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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

702. Beethoven an Anna Milder-Hauptmann1

[Wien, vor dem 27. Februar 1814]2

Meine werthe M!

Heute wollte ich zu ihnen kommen, allein es ist nicht möglich, sie werden selbst wissen, wie viel man A. [kademie] zu besorgen hat – nur so viel, Maelzel hat nicht im mindesten Auftrag gehabt, sie zu bitten zum Singen, Es war die Rede davon, und sie waren der erste Gegenstand, worauf ich dachte mein Konzert zu verschönern, ich hätte selbst es zugegeben, daß sie eine Arie von einem andern Meister gesungen, allein diejenigen, welche das Konzert zu meinem besten unternehmen, hatten die schwachheit festzusezen, daß die Arie durchaus von meiner Komposition seyn müße, allein mir Mangelte es an Zeit dazu eine Neue zu schreiben, die aus meineroper3 paßt schon ihrer Situation nach nicht für einen so großen Saal wie der Redouten -Saal. –
So ist es meine liebe verehrte M. Auftrag hatte M.[älzel] nicht im mindesten, weil ich selbst noch nicht wußte, was ich thun sollte und konnte, indem ich mich richten muste nach der Meynung derer, die mein Konzert unternehmen – hätte ich eine neue Arie zu meiner disposition gehabt, so hätte ich mich ihnen zu Füßen gelegt, daß sie meine Bitte erhört hätten –
Übrigens empfangen sie meinen lebhaftesten Dank für ihre gütigen Gesinnungen für mich, hoffentlich werden sich meine Umstände bald bessern (denn sie werden wohl wißen, daß ich beynahe alles verlohren habe),4 und dann soll mein erstes seyn für unsre einzige Milder eine oper zu schreiben, und alle meine Kräfte anzuspannen, mich ihrer würdig zu machen –

mit Hochachtung ihr Freund
Beethowen
(einige Billete für mein Konzert werden sie wohl nicht verschmähen)



1 Pauline Anna Milder-Hauptmann (1785 – 1838), Schülerin Giuseppe Tomasellis, Antonio Salieris und Sigismund Neukomms, war eine der bedeutendsten Sängerinnen ihrer Zeit. Sie debütierte 1803 am Theater an der Wien und sang dort 1805 und 1806 in der ersten und zweiten Fassung des Fidelio die Partie der Leonore, die Beethoven für sie geschrieben hatte. 1808 wechselte sie zum Kärntnertortheater über. Seit 1810 war sie mit dem Juwelier Peter Hauptmann (1763 – 1858) verheiratet, von dem sie sich wieder trennte. Bei der Wiederaufnahme des umgearbeiteten Fidelio am 23.5.1814 übernahm sie erneut die Partie der Leonore. Im Frühjahr 1815 ging sie zu Gastspielen nach Berlin, wo sie 1816 ein festes Engagement bei der Hofoper annahm. Erst 1829 kehrte sie nach Wien zurück.

2 Der Brief wurde nicht lange vor der Akademie vom 27.2.1814 geschrieben, bei der Beethoven auf das bereits 1802 entstandene Terzett op. 116 zurückgriff.

3 Vermutlich Leonores Arie "Komm Hoffnung, laß den letzten Stern" (in der ersten Fassung: "Ach, brich noch nicht, du mattes Herz").

4 Fürst Lobkowitz und die Erben des Fürsten Kinsky hatten seit langem ihre Gehaltszahlungen eingestellt.


© 1998 G. Henle Verlag, München