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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

400. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig

Vien am 19ten wein Monath [= September] 18091

Mein hochgeehrtester Herr,

Auf ihren Brief vom 21 august2 , antworte ich ihnen, daß ich wohl zufrieden bin, wenn sie mir auch einige Posten in wiener Courant ,3 (jedoch nicht viel), wollen ausbezahlen lassen – die 3 werke sind schon abgeschickt, nun wünschte ich freylich, daß sie mir das honorar für diese 3 werke4 früher anweisen als sie in Leipzig ankommen, ja wenn sie es sogleich hier anweisen wollten, würde mir sehr lieb seyn – wir sind hier in geldes Noth,5 dann, wir brauchen zweimal so viel als sonst – verfluchter Krieg – bey dem lied aus D sezen sie das tempo Allegretto6 – sonst singt mans zu langsam – schreiben sie mir gefälligst, was die ausgaben von Schiller, Göthe7 in Konwenzionsgeld kosten, auch die ganz in kleinem format Ausgabe von wieland8 – soll ich sie schon kaufen, so mag ich sie doch lieber von da her, indem hier alle ausgaben verhunzt, und theuer sind –
nächstens über Quartetten, die ich schreibe,9 – ich geb mich nicht gern mit Klavier Solo Sonaten ab, doch verspreche ich ihnen einige10wissen sie denn schon daß ich Mitglied der Gesellschaft schöner Künste und wissenschaften geworden bin?11 – also doch einen Titel – haha das macht mich lachen –

leben sie wohl ich habe nicht viel Zeit als ihnen zu sagen, daß ich mich nenne ihr ergebenster
Beethowen
Nb : vergessen sie nicht auf meine Bitte wegen dem Gelde –

An Breitkopf und Hertel in Leipzig



1 "Weinmonat" ist die übliche deutsche Bezeichnung für Oktober. Beethoven verwendet diesen Ausdruck jedoch, wie der Registraturvermerk des Verlags bestätigt, auch für September; s. im übrigen Alan Tyson, Prolegomena to a Future Edition of Beethoven's Letters , Beethoven Studies 2, hrsg. v. A. Tyson, London 1977, S. 7ff.

2 Brief 398 .

3 Beethoven hatte sich das Honorar in Konventionsmünze ausbedungen; diese war eine stabile Silberwährung, aber wegen der Kriegszeiten schwer zu beschaffen. Die Wiener Bankozettel waren dagegen zunehmend der Inflation unterworfen.

4 Op. 72, op. 85 und op. 86. Beethoven hatte für diese Werke zusammen 250 Gulden verlangt, s. Brief 375 und 392 .

5 Die Geldnot der Einwohner Wiens war durch Inflation und die Kontributionsforderungen Napoleons verursacht, die sich ohne Berücksichtigung der Vermögensverhältnisse nach der Höhe des Mietzinses richteten.

6 Andenken WoO 136. Die Tempobezeichnung wurde in die Originalausgabe übernommen.

7 In Brief 395 hatte Beethoven um die Zusendung von Schillers und Goethes "Vollständigen Werken" gebeten.

8 Eine Gesamtausgabe der Werke Christoph Martin Wielands (1733 – 1813) war 1794 – 1802 bei Georg Joachim Göschen in Leipzig erschienen. Sie umfaßte 30 Bände sowie 6 Supplementbände in Oktavformat, s. Goedeke 4/1, S. 568f., Nr. 158.

9 Wie Entwürfe im Skizzenbuch Landsberg 5 ausweisen, beabsichtigte Beethoven unmittelbar nach op. 74 noch mindestens ein weiteres Streichquartett zu schreiben, s. Clemens Brenneis [Hrsg.], Ludwig van Beethoven. Ein Skizzenbuch aus dem Jahre 1809 (Landsberg 5), Bonn 1993, Teil II, S. 48.

10 Beethoven erfüllte sein Versprechen, indem er 1810 dem Verlag die drei 1809/10 entstandenen Sonaten op. 78, op. 79 und op. 81a überließ.

11 Beethoven war im August 1809 zum korrespondierenden Mitglied der vierten Klasse des "Koninklijk Nederlandsch Instituut van Wetenschappen, Letterkunde en Schoone Kunsten" ernannt worden, Brief 396 .


© 1998 G. Henle Verlag, München