehen, daß die Simphonie und die 2 Sonaten ganz sicher nach Verlauf von <drey> zwey Monat[en] erscheinen. – Die verzögerten Erscheinungen meiner Werke haben für meine Verhältniße als Autor schon oft nicht unbedeutende Nachtheile gehabt, und es ist daher mein fester Entschluß, künftig solche Zeitpunkte zu bestimmen, und davon keineswegs mehr abzugehn. In Beziehung auf die Bezahlung wird für beyde gewiß das billigste seyn, wenn Sie, da bereits drey Werke in Ihren Händen sind, hierfür einstweilen die Summe von 700 fl, und nach Empfang der beyden andern Stücke erst den Rest mit 400 fl übermachen. – Die Berichtigung der Sache wird am leichtesten vor sich gehn, wenn Sie, wie ich Ihnen hierdurch vorschlage, das Geld jedesmal an Ihren hiesigen Kommißionair schicken, dem ich alsdann bey der Zahlung sogleich den von Ihnen verlangten Eigenthums Schein in gehöriger Form einhändigen werde. – Sollten Ihnen, wider Vermuthen, diese Bedingungen, sowohl in Rücksicht der baldigen Herausgabe, als der Modalität[en] der Zahlung, nicht ganz paßend seyn, und können Sie mir ihre Erfüllung nicht ganz bestimmt zusichern; so bleibt mir, obschon es mir unangenehm seyn würde, nichts übrig, als das Geschäft abzubrechen, und die unverzügliche Zurücksendung der Werke, die Sie bereits erhalten haben, zu verlangen. – Die Partitur des Oratoriums wird ihnen der Fürst Lichnowsky selbst bis Ende dieses Monates geben; wenn die Stimmen vorher schon ausgetheilt sind, wird es desto eher zur Aufführung gebracht werden können. – Für den Fall, daß Sie die Simphonie behalten, wäre es vielleicht gut, dieselbe mit dem Oratorium aufzuführen; beyde Stücke füllen einen ganzen Abend sehr wohl aus. – Wenn keine andere Einrichtung entgegensteht; so ist es alsdann meine Gesinnung und mein Wunsch, daß der Madame Bach die Einnahme zugewendet werden möge, der ich schon lange etwas bestimmt habe. –
Ludwig van Beethowen
1
Op. 56 und eine Klaviersonate (op. 57).
2
Vermutlich Wenzel Schlemmer, s. auch Brief 222 und Alan Tyson, Notes on Five of Beethoven's Copyists , in: JAMS 23 (1970) S. 441f.
3
Op. 55.
4
Op. 53 und op. 54.
5
Korrektur von anderer, unbekannter Hand.
6
Der Verlag hatte Beethoven eine Herstellungszeit von drei bis vier Monaten genannt, s. Brief 205 vom 22.12.1804.
7
Das Geschäft wurde tatsächlich im Juni 1805 abgebrochen, s. Brief 223 und 226 .
8
Fürst Karl von Lichnowsky hat sich offenbar auch schriftlich mehrfach für die Aufführung und Drucklegung von op. 85 eingesetzt, s. Brief 209 und 249 .
9
Regina Susanna Bach.
10
Siehe Brief 59 vom 22.4.1801. Zu einer Verwirklichung dieses Vorhabens ist es nicht gekommen.