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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

679. Beethoven an Joseph Reger1 in Prag

Vien am 18ten December 1813

Mein werther Freund!

So nenne ich sie, und so werde ich sie einmal umarmen – verflucht habe ich dieses unseelige Dekret2 schon mehrmals, da ich dadurch in unzählige Leiden gerathen, oliva ist nicht mehr hier,3 und es ist mir unerträglich so viele kostbare Zeit mit sachen zu verliehren, die ich meiner Kunst Raube, so ist die sache liegen geblieben – ich habe nun wolf A. neueres Gutachten geschickt,4 er meynt mit Prozeß anzufangen, allein ich glaube am Besten, wie ich es auch Wolf geschrieben, das Gesuch zuerst bey den Landrechten einzureichen5 – Tragen sie das ihrige dazu bey, und laßen sie mich nicht zu Grunde gehn, hier von unzähligen Feinden umgeben, bey allem, was ich thu, ich bin beynahe in Verzweiflung –
Mein Bruder, den ich mit wohlthaten überhaüft, um dessen willen ich selbst mit zum theil im Elende bin, ist – mein größter Feind!6
Küßen sie Gloschek in meinem [Na]men*, sagen sie ihm, daß m[eine]* Erfahrungen und meine Leiden, [seit]* er mich <nicht> gesehn, ein Buch voll machen –
gern hätte ich wolf die ganze Geschichte abgenommen, und sie ihnen übergeben, allein wir hätten nur neue Feinde –
Thun sie nur das ihrige – nächstens mehr hiervon – schicken sie mir doch ihre und Gloscheck's straße und No wo sie wohnen,7 denn immer muß ich meine Briefe durch andre an sie schiken – beantworten sie gleich den Emfang dieses. –

ihr Beethowen

An Hr. Dr. von Reger in Prag. (durch Güte des Herrn von Krans)



1 Joseph Reger (Reeger), geb. in Tachau, Böhmen, am 18.5.1796 an der Universität Prag zum Doktor der Rechte promoviert. In den Schematismen für das Königreich Böhmen wird er bis 1818 als Landesadvokat geführt.

2 Gemeint ist der Rentenvertrag vom 1.3.1809, mit dem Erzherzog Rudolph, Fürst Ferdinand Kinsky und Fürst Franz Joseph Maximilian Lobkowitz Beethoven ein jährliches Gehalt von 4000 Gulden (Bankozettel) zugesichert hatten.

3 Oliva hatte sich noch bis Ende August/Anfang September in Wien aufgehalten und war dann nach Ungarn gegangen, s. Brief 665 .

4 Der Prager Anwalt Dr. Anton Wilhelm Wolf (um 1769 – 1823), der hier erstmals namentlich erscheint, vertrat seit Sommer 1813 Beethovens Interessen im Streit gegen die Erben des Fürsten Kinsky. Vermutlich für ihn hatte Beethoven die "Species Facti" vom Juli 1813, Brief 664 , aufsetzen lassen. Das neuerliche "Gutachen" A, das dem vorliegenden Brief wohl in Abschrift beigefügt war, ist nicht überliefert.

5 Die Fürstin Maria Charlotte Kinsky hatte es abgelehnt, zugunsten Beethovens bei der Vormundschaftsbehörde, dem böhmischen Landrecht in Prag, vorstellig zu werden, s. Brief 627 und 628 . Daher mußte er seine Ansprüche selbst entweder auf dem Wege einer Klage oder auf dem eines Gesuchs dort anmelden.

6 Gemeint ist wahrscheinlich der Bruder Kaspar Karl. Beethoven hatte ihm am 12.4.1813 ein Darlehen von 1500 Gulden W.W. gewährt, für das ihm Johanna van Beethoven Bürgschaft leistete. Als die Rückzahlung unterblieb, hatte er am 30.10.1813 beim niederösterreichischen Landrecht gegen seine Schwägerin Klage erhoben. Der Streit wurde am 22.12.1813 vorläufig durch einen Vergleich beigelegt. – Auch mit seinem Bruder Johann stand Beethoven seit seiner Abreise aus Linz im November 1812 in gespanntem Verhältnis.

7 Reger wohnte laut Schematismus für das Königreich Böhmen , Prag 1813, VII, S. 13, in der Altstadt, Jesuitengasse Nr. 166. Über Gloschek (Karl?) konnte nichts ermittelt werden.


© 1998 G. Henle Verlag, München