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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

479. Beethoven an Gräfin Therese Brunsvik in Witschap1

[Wien, 23. November 1810]

Auch ungesucht gedenken die Bessern Menschen sich, so ist es auch der Fall bey ihnen und mir meine Werthe Verehrte Therese, noch bin ich ihnen Vielen Dank schuldig Für ihr schönes Bild2 , und indem ich mich als schuldner anklage, muß ich zugleich als Bettler erscheinen, indem ich sie ersuche, wenn sie einmal den Genius Der Mahlerey in sich fühlen, mir doch jene kleine Handzeichnung zu erneuern, welche ich so unglücklich war, zu verliehren, "Ein Adler sah in die Sonne"3 so wars, ich kanns nicht vergeßen, aber glauben sie nicht, daß ich mich bey so etwas denke, obschon man mir schon so etwas zugeschrieben, Betrachten doch viele ein Heldenstück mit Vergnügen, ohne auch das mindeste Ähnliche damit zu haben –

Leben sie wohl Werthe Therese und gedenken Sie zuweilen ihres Sie Wahrhaft Verehrenden Freundes
Beethowen
Vien am 23ten Nowember 1810.



1 Der Brief wurde der Adressatin durch ihren Bruder Graf Franz Brunsvik zugestellt, s. Anm. 3. Beethoven kannte offenbar nicht ihren Aufenthaltsort. Therese Brunsvik lebte seit Sommer 1810 bei der Familie ihrer Schwester Josephine Stackelberg auf dem neuerworbenen Gut Witschap bei Znaim.

2 Gemeint ist wahrscheinlich das Porträt Therese Brunsviks, das sich heute im Beethoven-Haus in Bonn befindet. Auf der Rückseite trägt es eine eigenhändige Widmung an Beethoven: "Dem seltnen Genie / dem grossen Künstler / dem guten Menshen / von T:B:" . Das Bild ist eine Kopie eines Gemäldes von Johann Baptist Lampi d.Ä.

3 Es ist nicht bekannt, wann Beethoven diese Zeichnung erhalten hatte. Therese leitete seine Bitte zusammen mit einer Abschrift des vorliegenden Briefes am 2.2.1811 an ihre Schwester Josephine weiter, die offenbar wieder nach Wien zurückgekehrt war: "Auch habe ich durch Franz ein Andenken unseres edlen Beethoven erhalten, das mir Freude macht; ich meine nicht seine Sonaten, die sehr schön sind, aber ein kleines Schreiben, das ich dir sogleich wörtlich copiren will" . Es folgt der vorliegende Brief. Am 23.2.1811 erinnerte Therese ihre Schwester: "Meine Bitte an dich, liebe Josephine, ist nun jenes Bild, das nur du am besten wieder ins Leben zu rufen vermagst, wirklich herbei zu rufen; ich wäre hier nicht im Stande so etwas zu erschaffen." In einem späteren, undatierten Brief an Josephine (Original französisch) kommt sie erneut darauf zu sprechen: "Du hat mir nichts von Beethovens Adler gesagt. Darf ich ihm antworten, daß er ihn erhalten wird? Ich vermute doch, daß du meinen darauf bezüglichen Brief empfingst" , s. La Mara, Beethoven und die Brunsviks , Leipzig 1920, S. 80f.


© 1998 G. Henle Verlag, München