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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

591. Beethoven an Breitkopf & Härtel in Leipzig

[Franzensbad, 9. August 1812]

Franzens Brunn bey Eger am 9ten aug. +das Klima ist so hier,
daß man schreiben könnte am 9ten November. + 1812

Nur das Nothwendigste: Der titel zur Messe1 fehlt ihnen, und mir ist manches zu Viel, des badens, Nichts thuns, und etc <alle>sonst übrigen Unvermeidlichen Zu und Auffälligkeiten bin ich müde – sie sehn und denken <sie> mich nun hier, Mein arzt2 treibt mich von einem ort zum andern um endlich die Gesundheit zu erhaschen, von Tepliz nach Karlsbad, von da hieher,3 in K.[arlsbad] spielte ich den sachsen und Preußen etwas vor zum besten der Abgebrannten stadt Baden,4 es war so zu sagen ein armes Konzert <zum Besten der> für die armen – der Signore polledrone5 half mir <dazu>dabey und nach dem er sich einmal wie gewöhnlich abgeänstigt hatte spielte er gut –
<Dem> " Seine Durchlaucht dem Hochgebohrnen Fürsten Kynsky" so was ähnliches mag der titel in sich enthalten – und nun muß ich mich enthalten ferner zu schreiben, dafür muß ich mich wieder im wasser herum plätschern kaum habe ich mein inneres mit einer tüchtigen quantität desselben anfüllen müßen, so muß ich nun auch wieder das aüssere um und um bespülen lassen – nächstens beantworte ich erst ihr übriges schreiben6
Göthe behagt die Hofluft zu sehr mehr als es einem Dichter ziemt, Es ist nicht vielmehr über die lächerlichkeiten der Virtuosen hier zu reden, wenn Dichter, die als die ersten Lehrer der Nation angesehn seyn sollten, über diesem schimmer alles andere vergessen können –
ihr Beethowen

so eben habe ich um den ganzen Titel des Fürsten Kynsky geschrieben,7 sie erhalten ihn so doch noch zeitig genug, da ich vermuthe, daß sie die Messe nicht vor Herbst heraus geben –

An Breitkopf und Hertel in leipzig.



1 Die Widmung von op. 86 an den Fürsten Ferdinand Kinsky hatte Beethoven schon im Mai 1812 (Brief 577), jedoch ohne genaue Angabe der Titulatur, mitgeteilt.

2 Dr. Jakob Staudenheim (1764 – 1830), s. Brief 592 vom 12.8.1812.

3 Die verordnete Badereise führte Beethoven von Teplitz, wo er am 5. Juli eingetroffen war, über Karlsbad (Ankunft etwa am 27. Juli/Anmeldung im Anzeigsprotokoll am 31. Juli) und Franzensbad (Anmeldung am 8. August) und wieder zurück nach Teplitz (Anmeldung am 10. September).

4 Am 26.7.1812 waren infolge einer Brandkatastrophe in der Stadt Baden bei Wien 117 Häuser zerstört worden. Daraufhin gab Beethoven am 6.8.1812 zusammen mit dem Geiger Giovanni Battista Polledro ein Konzert, dessen Einnahme, 954 Gulden Wiener Währung, für die Opfer der Brandkatastrophe bestimmt war. Vgl. auch den Brief an Erzherzog Rudolph vom 12.8.1812 (Brief 592).

Die Ankündigung des Konzerts lautete:

" Herr van Beethofen und Herr Polledro
haben aus freyem menschenfreundlichen Antriebe den Entschluß gefaßt,
heute Donnerstags den 6. August 1812
im böhmischen Saale
ein musikalisches Concert
zur Unterstützung der durch den letzten Brand
verunglückten Bewohner der Stadt Baaden
zu geben; wozu die geziemende Einladung geschieht.
Die vorkommenden Stücke sind:
1) Große Sonate für das Piano Forte, mit Begleitung einer Violine, gespielt von Herrn van Beethofen und Herrn Polledro.
2) Grand Trio, komponirt und gespielt von Herrn Polledro.
3) Eine Fantaisie , vorgetragen von Herrn van Beethofen.
4) Variationen für die Violine, komponirt und gespielt von Herrn Polledro.
Der Anfang ist um 6 Uhr.
Der wohlthätige Zweck dieser Anstalt verbietet es
von selbst, die Großmuth der edlen Gäste durch bestimmte Eintrittspreise
zu beschränken."

5 Giovanni Battista Polledro (1781 – 1853), italienischer Komponist und Violinist, 1804 Leiter des Theaterorchesters und Kirchenmusiker in Bergamo. 1811 wurde er in Deutschland als bester Geiger seit Viotti gefeiert und erhielt 1814 eine Anstellung als Konzertmeister im Dresdner Hoforchester.

6 Brief 589 , nicht erhalten.

7 Das Schreiben ist nicht erhalten.


© 1998 G. Henle Verlag, München