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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

718. Beethoven an Baronin Dorothea von Ertmann1

[Wien, vor dem 18. Juni 1814]2

Meine Werthe Freundin!

Ich bin immer einen Tag über den andern krank – ich bitte die Frau von Pichler3 Tausendmal um verzeihung, immer mit dem Vorsaze schwanger, sie sehn zu wollen, habe ich selbst <die> ersten HöflichkeitsRegeln, ihr zu antworten, mehr durch Vergessenheit als durch Nachläßigkeit, auf Seite gesezt – da es vieleicht mit dieser oper eile hat, sende ich sie ihnen zurück, halte mir jedoch bevor selbst mit Fr. v. P. darüber zu reden –
sie ist sehr schön geschrieben, doch wünschte für diesen ZeitPunkt einen Stoff, der ganz Deutschland umfaßt – +soll diese oper aber auf die Widerkunft des Kaisers Bezug haben,4 so wäre sie Freylich am Besten so wie sie ist.+

in Eile ihr Sie verehrender Freund
Beethowen
ich war ein 2 mal bey ihnen, habe sie aber nicht gefunden –

Für die Baronin Ertman



1 Catharina Dorothea Freiin von Ertmann geb. Graumann (1781 – 1849), Pianistin, Gattin des Hauptmanns Stephan Freiherr von Ertmann (1769 – 1835).

2 Der Brief wurde vermutlich kurze Zeit vor der Rückkehr Kaiser Franz I. nach Wien am 18.6.1814 geschrieben.

3 Karoline Pichler (1769 – 1843), österreichische Schriftstellerin. Ihr Haus in der Alsergasse war ein Mittelpunkt der literarischen Kreise in Wien. Sie hatte Beethoven den Text zu der tragischen Oper Mathilde ou les Croisades zukommen lassen. In ihren Memoiren, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben , hrsg. v. Emil Karl Blümml, München 1914, Bd. 2, S. 8f., berichtet sie:

"Ich erinnere mich der Veranlassung nicht mehr, welche mich bestimmte, aus dem schönen und damals viel gelesenen Roman der Mad. Cottin ' Mathilde ou les Croisades' eine Oper zu dichten. Ich ließ sie zierlich abschreiben und dem Erzherzog Rudolf, der sich mir stets als teilnehmender Gönner gezeigt hatte, überreichen. Beethoven sah und las sie bei dem Prinzen. Eine stolze Hoffnung fing an, sich in mir zu regen: wenn dieser Genius sich entschlösse, meine Oper zu komponieren! Aber es blieb bei der Hoffnung."

4 Die Rückkehr Kaiser Franz I. sollte mit zahlreichen Festveranstaltungen gefeiert werden. Im Kärntnertortheater, das während der Probenzeit vom 7. bis 17.6.1814 geschlossen blieb, wurde Joseph Weigls Oper Die Weihe der Zukunft einstudiert. Vielleicht war auch das genannte Libretto von Karoline Pichler auf diesen aktuellen Anlaß abgestimmt.


© 1998 G. Henle Verlag, München