Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen
Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für
Münzen und
Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen
Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo,
Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).
Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein
Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.
Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.
802. Beethoven an Johann Nepomuk Kanka in Prag
Vien am 8ten aprill 1815
1 Kanka hatte Beethoven im Rechtsstreit um Nachzahlung und Angleichung des von Fürst Kinsky zu beziehenden Gehalts unterstützt.
2 Beethoven verbrachte den Sommer 1815 in Baden. Nach 1812 ist er nie mehr nach Teplitz gekommen. Der Weg dorthin hätte ihn über Prag geführt.
3 Der Streit um Beethovens Gehaltsforderungen mit Fürst Lobkowitz wurde offiziell erst mit dem gerichtlichen Vergleich vom 19.4.1815 beendet.
4 Anstelle der ursprünglich vertraglich zugesicherten 4000 Gulden erhielt Beethoven nunmehr, aufgrund der Reduktion des Kinskyschen Gehaltsanteils, 3400 Gulden Wiener Währung.
5 Wahrscheinlich ist Baron Joseph Andreas Pasqualati gemeint, der Bruder des Wiener Beethoven-Freundes Johann Baptist Pasqualati, der in Prag lebte und sich ebenfalls bei den Verhandlungen mit den Erben des Fürsten Kinsky für Beethoven eingesetzt hatte.
6 Beethoven spielt auf Ludwig XVIII. an, der am 20.3.1815 vor Napoleon Bonaparte von Paris nach Gent geflohen war.
7 Eine Anspielung auf Napoleon Bonaparte, der durch seine Rückkehr nach Frankreich am 1.3.1815 den Thronverzichtsvertrag vom 6.4.1814 gebrochen hatte.