Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen
Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für
Münzen und
Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen
Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo,
Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).
Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein
Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.
Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.
679. Beethoven an Joseph Reger1 in Prag
Vien am 18ten December 1813
1 Joseph Reger (Reeger), geb. in Tachau, Böhmen, am 18.5.1796 an der Universität Prag zum Doktor der Rechte promoviert. In den Schematismen für das Königreich Böhmen wird er bis 1818 als Landesadvokat geführt.
2 Gemeint ist der Rentenvertrag vom 1.3.1809, mit dem Erzherzog Rudolph, Fürst Ferdinand Kinsky und Fürst Franz Joseph Maximilian Lobkowitz Beethoven ein jährliches Gehalt von 4000 Gulden (Bankozettel) zugesichert hatten.
3 Oliva hatte sich noch bis Ende August/Anfang September in Wien aufgehalten und war dann nach Ungarn gegangen, s. Brief 665 .
4 Der Prager Anwalt Dr. Anton Wilhelm Wolf (um 1769 – 1823), der hier erstmals namentlich erscheint, vertrat seit Sommer 1813 Beethovens Interessen im Streit gegen die Erben des Fürsten Kinsky. Vermutlich für ihn hatte Beethoven die "Species Facti" vom Juli 1813, Brief 664 , aufsetzen lassen. Das neuerliche "Gutachen" A, das dem vorliegenden Brief wohl in Abschrift beigefügt war, ist nicht überliefert.
5 Die Fürstin Maria Charlotte Kinsky hatte es abgelehnt, zugunsten Beethovens bei der Vormundschaftsbehörde, dem böhmischen Landrecht in Prag, vorstellig zu werden, s. Brief 627 und 628 . Daher mußte er seine Ansprüche selbst entweder auf dem Wege einer Klage oder auf dem eines Gesuchs dort anmelden.
6 Gemeint ist wahrscheinlich der Bruder Kaspar Karl. Beethoven hatte ihm am 12.4.1813 ein Darlehen von 1500 Gulden W.W. gewährt, für das ihm Johanna van Beethoven Bürgschaft leistete. Als die Rückzahlung unterblieb, hatte er am 30.10.1813 beim niederösterreichischen Landrecht gegen seine Schwägerin Klage erhoben. Der Streit wurde am 22.12.1813 vorläufig durch einen Vergleich beigelegt. – Auch mit seinem Bruder Johann stand Beethoven seit seiner Abreise aus Linz im November 1812 in gespanntem Verhältnis.
7 Reger wohnte laut Schematismus für das Königreich Böhmen , Prag 1813, VII, S. 13, in der Altstadt, Jesuitengasse Nr. 166. Über Gloschek (Karl?) konnte nichts ermittelt werden.