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Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

586. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig

Tepliz am 17ten Juli (1812)

wir sagen ihnen nur, daß wir unß seit 5tem Juli hier befinden, wie? – davon läßt sich noch nicht viel sagen – im ganzen gibt es nicht so interessante Menschen als voriges Jahr, und wenig – Die Menge schenirt weniger als wenige – Meine Wohnung ist noch nicht, wie ich wünsche, doch hoffe ich bald eine erwünschtere zu haben1
Die Korrektur von der Messe2 werden sie erhalten haben – ich habe beym Anfang des gloria stat C Sonderzeichen Takt und verändrung des Tempo geschrieben, so war es anfangs angezei[g]t,3 eine schlechte Aufführung, wobey man das Tempo zu geschwind nahm, verführte mich dazu, da ich nun die Meße lange nicht gesehn hatte, fiel es mir gleich auf, und ich sah, daß man so was denn doch dem Zufalle leider überlaßen muß – im Sanctus können irgendwo <zeigen>angezeigt werden, daß man <die>bey der Enharmonischen Verändrung <mit>die been weglaßen könne, und statt dessen nur Kreuztöne beybehalte, nemlich

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bey unsern Köhren konnte ich diese stelle nicht rein singen hören, ohne daß der Organist still den den [sic] 7timen accord angab – bey ihnen mögen sie beßer seyn, – gut wird es wenigstens seyn, irgendwo anzuzeigen, daß man statt den been die # ze nehmen könne bey dieser Stelle, wie sie hier angezeigt ist, versteht sich daß sie eben so wie hier gestochen beygefügt werde – Göthe ist hier5 – leben sie wohl – und laßen sie mich bald etwas wißen von ihrem Wirken –

ihr ergebenster
ludwig van Beethowen

Nb. I Indem die 50 Thaler6 noch nicht ganz abgetragen sind, und wär's auch, so gehört eben keine gar zu große Einbildungskraft dazu, sich selbe noch als nicht abbezahlt zu denken, so bitten wir sie entweder auf die wirklichen oder Eingebildeten 50 Th. folgende Werke einem Liebenswürdigen Frauenzimmer in meinem Namen in Berlin zu senden, nemlich: 1-tens die Partitur von "Christus" am Oelberg7 , 2tens und drittens beyde hefte von Göthens Gesängen nemlich das von 6 und das von 3 Gesängen8 die Adresse ist "an Amalie <Sebald> Sebald9 . Bauhof No I in Berlin" sie ist eine Schülerin von Zelter,10 und wir sind ihr sehr gut – + Nb. II fügen sie noch bey was sie sonst an einzeln herausgegebnen Gesängen von mir gestochen haben.+ – mir könnten sie hieher einige Exemplare von den lezten terzetten11 senden, man braucht manchmal so was für Musiker , wovon man nicht fodern kann, daß sie so was kaufen – ich hoffe von ihrer eignen Liebenswürdigkeit die pünk[t]lichste Ausführung meiner liebenswürdigen Liberalität < — — — >12 in Ansehung der A. [malie] S. [ebald]

13 Beyliegenden Brief bitte ich sie gütigst nachHamburg zu besorgen,14 vieleicht haben sie einen dortigen Verleger, der ihn sogleich besorgt, die Antwort bin ich wenigstens 5 Monathe schuldig. – Das Porto mag auf die wirklichen <50 Th.> oder eingebildeten 50 Th. abgerechnet werden. –

An Breitkopf und Hertel in leipzig.



1 Das "Anzeigs-Protocoll" von Teplitz vermerkt Beethoven unter dem 6.7.1812 im Gasthof " Zur Goldenen Sonne" und unter dem 7.7. in der "Eiche", wo er vermutlich bis zu seiner Abreise nach Karlsbad um den 27.7.1812 blieb, s. Jan Racek, Beethoven a č eské zem ě , Brno 1964, S. 48 bzw. 59 und Harry Goldschmidt, Um die unsterbliche Geliebte , Leipzig 1977, S. 39 bzw. 77.

2 Op. 86.

3 Im Autograph (Bonn, Beethoven-Haus, BH 68) lautet die Taktbezeichnung " C " und die Tempovorschrift "Allo con brio" . Die Originalausgabe hat dagegen " Sonderzeichen " und "Allegro" . Es ist an den Abzügen zu erkennen, daß die Tempovorschrift ursprünglich mit der des Autographs übereinstimmte und in der Platte umgestochen wurde. Ob die Durchstreichung des " C " nachträglich vorgenommen wurde, läßt sich nicht entscheiden. Beethoven wünschte also offenbar diese Korrekturen rückgängig gemacht, was nicht geschah.

4 Die Notierung wurde in der Originalausgabe auf der letzten Seite als Alternative angegeben.

5 Goethe war am 14.7.1812 in Teplitz eingetroffen. Am 19. Juli sind Goethe und Beethoven einander zum erstenmal begegnet, s. Goethes Werke III/4, Weimar 1891, S. 303f.

6 Der Verlag hatte Beethoven am 24.9.1810 (Brief 469) einen Bonus im Wert von 50 Talern für Musikalien eingeräumt, die bei seinem Wiener Kommissionär Johann Traeg auszuwählen waren.

7 Op. 85.

8 Op. 75 (nur die ersten drei Lieder sind von Goethe) und op. 83.

9 Beethoven hatte Amalie Sebald im Sommer 1811 in Teplitz kennengelernt und ist auch 1812, nach seiner Rückkehr von Franzensbad, wieder in Teplitz mit ihr zusammengetroffen, s. Brief 593 vom 16.9.1812 und die folgenden Briefe an Amalie Sebald.

10 Amalie Sebald gehörte der Berliner Singakademie an, die seit 1800 von Karl Friedrich Zelter geleitet wurde.

11 Gemeint sind die Klaviertrios op. 70.

12 Die beiden folgenden Worte sind über den Strich geschrieben.

13 Die folgende Nachschrift wurde von Anderson (Nr. 377) als ein gesondertes Schreiben aufgefaßt und mit dem 18.7.1812 datiert, wahrscheinlich wegen des von fremder Hand angebrachten Vermerks "17/18" . Der Inhalt spricht indessen für die Zusammengehörigkeit der beiden Manuskripte. Die "18" bezeichnet vermutlich das Eingangsdatum in Leipzig (18.9.1812).

14 Beethoven legte offenbar Brief 585 vom selben Tag (17.7.1812) an " Emilie M. in H." bei.


© 1998 G. Henle Verlag, München