256. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig
Grätz am 3ten HeuMonath. [= September] 1806
P.S.
Etwas viel zu thun und die kleine Reise hieher konnte ich ihren Brief nicht gleich beantworten – obschon ich auf der Stelle entschloßen war, ihre Anerbietungen einzugehen, indem selbst meine Gemächlichkeit bey einem solchen Vorschlage gewinnt, und manche unvermeidliche Unordnung hinwegfällt – ich verpflichte mich gern in Deutschland niemand anderm mehr meine Werke als ihnen zu geben, auch selbst auswärts nicht anders <in> als in diesen hier jezt ihnen angezeigten Fällen: nemlich indem mir vortheilhafte Anerbietungen von auswärts vom verlegern gemacht werden, <die>werde ich es ihnen zuwissen machen, und sind sie anders <gesonnen> gestimt dafür, so werde ich gleich ausmachen, daß sie das selbe werk in Deutschland für ein geringeres honorar von mir ebenfalls erhalten können – der zweite Fall ist: falls ich von Deutschland auswandere, welches wohl geschehen kann, daß ich meine Werke als denn sey es in paris oder london Fr[e]y verkaufen kann, doch sie ebenfalls wie oben auch wieder, wenn sie Lust dazu haben, daran Theil nehmen können –
sind ihnen diese Bedingungen recht, so schreiben sie mir – ich glaube, daß es so ganz zweckmäßig für sie und mich wäre – sobald ich ihre Meynung hierüber weiß – können sie also gleich von mir 3 Violin quartetten ein neuesKlawierkonzert , eine neue sinfonie , <ein>die Partitur meiner oper , und mein oratorium haben –
in Ansehung H. v. Rochliz haben sie mich mißverstanden, ich habe ihn wirklich von Herzen ohne alle NebenAbsichten oder Mißdeutungen grüßen laßen – eben so H. Müller , für den ich viel Künstler-Achtung hege – sollten sie mir sonst etwas Interessantes mittheilen können, so werden sie mir ein großes Vergnügen gewähren –
mit wahrer Hochachtung ihr
Ludwig van Beethowen
Nb. Mein jeziger Aufenthalt <in>ist hier in schlesien, so lange der Herbst dauert – bey Fürst Lichnowsky – der sie grüßen läßt – meine adresse ist an L. v. Beethowen in Troppau –
An H. Breitkopf und Härtel in Leipzig
1
Gemeint ist wahrscheinlich Brief 255 vom 11.7.1806, nicht überliefert.
2
Op. 59.
3
Op. 58.
4
Op. 60.
5
Fidelio (Leonore) op. 72.
6
Op. 85.
7
Vgl. Brief 254 .