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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

519. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig

Töpliz am 23 august. 1811

indem ich hier mein Heil seit 3 Wochen1 versuche, empfange ich ihren Brief vom 2ten aug ?2 er mag in Vien eine weile gelegen haben, ich hatte die revidirung des oratoriums und der lieder eben unternommen,3 und in einigen Tägen erhalten sie beydes – hier und da muß der text4 bleiben wie er ursprünglich ist, ich weiß der text ist äußerst schlecht, aber hat man auch sich einmal aus einem schlechten text sich ein ganzes gedacht, so ist es schwer durch einzelne Änderungen zu vermeiden, daß eben dieses nicht gestört werde, und ist nun gar ein Wort allein, worin manchmal große Bedeutung gelegt, so muß es schon bleiben, und ein autor ist dieses, der nicht so viel gutes als möglich auch aus einem schlechten text zu machen weiß oder sucht, und ist dieses der Fall, so werden <wenige> Änderungen das ganze gewiß nicht beßer machen – einige habe ich gelaßen, da sie wircklich verbesserungen sind. –
leben sie wohl und laßen sie mich bald etwas von ihnen hören, oliva ist hier, und soll ihnen schreiben –
die gute aufnahme von mozarts don juan5 macht mir so viel Freude als sey es mein eignes werk, obschon ich voruhrteilsfreye italiener genug kenne, die dem Deutschen Gerechtigkeit widerfahren laßen, so liegt wohl mehr <das> in dem Zurückbleiben und Gemächlichkeit der italienischen Musiker , wenn die Nation selbst hierin nachsteht, aber genug italienische liebhaber der Musik lernte ich kennen, die unsre Musik ihrem paisiello6 +Ich ließ ihm mehr Gerechtigkeit widerfahren, als seine eigenen Landsleute. – + etc vorgezogen. –

ihr ergebenster Diener
Ludwig van Beethowen



1 Nach dem "Anzeigs-Protocoll" der Stadt war Beethoven am 4.8.1811 in Teplitz eingetroffen.

2 Brief 517 .

3 Wohl die Korrekturen von op. 85 und op. 83.

4 In der in London (British Library, Ms. Egerton 2727) befindlichen Kopistenabschrift (verschiedene Kopisten und autographe Eintragungen) des Oratoriums op. 85 ist unter dem mit einer dunklen Tinte geschriebenen Originaltext die neue Fassung in einer rötlichen Tinte eingetragen. Tyson vermutet, daß diese Eintragungen vom Verfasser der neuen Textversion selbst stammen, s. Alan Tyson, The 1803 Version of Beethoven's Christus am Oelberge , in: Musical Quarterly 56 (1970), S. 551 – 584, sowie Sieghard Brandenburg, Beethovens Oratorium Christus am Ölberg. Ein unbequemes Werk , in: Beiträge zur Geschichte des Oratoriums seit Händel, Festschrift Günther Massenkeil zum 60. Geburtstag, hrsg. v. Rainer Cadenbach und Helmut Loos, Bonn 1986, S. 203 – 220.

5 Vermutlich bezieht sich Beethoven auf einen ausführlichen Bericht in der AMZ 13 (1811), Sp. 521 – 526 über eine Aufführung des Don Giovanni in Rom. Der Korrespondent zieht dort das Resumée: "Der Erfolg dieser Musik scheint mir wenigstens für die Römer zu beweisen, dass man wol noch in Italien Sinn für wahre ächte Musik hat und nicht allein Klingklang liebt, dass die Componisten mehr Schuld an dem verdorbenen Geschmack haben, als das Publicum" .

6 Giovanni Paisiello (1740 – 1816), italienischer Opernkomponist, 1776 – 1783 in St. Petersburg, danach in Neapel. 1802 – 1804 hielt er sich auf Einladung Napoleons in Paris auf. Beethoven hat 1795 auf die Arietten " Quant'è più bello" und " Nel cor più non mi sento" aus Paisiellos Oper La Molinara die Variationen WoO 69 und WoO 70 komponiert.


© 1998 G. Henle Verlag, München