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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

271. Beethoven an Marie Bigot de Morogues1

[Wien, 4. März 1807]2

Mein[e] liebe Verehrte Marie! das Wetter ist so göttlich schön – und wer weiß, obs Morgen so ist? – ich schlage ihnen daher vor, sie gegen 12 uhr heute Mittags zu einer Spazierfahrt abzuholen – da Bigot3 vermuthlich schon aus ist, so können wir ihn freylich nicht mitnehmen – aber deswegen es ganz zu unterlaßen, das fodert Bigot selbst gewiß nicht – nur die Vormittäge sind jezt am Schönsten – warum den Augenblick nicht ergreifen, da er so schnell verfliegt – Es wäre <von> der so aufgeklärten und gebildeten Marie ganz entgegen, wenn sie bloßen Scrupeln zu gefallen, mir das gröste Vergnügen rauben wollte – Was für ursachen sie auch anführen werden, wenn sie meinen Vorschlag nicht annehmen, so werde ich es nichts anders als dem wenigen zutrauen, was sie in meinen Karakter sezen, zuschreiben – und werde nie glauben, daß sie Wahre Freundschaft für mich hegen.
Caroline4 wickeln sie ein in Windeln von Kopf bis zu füßen, damit ihr nichts geschehe – antworten sie mir nun liebe M. ob sie können – ich frage nicht, ob sie wollen – weil das leztere nur von mir zu meinem Nachtheile wird erklärt werden – schreiben sie also nur zwei worten ja oder Nein. – leben sie wohl, und machen sie, daß mir das eigennüzige vergnügen gewährt wird, mit <zweien der> zween Personen, an denen ich so viel theilnehme, den frohen Genuß der heitern schönen Natur theilen zu können –

ihr Freund und verehrer
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1 Anne Marie Cathérine Bigot de Morogues geb. Kiené (1786 – 1820), französische Pianistin, gebürtig aus Colmar (Elsaß). Bereits in jungen Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Neuchâtel, Westschweiz. Dort heiratete sie am 9.7.1804 den bretonischen Adeligen Paul Bigot de Morogues, mit dem sie noch im gleichen Jahr nach Wien ging. Im Mai 1805 trat sie in einem Konzert im Augartensaal auf. Wann sie mit Beethoven in Kontakt kam, läßt sich nicht genau ermitteln, wahrscheinlich im Winter 1806/07, als Beethoven häufiger im Hause des Grafen Andreas Kyrillowitsch Rasumowsky verkehrte, bei dem Paul Bigot als Bibliothekar angestellt war. In dieser Zeit spielte Marie Bigot aus dem im Herbst 1806 vom Regen verdorbenen Autograph der Appassionata op. 57, die noch nicht veröffentlicht war. Beethoven machte ihr die Handschrift nach der Publikation (Februar 1807) zum Geschenk. Nach der Flucht des Adels aus Wien und der Besetzung der Stadt durch die napoleonischen Truppen 1809 wandte sich die Familie Bigot nach Paris. Siehe Robert Perreau, Une grande pianiste colmarienne, Marie Kiené, épouse Bigot de Morogues , in: Annuaire de la Société Historique et Littéraire de Colmar 12 (1962), S. 59 – 67, sowie Francois-Joseph Fétis, Biographie universelle des musiciens et Bibliographie générale de la musique , Bd. 1, Paris 1873, S. 413.

2 Der Brief wurde einen Tag vor Brief 272 vom 5.3.1807 geschrieben.

3 Marie Bigots Gatte Paul.

4 Vermutlich die Schwester Marie Bigots, Caroline Kiené.


© 1998 G. Henle Verlag, München