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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

802. Beethoven an Johann Nepomuk Kanka in Prag

Vien am 8ten aprill 1815

Es ist sicher nicht Erlaubt – so Freundschaftlich zu seyn, wie ich glaubte mit ihnen, und so Feinschaftlich nebeneinander zu wohnen ohne sich zu sehn!!!!!!!! tout à vous schrieben sie, Ei du Windbeutel sagte ich – nein nein es ist zu arg – ich mögte ihnen immer gern 9000 mal danken für ihre bemühungen um mich1 und 20000 mal ausschimpfen, daß sie so fort sind, so gekommen – also alles ist Wahn, Freundschaft, Königreich, Kaiserthum, alles nur Nebel, den jeder Windhauch vertreibt, und anders gestaltet!! –
vieleicht gehe ich nach Tepliz,2 doch ist es nicht sicher, bey der Gelegenheit könnte ich den Pragern etwas hören laßen was meynen Sie, wenn sie anders noch eine Meynung für mich haben? –
da mir die Geschichte mit Lobkowiz auch geendigt3 – so ist das Finis da, obschon sich dabey ein kleines < F > fy , pfui, findet4 – Br. Pasqualati wird sie wohl bald wieder besuchen, auch er hat viele Mühe um mich gehabt5 – ja ja das Rechte sagt sich leicht ist aber von andern schwer zu erhalten – womit soll ich ihnen in meiner Kunst dienen, sprechen sie wollen sie das selbstgespräch eines geflüchteten Königs6 oder den Meyneid eines Usurpators7 besungen haben – oder das <zusammen treff>Nebeneinanderwohnen zweier Freunde, welche sich nie sehen – in Hoffnung bald etwas von ihnen zu hören, da sie jezt so weit von mir entfernt, und es so viel leichter als näher sich zu finden

bin ich ihr ewig ergebner Sie achtender Freund

ludwig van Beethowen



1 Kanka hatte Beethoven im Rechtsstreit um Nachzahlung und Angleichung des von Fürst Kinsky zu beziehenden Gehalts unterstützt.

2 Beethoven verbrachte den Sommer 1815 in Baden. Nach 1812 ist er nie mehr nach Teplitz gekommen. Der Weg dorthin hätte ihn über Prag geführt.

3 Der Streit um Beethovens Gehaltsforderungen mit Fürst Lobkowitz wurde offiziell erst mit dem gerichtlichen Vergleich vom 19.4.1815 beendet.

4 Anstelle der ursprünglich vertraglich zugesicherten 4000 Gulden erhielt Beethoven nunmehr, aufgrund der Reduktion des Kinskyschen Gehaltsanteils, 3400 Gulden Wiener Währung.

5 Wahrscheinlich ist Baron Joseph Andreas Pasqualati gemeint, der Bruder des Wiener Beethoven-Freundes Johann Baptist Pasqualati, der in Prag lebte und sich ebenfalls bei den Verhandlungen mit den Erben des Fürsten Kinsky für Beethoven eingesetzt hatte.

6 Beethoven spielt auf Ludwig XVIII. an, der am 20.3.1815 vor Napoleon Bonaparte von Paris nach Gent geflohen war.

7 Eine Anspielung auf Napoleon Bonaparte, der durch seine Rückkehr nach Frankreich am 1.3.1815 den Thronverzichtsvertrag vom 6.4.1814 gebrochen hatte.


© 1998 G. Henle Verlag, München