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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
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  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

277. Beethoven an Ignaz und Camille Pleyel1 in Paris

Wien den 26. April 1807.

Ich bin gesonnen, nachstehende sechs neue Werke an eine Verlags Handlung zu Paris, an eine in London und an eine in Vienne zugleich, jedoch unter der Bedingung zu verkaufen, daß sie an jedem dieser drey Orte erst nach einem bestimmten Tage erscheinen dürfen.2 Auf diese Art glaube ich meinen Vortheil in Beziehung auf die schnelle Bekanntmachung meiner Werke, und dann in Beziehung des Preises sowohl meinem, als dem Vortheil der verschiedenen Verlags Handlungen zu vereinigen die Werke sind:3

1) eine Symphonie 4) 3 Quatuors
2) eine Ouverture, 5) ein Concert für's Klavier
komponiert für das Trauerspiel 6) das Violin Concert arrangé
Coriolan von H. Collin für das Klavier
3) ein Violin Concert. avec des notes additionelles

Ich trage Ihnen den Verlag dieser Werke für Paris an, und mache Ihnen, um durch schriftliches Handeln die Sache nicht in die Länge zu ziehen, gleich den sehr billigen Preiß von 1200 Gulden Augsburger Current .4 Diese Summe würden Sie mir dann bei Ihrem hiesigen Korrespondenten oder Wechsler in guten Augsburger Wechseln gegen Empfang der 6 Werke auszahlen lassen, und Ihr Korrespondent hätte dann auch <d> für die Versendung zu sorgen. Da ich nicht zweifle, daß Ihnen dieser Antrag gefällt, so ersuche ich Sie um eine baldige Antwort, damit diese Werke, welche alle schon bereit liegen, dann unverzüglich Ihren hiesigen Korrespondenten können übergeben werden.
Was den Tag der Herausgabe betrift; so glaube ich für die 3 Werke der ersten Kolone den 1. 7br [September],5 und für die der zweiten Kolone den 1. 8ber [Oktober] d.J. bestimmen zu können.
Ludwig van Beethowen

Mein lieber verehrter Pleiel – Was machen sie, was ihre Familie, ich habe schon oft gewünscht bey ihnen zu seyn, bis hieher war's nicht möglich, zum Theil war auch der Krieg dran schuld, ob man sich ferner davon müße abhalten laßen – oder länger? – – so müßte man Paris wohl nie sehen – –
mein lieber Camillus , so hieß, wenn ich nicht irre der Römer, der die bösen Gallier von Rom wegjagte,6 um diesen Preiß, mögte ich auch so heißen, wenn ich sie allenthalben vertreiben könnte, wo sie nicht hingehören – was machen sie mit ihrem Talent lieber Camill – ich hoffe, sie laßen es nicht allein bloß für sich wirken – sie thun wohl etwas dazu – ich umarme sie beyde Vater und sohn von Herzen, und wünsche neben dem Kaufmännischen, was sie mir zu schreiben haben, auch vieles von dem, was sie selbst und ihre Familie angeht zu wißen – leben sie wohl und vergeßen sie nicht ihren Wahren Freund
Beethowen



1 Ignaz Joseph Pleyel (1757 – 1831), aus Österreich stammender Komponist, Musikverleger und Klavierbauer. Er war Schüler Vanhals und Haydns. Nach Aufenthalten in Italien, Straßburg und London ließ er sich 1795 in Paris nieder. 1802 eröffnete er mit seiner "Bibliothèque musicale" die erste bekannte Reihe von Taschenpartituren. Ignaz Pleyel war Beethoven wohl im Sommer 1805 begegnet, als er sich in Wien aufhielt, s. AMZ 7 (1805), Sp. 631 und 767. Siehe auch Brief 227 . Camille Pleyel (1788 – 1855), Komponist, Pianist und Musikverleger, Sohn Ignaz Pleyels, Schüler von Johann Ladislaus Dussek und Daniel Gottlieb Steibelt. 1815 wurde er offizieller Teilhaber im Verlag seines Vaters. Später schloß er Freundschaft mit Frédéric Chopin, der seine pianistische Laufbahn in Paris in der " Salle Pleyel", dem Musiksaal der Klavierwerkstatt Pleyel, begann und beendete.

2 Ein Vertragsabschluß mit Pleyel für Paris bzw. Frankreich kam nicht zustande. Die Verlagsrechte für London bzw. das Vereinigte Britische Königreich hatte am 20.4.1807 Muzio Clementi gekauft. Die Wiener bzw. österreichischen Verlagsrechte hatte das Kunst- und Industrie-Comptoir wohl schon bald nach Abbruch der Verhandlungen mit Breitkopf & Härtel im Winter 1806/07 erworben.

3 Op. 60, op. 62, op. 61, op. 59, op. 58 sowie die Bearbeitung von op. 61 als Klavierkonzert.

4 Der Gulden Augsburger Courant entspricht der österreichischen Konventionsmünze. Von Clementi verlangte Beethoven ein Honorar von 200 Pfund Sterling, also etwa 1800 Gulden Konventionsmünze.

5 Im Vertrag mit Clementi hatte sich Beethoven verpflichtet, die drei Werke der ersten Kolonne, op. 60, op. 61 und op. 62, außerhalb des Vereinigten Königreichs nicht vor dem 1.9.1807 zu veröffentlichen.

6 Beethoven bezieht sich auf Marcus Furius Camillus (gest. 365 v. Chr.), den zweiten Gründer Roms. Er hatte im Jahre 390 v. Chr. die Gallier aus Rom vertrieben und das römische Volk bewogen, die zerstörte Stadt an der nämlichen Stelle wiederaufzubauen.


© 1998 G. Henle Verlag, München