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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

510. Beethoven an Georg Friedrich Treitschke

[Wien, 3. Juli 1811]1

Mein bester Treischke!

Ich habe jezt nun selbst die Ubersezung2 von dem Melodram3 erhalten, nebst Anweisung von Palfi4 alles nöthige mit ihnen zu verabreden, nichts hält sie jezt auf mir ihr Versprechen zu halten, ich frage mich nun aber noch einmal bey ihnen an, ob sie es auch wirklich halten wollen, damit ich weiß, woran ich bin5 – ich habe zwar gehört, daß man dasselbe Stück in der leopoldstadt ehmals, und auf unserm Deutschen Theater als Stück gegeben habe,6 glaube aber, daß dieses gar nichts macht, da es izt wenigstens nicht gegeben wird. – Durchaus mit Recitativen und tänzen glaube ich, würde am Vortheilhaftesten seyn, um so mehr, da ich Siboni7 die Rolle des giafar zutheilen mögte, und es beßer wäre, wenn er nur allein zu singen brauchte, weil er vieleicht gar nicht sprechen würde – das übrige mündlich – die übersezung, die mir Gr. Palfy geschickt, ist von Castelli für das priveligirteWiedner Theater8 bearbeitet, und sie werden schwerlich was draus brauchen können, doch ist dadurch allem Unfug gesteuert – ich war einige Täge abwesend, und dadurch haben sie nichts von mir gehört –
sagen sie mir nun gefälligst, ob sie noch gesonnen sind dieses Sujet als oper für mich zu bearbeiten

In Erwartung einer günstigen Antwort ihr sehr ergebenster diener
Beethowen



1 Datierung entsprechend Empfangsvermerk.

2 Doppelt unterstrichen.

3 Wie aus den weiteren Ausführungen hervorgeht, handelt es sich um eine Übersetzung von Guilbert de Pixérécourts "mélodrame historique" Les ruines de Babylone, ou Giafar et Zaïda von Ignaz Franz Castelli. Seine Arbeit blieb ungedruckt, fand aber in einer Aufführung im Theater zu Graz Verwendung, s. Castelli, Memoiren meines Lebens , Wien 1861, Bd. 4, S. 224. Das Exemplar der französischen Vorlage in der Österreichischen Nationalbibliothek stammt vermutlich aus Castellis Nachlaß.

4 Graf Ferdinand Pálffy, Miteigentümer und Direktor des Theaters an der Wien.

5 Treitschke sollte das Melodram zu einem Opernlibretto umarbeiten, scheint aber bald von dem Projekt Abstand genommen zu haben. Beethoven versuchte später, Karl August Varnhagen von Ense für die Aufgabe zu gewinnen, s. dessen Brief an Rahel Levin vom 18.9.1811: "Vielleicht übersetz' ich ein französisches Stück für Beethoven in eine Oper, der andere Text könnte doch erst späterhin geschrieben werden, jenes aber bietet schon alle szenische Ordnung an; es heißt "Giafar", und könnte vielleicht 8 bis 10 Dukaten bringen" . In einem Brief vom 24.10.1811 kommt Varnhagen noch einmal auf den Plan zu sprechen: "Von Beethoven und Oliva hör' und seh' ich nichts; der letztere muß die Oper, die ich aus einem französischen Melodrama machen sollte, und ein anderer unglücklich angefangen hatte, nicht herausbekommen können" , s. den Briefwechsel zwischen Varnhagen und Rahel , hrsg. v. Ludmilla Assing-Grimelli, Leipzig 1874, Bd. 2, S. 148 und 173.

6 Eine Aufführung im Theater in der Leopoldstadt oder im Burgtheater ist nicht nachweisbar. Vielleicht verwechselte Beethoven das Stück mit der zweiaktigen großen heroisch-komischen Oper Babylons Pyramiden von Emanuel Schikaneder mit der Musik von Johann Mederitsch und Peter von Winter, die erstmals 1797 im Wiedener Freihaus-Theater in Szene gegangen war und von 1801 bis 1805 zehnmal im Theater an der Wien wiederholt wurde.

7 Giuseppe Siboni (1780 – 1839), italienischer Tenor, seit 1810 in Wien am Kärntnertortheater engagiert, s. Brief 783 Anm. 1 .

8 Dreifach unterstrichen.


© 1998 G. Henle Verlag, München