Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen
Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für
Münzen und
Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen
Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo,
Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).
Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein
Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.
Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.
479. Beethoven an Gräfin Therese Brunsvik in Witschap1
[Wien, 23. November 1810]
1 Der Brief wurde der Adressatin durch ihren Bruder Graf Franz Brunsvik zugestellt, s. Anm. 3. Beethoven kannte offenbar nicht ihren Aufenthaltsort. Therese Brunsvik lebte seit Sommer 1810 bei der Familie ihrer Schwester Josephine Stackelberg auf dem neuerworbenen Gut Witschap bei Znaim.
2 Gemeint ist wahrscheinlich das Porträt Therese Brunsviks, das sich heute im Beethoven-Haus in Bonn befindet. Auf der Rückseite trägt es eine eigenhändige Widmung an Beethoven: "Dem seltnen Genie / dem grossen Künstler / dem guten Menshen / von T:B:" . Das Bild ist eine Kopie eines Gemäldes von Johann Baptist Lampi d.Ä.
3 Es ist nicht bekannt, wann Beethoven diese Zeichnung erhalten hatte. Therese leitete seine Bitte zusammen mit einer Abschrift des vorliegenden Briefes am 2.2.1811 an ihre Schwester Josephine weiter, die offenbar wieder nach Wien zurückgekehrt war: "Auch habe ich durch Franz ein Andenken unseres edlen Beethoven erhalten, das mir Freude macht; ich meine nicht seine Sonaten, die sehr schön sind, aber ein kleines Schreiben, das ich dir sogleich wörtlich copiren will" . Es folgt der vorliegende Brief. Am 23.2.1811 erinnerte Therese ihre Schwester: "Meine Bitte an dich, liebe Josephine, ist nun jenes Bild, das nur du am besten wieder ins Leben zu rufen vermagst, wirklich herbei zu rufen; ich wäre hier nicht im Stande so etwas zu erschaffen." In einem späteren, undatierten Brief an Josephine (Original französisch) kommt sie erneut darauf zu sprechen: "Du hat mir nichts von Beethovens Adler gesagt. Darf ich ihm antworten, daß er ihn erhalten wird? Ich vermute doch, daß du meinen darauf bezüglichen Brief empfingst" , s. La Mara, Beethoven und die Brunsviks , Leipzig 1920, S. 80f.