Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen
Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für
Münzen und
Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen
Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo,
Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).
Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein
Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.
Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.
707. Beethoven an Georg Friedrich Treitschke
[Wien, Anfang März 1814]1
1 Wie sich aus dem Inhalt ergibt, wurde der Brief einige Tage nach Beethovens Akademie vom 27.2.1814 geschrieben.
2 Gemeint ist die Akademie vom 27.2.1814 im großen Redoutensaal, in der die Symphonien op. 92 und op. 93, Wellingtons Sieg op. 91 und das Terzett "Tremate, empi, tremate" op. 116 aufgeführt worden waren.
3 Europens Befreyungsstunde, Text von Joseph Karl Bernard. Die Aufführung wurde am 17.2.1814 von der Zensurbehörde untersagt, wie aus einem Vermerk Friedrich von Gentz', Hofrath bei der geheimen Staatskanzlei, auf der eingereichten Textvorlage (Berlin, Staatsbibliothek, aut. 37,34) hervorgeht.
4 Zu Anfang des Jahres 1814 erhielten die Sänger an der k.k. Hofoper Ignaz Saal, Johann Michael Vogl und Karl Friedrich Weinmüller von der Theaterdirektion die Erlaubnis, eine Opernvorstellung "ohne Kosten" zu ihren Gunsten zu veranstalten. Es kam also nur eine Wiederaufnahme in Frage. Angesichts der Erfolge von Beethovens Akademien vom 8. und 12. 12. 1813 und am 2.1.1814 fiel die Wahl auf seine Oper Fidelio, die seit 1806 nicht mehr aufgeführt worden war. Beethoven stimmte dem Plan zu, bedang sich aber eine Revision des Werks aus. Mit Zustimmung des Textautors Joseph Sonnleithner wurde der amtierende Theaterdirektor und Regisseur Treitschke mit der Bearbeitung des Textes beauftragt. Es ist davon auszugehen, daß das neue Libretto bereits Anfang Februar vorlag (Beethovens Arbeitsexemplar: Bonn, Beethoven-Haus, NE 85). Die erwähnten Skizzen zur Neufassung der Oper vor der Akademie vom 27.2.1814 dürften mit denen im Skizzenbuch Landsberg 9 (S. 17 – 68; Berlin, Staatsbibliothek) identisch sein. Wie aus dem vorliegenden Brief hervorgeht, war die Aufführung für die zweite Märzhälfte 1814 vorgesehen. Dies findet eine gewisse Bestätigung in Beethovens Notiz "Die Oper Fidelio 1814 statt März bis 15ten May neu geschrieben und verbessert" in seinem Tagebuch von 1812 bis 1818, s. Maynard Solomon, Beethovens Tagebuch , hrsg. v. Sieghard Brandenburg, Bonn 1990, S. 51 (Eintrag 22); zur Vorgeschichte des Fidelio vgl. vor allem Georg Friedrich Treitschke, Die Zauberflöte. Der Dorfbarbier. Fidelio , in: Orpheus. Musikalisches Taschenbuch für das Jahr 1841, hrsg. v. August Schmidt, Wien 1841, S. 258ff. Treitschke ist in der Chronologie nicht zuverlässig.
5 Die neue Ouvertüre wurde zur ersten Aufführung der umgearbeiteten Oper am 23.5.1814 nicht rechtzeitig fertig und konnte erst bei der Wiederholung am 26.6.1814 gegeben werden.
6 Vorsilbe "be" bei Seitenwechsel verdoppelt.