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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

240. Beethoven an die Fürstin Josephine Sophie von Liechtenstein1

[Wien, kurz vor dem 13. November 1805]2

Verzeihen Sie Durchlauchtigste Fürstin! Wenn sie Durch den Überbringer dieses Vieleicht in ein unangenehmes Erstaunen gerathen3 – Der armeRieß mein schüler muß in diesem unglückseeligen Krieg Die Muskete auf die schultern nehmen, und – muß zugleich schon als Fremder in einigen Tägen von hier fort4 – er hat nichts, gar nichts – muß eine weite reise machen – die Gelegenheit zu einer Akademie5 ist ihm in diesen Umständen gänzlich abgeschnitten – Er muß seine Zuflucht zur Wohlthätigkeit nehmen – Ich emphele ihnen denselben – Ich weiß es sie verzeihen mir diesen Schritt – Nur in der aüßersten Noth kann ein edler Mensch zu solchen Mitteln seine Zuflucht nehmen – in dieser Zuversicht schikte ich ihnen den armen, um nur seine Umstände in etwas zu erleichtern – Er muß zu allen, die ihn kennen, seine Zuflucht nehmen.

mit der tiefsten Ehrfurcht
L. van Beethowen
Pour Madame La Princesse Liechtenstein



1 Josephine Sophie von Liechtenstein geb. Landgräfin von Fürstenberg-Weytra (1775 – 1848) war seit 1792 mit Fürst Johann Joseph von Liechtenstein-Nikolsburg verheiratet. Im fürstlichen Haus wurden Musik und Kunst gleichermaßen intensiv gepflegt. Hiervon zeugen u.a. die große Bibliothek und die Gemäldegalerie des Fürsten.

2 Der Brief wurde nach Ries' Angabe "einige Tage vor dem Einzuge der Franzosen 1805" in Wien, also vor dem 13.11.1805 geschrieben, s. Wegeler/ Ries S. 134.

3 Ries merkt an: "Der Brief wurde (was Beethovens höchsten Zorn erregte) nicht abgegeben, doch verwahrte ich das auf ein kleines, ungleich beschnittenes Quartblättchen geschriebene Original als einen Beweis von Beethovens Freundschaft und Liebe für mich" , Wegeler/ Ries S. 135.

4 Ferdinand Ries war als Bürger der Stadt Bonn seit dem Frieden von Campo Formio (1797), in dem die linksrheinischen Territorien des Deutschen Reichs an Frankreich abgetreten wurden, französischer Untertan und unterlag der Konskription. Im Herbst 1805 wurde er nach Bonn (bzw. zu seinem Regiment in Koblenz) einberufen, dann aber wegen einer Sehschwäche vom Militärdienst freigestellt. Über das Datum seiner Abreise aus Wien liegen widersprüchliche Angaben vor. Nach einem auf Ries zurückgehenden Bericht in der Zeitschrift Harmonicon erfolgte sie im Dezember 1805. Dagegen nimmt Thayer September 1805 an, was mit dem Datum des vorliegenden Briefes allerdings nicht in Einklang zu bringen ist, s. Memoir of Ferdinand Ries in: The Harmonicon 2 (1824), S. 33ff. bzw. TDR II, S. 480. Ries reiste offenbar noch vor dem Einmarsch der Franzosen, wahrscheinlich Anfang November 1805 aus Wien ab.

5 Darüber Anmerkung von Ries: "(Concert)" .


© 1998 G. Henle Verlag, München