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Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

423. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig

Vien am 4ten Februar 1810

Ich hoffe Sie Werden den Wechsel Von 500 fl., welchen sie mir geschikt, schon wieder zurückerhalten haben,1 und bitte sie mir hierüber zu antworten – Mit meiner Gesundheit geht es eben noch nicht sicher und fest, doch hat's sich gebessert – Mit nächstem Briefe erhalten sie das Buch der oper und des oratoriums2 – sollte sich nicht auf die Messe ein deutscher Text jedoch ohne <das> den lateinischen auszulaßen, machen laßen3 – die Orgelstimme von der Meße schicke ich ihnen Insbesondre noch nach,4 wenn sie sonst sie nicht schon gestochen haben, ich mögte sie auf eine andere Art als bisher bey der Meße erscheinen laßen, ist aber daß sie selbe schon gestochen, so muß mans diesmal so hingehn laßen –
Hier von neuen Werken: <Eine Fantasie für's Klawier>
eine Fantasie für's Klawier allein5
— — — — — — + ebenfalls fürs Klawier + mit ganzem Orchester und Chören.6 Nb. eben diejenige weswegen sie geschrie[ben]*
3 Klawier Solo Sonaten7 – Nb. wovon die 3te aus 3 stücken, Abschied, Abwesenheit, das widersehn besteht,8 welche man allein für sich heraus geben müste –
Variationen für's Klawier allein9
12 Gesänge Mit Begleitung des Klawier's theils Deutscher theils Italienischer text <Mehrere> beynahe alle durchkomponirt10
Konzert fürs Klawier mit ganzem Orchester11
Quartett für 2 violinen Bratsche, Violonschell.12
Da ich gewärtig bin, dieselben Werke vieleicht nach London schicken zu können,13 so dörften sie dieselben außer England überall aller Orten versenden, jedoch dörfte die Heraus gaba [sic] aus obiger Ursache nicht eher als Den 1ten September dieses Jahr 1810 <das> ans licht treten –
ich glaube nicht, daß ich übermäßige Forderungen mache, wenn ich ein honorar von 1450 fl. <für diese Werke verlange> in KonwenzionsGeld auf die nemliche Art wie für das oratorium oper und Messe mir das honorar aus bezahlt wurde; – <...?>14 – sie könnten mir diese summe in 2 Hälften abtragen, die erste davon könnten sie mir anweisen nachdem sie die erste Hälfte der Werke empfangen, und eben so mit der zweiten Hälfte der wer[ke]* die andere Hälfte –
In Rücksicht des oratoriums bitte ich sie nachsehen zu laßen ob sich die 3 Posaunen die Pauken und Trompeten bey den hier angezeigten Stücken auch finden in meiner ihnen geschickten Partitur15 ? –
Alt in der Arie No 2 "o heil euch" mit te nor Posaune Chor, wie sie im Alla breve Takt Baß allo molto alle 3 einfallen müßen

Trompeten fallen gleich im Sonderzeichen all'o molto von Pauken No 2 ein und sind in Es – die Pauken erst im 48 takt im Allo molto Sonderzeichen und sind in A –

Alt im Recit. No 3 "Verkündet Seraph"
tenor Posaunen
Bass

Pauke in C im chor in C wir haben ihn gesehn –

Trompeten in D im chor in D "hier ist er der Verbannte" –
Pauken — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —

Alt leztter Chor in C "Welten Singen"
tenor Posaune — — — — — — — — — — — — — —
Bass — — — — — — — — — — — — — —
trompeten — — — — — — — — — — — — — —
Pauken
ist daß ihrgendwo hier die besagten Stimmen fehlen,16 so laße ich sie klein schreiben und schicke sie ihnen – den Gesang in der ferne17 , den ihnen mein Bruder neulich schickte,18 ist von einem Dilettanten19 wie sie ohnedem werden gemerkt haben, welcher mich dringend ersuchte, ihm Musik dazu zu sezen, nimmt sich aber auch die Freyheit diese A. [rie]stechen zu laßen, ich habe daher gedacht sogleich ihnen einen Beweiß meiner Freundschaftlichen Gesinnung zu geben, indem ich es ihnen mittheile, ich hoffe, sie werden es gleich bey erhaltung zum stechen gegeben,20 sie können es dann hieher und wo immer schicken wenn sie recht eilen ist die A [rie] eher hier als sie hier herauskommen kann, bey Artaria weiß ich sicher, daß sie herauskommen wird – ich habe die A [rie] bloß aus gefälligkeit geschrieben, und so übergebe ich sie auch ihnen – doch bitte ich mir etwas <... dafür,...>21 auß, Nemlich folgendes Buch "<Bech oder> Bechstein's Naturgeschichte der Vögel in zwei grossen Bänden mit farbigen Kupfern"22 womit ich einem guten Freunde von mir ein großes vergnügen machen <könnte [?]>will – Von den mir Bewilligten Partituren, die sie bey Traeg und Industrie haben,23 habe ich noch keinen Gebrauch gemacht, ich bitte sie ihnen darüber oder mir etwas schriftliches zu schicken, damit man dieses ihnen zeigen kann – ihren Wechsel habe ich empfangen, und auch schon aus wechslen laßen,24 mir ist leid, wenn ich vieleicht einen Verstoß gemacht, aber ich verstehe mich auf nichts d.g. – mit meiner Gesundheit gehts noch nicht fest, wir werden mit schlechten Lebensmittel versehen, und müßen unglaublich zahlen – mit meiner Anstellung25 geht's noch nicht ganz ordentlich, von Kynsky habe ich noch keinen Heller erhalten26 – ich fürchte oder ich hoffe beynahe ich werde das weite suchen müßen selbst vieleicht meiner Gesundheit selbst wegen, lange dörfte es dauren, bis mir auch ein Beßerer Zustand als der jezige, <von> an den vorigen ist nie me[h]r zu denken, entstehen wird –

ganz ihr ergebenster Freund
Beethowen



1 Den Wechsel hatte Beethoven mit Brief 419 vom 2.1.1810 zurückgeschickt.

2 Siehe auch Brief 424 .

3 Der Verlag beauftragte den Theologen Dr. Christian Schreiber (1781 – 1857) mit der Abfassung eines deutschen Textes, der im Oktober 1812 zusammen mit dem lateinischen in der Originalausgabe von op. 86 veröffentlicht wurde. Der Verfasser ist auf dem Titelblatt jedoch nicht angegeben.

4 Dies ist trotz mehrfacher Ankündigung nicht geschehen.

5 Op. 77.

6 Op. 80.

7 Op. 78 und 79 sowie op. 81a.

8 Op. 81a.

9 Op. 76.

10 Wohl die sechs deutschen Lieder op. 75 und die fünf italienischen Gesänge op. 82. Möglicherweise plante Beethoven ursprünglich, sechs italienische Texte zu vertonen. In der Eigentumsübertragung vom 25.7.1810 wird noch die Zahl 6 genannt, in Brief 484 vom 16.1.1811 lehnte Beethoven aber die Komposition eines sechsten Stückes ab.

11 Op. 73.

12 Op. 74.

13 Beethoven stand mit Muzio Clementi in Verhandlung, der seit Ende 1808 wieder in Wien lebte und für seinen Kompagnon Frederick William Collard in London Verlagswerke akquirierte, s. auch Brief 451 vom 2.7.1810.

14 Fünf und zwei halbe gestrichene Zeilen, unlesbar.

15 Die Breitkopf & Härtel überlassene Partitur, eine Kopistenabschrift, befindet sich heute in London, British Library, Egerton 2727.

16 Der Verlag vermerkte dazu unten auf der Seite: "Im letzten Chor (Welten singen) fehlen die Posaunen . No. 2 fehlen Trompett und Pauken" .

17 WoO 137.

18 Siehe Brief 422 von Ende Januar 1810.

19 Christian Ludwig Reissig

20 Das Lied erschien bei Breitkopf & Härtel noch im Februar 1810 in einer Einzelausgabe. Im Juli 1810 wurde es erneut von Artaria in Wien als erstes Stück einer Sammlung von 18 Reissig-Vertonungen herausgegeben, s. KH S. 604.

21 Insgesamt drei gestrichene Wörter.

22 Vermutlich ist der zweite und dritte Band von Bechsteins dreibändiger Naturgeschichte gemeint: Johann Matthäus Bechstein, Zweyter Band, welcher die Einleitung in die Naturgeschichte der Vögel überhaupt, und die Geschichte der Raubvögel, spechtartigen und krähenartigen Vögel Deutschlands enthält , Leipzig 1805, sowie: Dritter Band, welcher die sperlingsartigen, sing- und schwalbenartigen Vögel, die Tauben und hühnerartigen Vögel Deutschlands enthält , Leipzig 1807.

23 Als Ausgleich für seine niedrigen Honorarzahlungen hatte der Verlag Beethoven angeboten, für einen bestimmten Betrag Musikalien aus seinen Verlagsbeständen auszuwählen, die bei Johann Traeg und beim Kunst- und Industrie-Comptoir in Wien in Kommission waren.

24 Gemeint ist der Ersatz für den zurückgesandten Wechsel in der von Beethoven gewünschten Währung (250 Gulden Konventionsmünze).

25 Beethoven bezieht sich auf das Dekret vom 1.3.1809, das ihm von Erzherzog Rudolph, Fürst Franz Joseph Maximilian Lobkowitz und Fürst Ferdinand Kinsky ein jährliches Gehalt von insgesamt 4000 Gulden (Bankozettel) zusicherte. Außerdem war Beethoven der Titel eines Hofkapellmeisters in Aussicht gestellt worden.

26 Die Gehaltszahlungen des Fürsten Ferdinand Kinsky waren durch dessen militärische Verpflichtungen anläßlich der Kriegsereignisse verzögert worden. Erst am 20.6.1810 gab Kinsky Anweisung an seine Kasse, den gesamten seit dem 1.3.1809 fälligen Betrag von 2250 Gulden auszuzahlen, s. Vaclav Kratochvil, Beethoven und Fürst Kinsky , in: Beethovenjahrbuch II (1909), S. 8f. und S. 25.


© 1998 G. Henle Verlag, München