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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

250. Gräfin Josephine Deym an Beethoven

(Entwurf)

[Wien, vermutlich 24. April 1806]1

den 24 früh
Sie wissen nicht, wie wehe Sie meinem Herzen thun – Sie behandeln mich ganz falsch – Sie wissen nicht was Sie oft thun – Wie tief ich fühle –
Wenn Ihnen mein Leben lieb ist, so handeln Sie mit mehr Schonung – Und vor allem – zweifeln Sie nicht an mir Ich kann es nicht ausdencken, wie tief kränkend es ist, bei innerm Bewußtseyn, bei so viel Aufopferung für Tugend und Pflicht – niedrigen Geschöpfen, wenn gleich nur in Gedanken mit leisem Verdachte gleich gesetzt zu werden! Dieser Verdacht den Sie so oft, so kränkend mir zu verstehen geben, ist das was mich über allen Ausdruck schmerzt –
Er seye fern von mir. Ich verabscheue, diese niedrigen, äusserst niedrigen Vortheile unsers Geschlechts! – – Sie sind tief unter mir – Und ich glaube ihrer nicht zu bedürfen! – Coquetterie , und kindische Eitelkeit seyen gleich weit von mir entfernt – So wie meine Seele weit erhaben ist – über jede<n> Vortheile des Eigennutzes – dessen Sie mich wohl schuldig glauben – Nur der Glaube an Ihren innern Werth machte mich Sie lieben – Sind Sie nicht so edel, wie ich Sie glaube, so soll auch ich nicht den mindesten Werth in Ihren Augen haben, den[n] nur in der Voraussetzung, daß Sie gute Geschöpfe zu schätzen wissen, kann ich einigen Werth haben!! –
Denken Sie immer, Sie haben ihr Wohlwollen Ihre Freundschaft einem Geschöpfe geschenkt – daß gewiß ganz Ihrer würdig ist



1 Datierung nach Goldschmidt, der das Schreiben in Zusammenhang mit dem Werben des Grafen Anton Maria von Wolkenstein-Trostburg (1760 – 1808) um Josephine Deym sieht und eine Eifersuchtsäußerung Beethovens als Anlaß vermutet. Wolkenstein hatte sich im Winter 1805/06 als Obersthofmeister des ehemaligen Großherzogs Ferdinand von Toskana, jetzigen Großherzogs von Würzburg, in Ofen aufgehalten und hatte dort Josephine "die Cour gemacht" . Als am 11.4.1806 sein Vater in Wien gestorben war, kam Wolkenstein für etwa 14 Tage in die österreichische Hauptstadt und suchte dort ebenfalls die Nähe der Gräfin, vgl. Harry Goldschmidt, Um die Unsterbliche Geliebte , Leipzig 1977, S. 149. Zu dem Schreiben ist ein weiterer, früherer Entwurf überliefert, 1 Doppelblatt, 3 beschriebene Seiten; Bonn, Beethoven-Haus (Slg. H.C. Bodmer BBr 84, Anlage e):

"Sie wissen nicht wie wehe Sie meinem Herzen thun – Sie behandeln mich ganz falsch — — — —
Sie wissen nicht was Sie oft thun! – Wie tief ich fühle — — — —
Wenn Ihnen mein Leben lieb ist – so handeln Sie mit mehr schonung – und vor allen zweifeln Sie nicht an mir – Ich kann es nicht aus drücken wie tief kränkend es ist bei innerm Bewustseyn, bei so viel Aufopferung für Tugend und Pflicht niedrigen Geschöpfen, wenn auch nur in Gedanken mit dem leisen Verdacht gleich gesetzt zu werden.
<Glauben Sie l.g. B, daß ich viel mehr, viel mehr> leide als Sie – viel mehr!
Dieser Verdacht den Sie, so oft so kränkend mir zu verstehen geben es ist das was mich über allen Ausdruck schmerzt. Er seye fern von mir — — — — Ich verabscheue, diese niedrigen, äusserst niedrigen Kunstgriffe, unsers Geschlechts. Sie sind tief unter mir — — — —
Und ich glaube ihrer nicht zu bedürfen. Nur der Glauben an Ihren innern Werth machte mich Sie lieben. Sind Sie nicht so edel wie ich Sie glaube so soll auch ich nicht den mindesten Werth in Ihren Augen haben –
denn nur in der Voraussetzung daß Sie gute Geschöpfe zu schätzen wissen, kann ich einigen Werth in ihren Augen haben".

© 1998 G. Henle Verlag, München