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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

305. Beethoven an Baron Ignaz von Gleichenstein

[Wien, möglicherweise Herbst oder Winter 1807]1

Lieber guter Gleichenstein! ich kann durchaus nicht mir widerstehen, dir meine Besorgnisse wegen Breunings krammp[f]haften Fieberhaftem Zustande zu aüßern, und dich zugleich zu bitten, daß du so viel als nur immer möglich dich fester an ihn anknüpfst, oder ihn vielmehr fester an dich zu ziehen suchst, meine Verhältnisse erlauben mir viel zu wenig die hohe[n] Pflichten der Freundschaft zu erfüllen, ich bitte dich ich beschwöre dich daher im Namen der guten Edeln Gefühle, die du gewiß besizest, daß du mir diese für mich wirklich Quälende Sorge übernimmst, besonders wird es gut seyn, Wenn du ihn suchst mit dir hier oder da hinzugehn, und (so sehr er dich zum Fleiße anspornen mag) du ihn etwas von seinem übermäßigen, nur mir scheint, nicht immer ganz nöthigen Arbeiten abzuhalten – du kannst es nicht glauben, in welchen Exaltirten Zustande ich ihn schon gefunden – seinen gestrigen Verdruß wirst du wissen – alles Follge von Seiner ersch[r]ecklichen Reizbarkeit, die ihn, wenn er ihr nicht zuvorkommt, sicher zu Grunde richten wird –
Ich trage dir also mein lieber Gleichenstein die Sorge für einer meiner besten bewährtesten Freunde auf, um so mehr, da deine Geschäfte schon eine Art von Verbindung zwischen euch errichten,2 und du wirst diese noch mehr befestigen dadurch, daß du ihm öfter deine Sorge für seyn Wohl zu erkennen gibst, welches du um so mehr kannst, da Er dir wirklich Wohl will, – doch dein Edles Herz, das ich recht gut kenne, braucht wohl hierin keine Vorschriften; – Handle also für mich und für deinen guten Breuning. ich umarme dich von Herzen
Beethowen
Pour M. de Gleichenstein (ches lui)



1 Der Brief wurde in einer Zeit geschrieben, als Gleichenstein noch im Hofkriegsrat tätig war. Obwohl er endgültig erst im Dezember 1810 ausgeschieden ist, ließ er aus Sicherheitsgründen bereits Ende 1808/Anfang 1809 verbreiten, daß er den kaiserlichen Dienst quittiert habe. Er war seit Mitte Februar 1809 in Südwestdeutschland und Frankreich geheimdienstlich tätig und hatte für sich und seine in Freiburg lebenden Eltern bei Entdeckung französische Repressalien zu befürchten, s. Brief 428 . Im Februar 1810 kehrte er nach Wien zurück, nahm aber seine Arbeit im Hofkriegsrat nicht wieder auf. Für die Datierung des vorliegenden Briefes ist ebenfalls zu berücksichtigen, daß Gleichenstein von Ende Januar bis Ende August 1808 auf Reisen und Stephan von Breuning offenbar noch ledig war (er heiratete im April 1808 Julie von Vering, die bereits am 19.3.1809 verstarb). Als Zeitraum für die Datierung kommt daher der Beginn der näheren Bekanntschaft Gleichensteins mit Beethoven, etwa April 1807, bis zu seiner Abreise Ende Januar 1808 in Frage. Der Brief wurde möglicherweise im Herbst oder Winter 1807 geschrieben.

2 Gleichenstein und Breuning waren beide im k.k. Hofkriegsrat angestellt, Gleichenstein als Konzipist (seit 1.11.1801), Breuning zunächst (seit dem 19.3.1803) in derselben Position und seit 1805 als Sekretär.


© 1998 G. Henle Verlag, München