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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

408. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig

[Wien,] Mittewoche am 22ten Wintermonath [=November] 18091

Ich schreibe ihnen endlich einmal – nach der wilden Zerstörung einige Ruhe,2 nach allem unerdenklichen ausgestandenen Ungemach – Arbeitete ich e[i]nige wochen hintereinander, daß es schien mehr für den Tod als für die Unsterblichkeit – und so erhielt ich ihr Paket ohne Brief und sah es weiter nicht an – erst vor einigen tägen nahm ich es zur Hand, und ich mache ihnen recht lebhafte Vorwürfe, warum die sehr schöne Auflage nicht o[h]ne incorrektheit???? warum nicht erst ein Exemplar zur übersicht, wie ich schon oft verlangt, in jede Abschrift schleichen sich fehler ein, die aber ein jeder geschikter Korrektor verbessern kann, obschon ich beynahe gewiß bin, daß es wenige oder gar keine in der Abschrift, die ich ihnen geschikt gebe, <überha> Es ist unmöglich immer seine Handschrift zu schiken, jedoch habe ich so genau die Trios3 , die Sinfonien4 durchgesehn, daß bey genauerer Korrektur auch nur wenig unbedeutende Fehler seyn könnten – etwas sehr ärgerlich bin ich deswegen – hier das verzeichniß5 , laßen sie Dichter und schriftsteller in Ermangelung ihres beyseyns am Druckorte auch <die>das FehlerVerzeichnis <korrigiren> drucken, so machen sie es auch so – hier will ich's schon besorgen – ich habe keine Nachricht, ob sie meine 3 Werke6 erhalten? sie müßen doch wohl jezt geraume Zeit bey ihnen seyn – ich konnte ihnen noch nichts wegen dr. Apel7 schreiben, emphelen sie mich derweil als schäzer von ihm – noch eins: Es gibt keine Abhandlung die sobald zu gelehrt für mich wäre, ohne auch im mindesten Anspruch auf eigentliche Gelehrsamkeit zu machen, habe ich mich doch bestrebt von Kindheit an, den Sinn der bessern und weisen jedes Zeitalters zu fassen, schande für einen Künstler, der es nicht für schuldigkeit hält, es hierin wenigstens so weit zu bringen –
was sagen sie zu diesem Todten Frieden?8 – ich erwarte nichts stetes mehr in diesem Zeitalter, nur in dem Blinden Zufall hat man Gewißheit – leben sie wohl mein geehrter Freund und laßen sie mich bald wißen, wie sie leben und ob sie die Werke erhalten –

ihr ergebenster Freund
Beethowen

<die>das Eine Exemplar der Sinfonie in C moll ist nicht vollständig ich bitte sie mir daher so wohl von dieser als der Pastorale noch einige Exemplare zu schicken –



1 In früheren Ausgaben, auch im Registraturvermerk, wird das Datum irrtümlich mit dem 2.11.1809 wiedergegeben. Der Lesefehler ist durch die Überschreibung der Tageszahl mit der Unterlänge des "h" aus "Mittewoche" verursacht worden. Der 22.11.1809 fiel tatsächlich auf einen Mittwoch, nicht aber der 2.11.1809.

2 Im Friedensvertrag vom 14.10.1809 hatte Napoleon die Schleifung der Wiener Festungsanlagen zur Bedingung gemacht. Schon zwei Tage nach dem Friedenschluß wurde daher mit der Sprengung der Festungsmauern begonnen.

3 Op. 70.

4 Op. 67 und op. 68.

5 Vielleicht ist das Ersatzverzeichnis gemeint, das Beethoven Ende November 1809 an den Verlag schickte, s. Brief 415 .

6 Op. 72, op. 85 und op. 86. Am 19.9.1809 (Brief 400) hatte Beethoven dem Verlag die Absendung der drei Werke mitgeteilt.

7 Dr. jur. Johann August Apel (1771 – 1816), Hofgerichts- und Konsistorial-Advokat in Leipzig, interessierte sich für Philosophie, Naturwissenschaften und Musik und verfaßte u.a. den Text zu Friedrich Schneiders Oratorium Das Weltgericht, s. Goedeke 6, S. 459f. Der Verlag hatte Beethoven die Tragödie Kallirhoe von Apel zugesandt, s. Brief 392 .

8 Trotz des Friedensschlusses blieben die Napoleonischen Truppen weiterhin in Wien.


© 1998 G. Henle Verlag, München