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Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

327. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig

Vien am 8ten Juni [1808]1

Euer Hochwohlgebohrn!

Der Hofmeisterdes jungenGrafen Schönfeld2 ist schuld, indem er mir Versichert, daß sie wünschten wieder Werke von mir zu haben, an diesem schreiben – obschon durch so mehrmalige Abbrechu[n]g3 beynahe überzeugt, daß auch diese von mir gemachte Anknüpfung doch wieder Fruchtloß, Trage ich ihnen in diesem Augenblicke nur folgende Werke an –
2 sinfonien4 , eine Messe5 , und <eine Sonate mit>eine Sonate für's Klawier und Violonzell6 – + Nb. für alles zusammen verlange ich 900 fl.+ – <für jede Sinfonie verlange ich [3]00 fl. für die Meße [zwei]hundert fl, für die Sonaten 100 fl.> – +Meine Eile mag die Sau verzeihen – +7 jedoch muß diese Summe von 900 fl. nach Viener Währung in KonwenzionsGeld, Worauf also auch namentlich <der>die Wechsel lauten müßen, ausgezahlt werden – Aus mehrern Rücksichten muß ich bey den 2 Sinfonien die Bedingung machen, daß sie vom 1-ten Juni angerechnet erst in Sechs Monathen herauskommen dörfen – Vermuthlich dörft ich eine Reise gegen den Winter machen, und wünschte daher, daß sie wenigstens im Sommer noch nicht bekannt würden – ich könnte auch dieselbigen Werke an das Industrie-Komtoir hier überlaßen, wenn ich wollte, da sie voriges Jahr auch 7 Große Werke8 von mir genommen, welche nun beynahe alle schon im Stich zu haben sind – und da sie überhaupt gerne alles von mir nehmen – Jedoch würde ich ihre Handlung, welches ich ihnen schon mehrmal gesagt, vor allen Vorziehen wenn sie nur einmal auch entschloßner mit mir handelten, ich bin überzeugt, daß sie und ich dabey gewinnen würden, sie werden mich in manchen Gelegenheiten nichts weniger als Geld süchtig, sondern eher zuvorkommend und auf allen Nuzen Verzicht leistend finden, auch ließe sich von einer Solchen Verbindung selbst nicht für mich sondern für Kunst überhaupt etwas gutes finden – machen sie mir sobald als möglich ihren Entschluß bekannt, damit ich mich noch bey Zeiten mit dem I.[ndustrie] K.[omptoir] einlassen kann, machen sie, daß wir doch einmal zusammen kommen, und zusammen bleiben – Von meiner Seite werde ich gewiß alles anwenden – immer werden sie mich offen ohne allen andern Rükhalt auch in Diesen Verhältnißen finden – kurzum alles mag ihnen zeigen, wie gern ich Verbindungen mit ihnen eingehe –

ihr ergebenster Lv Beethowen
Man bittet noch einmal um Geschwinde Antwort

Von meiner Meße wie überhaupt von mir selbst sage ich nicht gerne etwas, jedoch glaube ich, daß ich den text behandelt habe, wie er noch wenig behandelt worden, auch wurde sie an Mehreren Orten, unter anderm auch bey Fürst Esterhazi auf den NamensTag der Fürstin mit vielem Beyfall gegeben in Eisenstadt,9 – ich bin überzeugt, daß die Partitur und selbst KlawierAuszug ihnen gewiß einträglich seyn wird –

An Breitkopf und Härtel in Leipzig.



1 Die Jahreszahl ergibt sich aus dem Registraturvermerk des Verlages.

2 Georg August Griesinger, sächsischer Legationsrat in Wien. Er war Hofmeister bei Graf Johann Hilmar Adolph von Schönfeld. Griesinger hatte schon in den Jahren 1802/03 zwischen Beethoven und dem Verlag Breitkopf & Härtel vermittelt.

3 Sowohl die Verhandlungen im Jahre 1805 als auch diejenigen im Jahre 1806 waren gescheitert, s. Brief 226 und 260 .

4 Op. 67 und op. 68.

5 Op. 86.

6 Op. 69.

7 Beethoven entschuldigt sich für die unsaubere Durchstreichung des vorhergehenden Satzes.

8 Op. 56 – op. 62.

9 "in Eisenstadt" über einem Gedankenstrich ergänzt. Die Messe op. 86 ist zum Namenstag der Fürstin Maria Esterházy (8.9.1807) komponiert und unter Beethovens Leitung am 13.9.1807 aufgeführt worden, s. Briefe 291 und 292 .


© 1998 G. Henle Verlag, München