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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

555. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig

Vien am 28ten Februar 1812

Also im sachsen Lande sagt man so grob wie ein Tonkünstler, und dies wäre wircklich der Fall bey <ihnen> mir gewesen, indem ich ihnen im Scherz mitunter einige wahrheiten sagte1 – für heute kann ich nichts weiter als das nöthigste schreiben, Gute Laune sagen sie leuchtete aus meinem Briefe, der Künstler muß oft sich in alle werfen können, und so kann auch diese erkünstelt gewesen seyn, ich bin es eben jezt nicht, das Ereigniß mit dem Erzherzog Rudolf2 hat fatale Folgen für mich, wenn mir nur der Himmel Geduld giebt, bis ich die Fremde erreicht, so bin ich wieder im Stande mich selbst in mir selbst zu finden, welches das einzige mögliche Gut für den Menschen und besonders Künstler ist. – nur Geduld, doch wenn mir alles Versagt ist, so finde ich mich wieder in der Natur und auch sogleich wieder in meiner Himlischen Kunst einziges wahres Göttergeschenk des Himmels, jezt wo der Frühling zwar sich bloß noch wittern läßt, lebt auch meine Hoffnung wieder auf. – ich war wieder mehrere mal sehr starken Anfällen auf meine Gesundheit ausgesezt, der Winter benimmt mir beynahe alle Vortheile des Sommers hier doch nun geht es beßer, und hoffe Fortdauer. – sie haben mir einmal einen Brief über eine Art von Simphonie geschrieben,3 aber ich kann ihn nicht mehr finden, Es war beynahe eine eben solche Idee, die ich schon selbst gefaßt hatte. – schicken sie mir die 3 lieder von Göthe4 doch sogleich. – mir sind sie vieleicht von einigem Nuzen. – +nicht um eines Geschenkes willen. – + daß sie wenig hier absezen glaube ich gern, aber mehrere sachen muß ich noch weniger gerne glauben, sie sind doch. –
die Gesänge von <aus> Egmont sind sie noch nicht gestochen?5 Mozarts requie em [sic] und don giovanni habe ich nie erhalten6 – nie – Traeg hat ihn nie gehabt, und von ihnen habe ich ihn nicht, da sie mich immer an T.[raeg] angewiesen haben – halten sie einmal wort mit sonstigen sachen, die sie mir schicken wollten – Die Poesien von ihnen sollen benüzt werden, und liegen dazu auch immer bereit.7 – die Missa, <was>wann wird sie den andächtgen Katholiken vorgelegt werden?8
leben sie wohl, halten sie mich in ihrem guten Andenken und machen sie sich bereit, wenn ich in die nähe komme, bessere # im Vorrath zu haben als sie mir schon geschickt, sindsind [= sie sind] ihnen wahrlich durch einen Seeraüber zu Theil worden, da sie sich aus allen Welttheilen herschreiben.9

ihr ergebenster

ludwig van Beethowen
An Breitkopf und Hertel in leipzig.

Ludwig van Beethowen wohnhaft im pascolatischen Hause auf der MölkerBastey 1239.



1 Vgl. Brief 545 vom 28.1.1812, in dem Beethoven dem Verlag Vorhaltungen wegen fehlerhafter Ausgaben gemacht hatte.

2 Siehe Beethovens Bericht vom 9.10.1811 (Brief 523) über den Verzicht Rudolphs auf die Sukzession im Erzbistum Olmütz, die zerschlagenen Pläne um den Primat in Ungarn und die Absicht des Erzherzogs, zum weltlichen Stand zurückzukehren. Beethoven erhoffte sich eine Ernennung zum Kapellmeister und eine Verbesserung seiner finanziellen Situation.

3 Der Brief ist nicht erhalten.

4 Op. 83.

5 Die Lieder und Zwischenaktmusiken aus op. 84 waren schon im Januar 1812 erschienen.

6 Siehe Beethovens Bestellung vom 28.1.1812, Brief 545 .

7 Möglicherweise hatte Härtel mit Brief 551 vom 8.2.1812 (verschollen) eine Sammlung von Gedichten geschickt. Vielleicht bezieht Beethoven sich aber auch auf eines der früher mit Härtel besprochenen Opern- oder Oratorienprojekte.

8 Op. 86 erschien erst im Oktober 1812.

9 Dukaten wurden in zahlreichen Ländern geprägt und besaßen, je nach Goldgehalt, unterschiedlichen Wert. Auch die allgemeine wirtschaftliche Situation hatte auf den Kurs dieser Goldmünzen Einfluß.


© 1998 G. Henle Verlag, München