Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen
Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für
Münzen und
Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen
Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo,
Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).
Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein
Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.
Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.
702. Beethoven an Anna Milder-Hauptmann1
[Wien, vor dem 27. Februar 1814]2
1 Pauline Anna Milder-Hauptmann (1785 – 1838), Schülerin Giuseppe Tomasellis, Antonio Salieris und Sigismund Neukomms, war eine der bedeutendsten Sängerinnen ihrer Zeit. Sie debütierte 1803 am Theater an der Wien und sang dort 1805 und 1806 in der ersten und zweiten Fassung des Fidelio die Partie der Leonore, die Beethoven für sie geschrieben hatte. 1808 wechselte sie zum Kärntnertortheater über. Seit 1810 war sie mit dem Juwelier Peter Hauptmann (1763 – 1858) verheiratet, von dem sie sich wieder trennte. Bei der Wiederaufnahme des umgearbeiteten Fidelio am 23.5.1814 übernahm sie erneut die Partie der Leonore. Im Frühjahr 1815 ging sie zu Gastspielen nach Berlin, wo sie 1816 ein festes Engagement bei der Hofoper annahm. Erst 1829 kehrte sie nach Wien zurück.
2 Der Brief wurde nicht lange vor der Akademie vom 27.2.1814 geschrieben, bei der Beethoven auf das bereits 1802 entstandene Terzett op. 116 zurückgriff.
3 Vermutlich Leonores Arie "Komm Hoffnung, laß den letzten Stern" (in der ersten Fassung: "Ach, brich noch nicht, du mattes Herz").
4 Fürst Lobkowitz und die Erben des Fürsten Kinsky hatten seit langem ihre Gehaltszahlungen eingestellt.