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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

854. Beethoven an Ferdinand Ries in London

Mittewoche am 22ten November Vien 1815.

lieber R. ich eile ihnen zu schreiben, daß ich heute den Klawierauszug der Sinfonie in A auf die Post an das Hauß Thomas Coutts & Co1 abgeschikt habe,2 da der Hof nicht hier ist, gehn beynahe gar keine oder Selten Kurire, auch ist dies überhaupt der sicherste Weeg – die Sinfonie müßte gegen März herauskommen, den Tag werde ich bestimmen,3 Es ist dießmal zu lange zugegangen, als daß ich den Termin kürzer bestimmen könnte – mit dem trio u. der sonate für violin kann es mehr Zeit haben, und beydes wird in einigen wochen auch in london seyn.4 – ich bitte Sie recht sehr lieber Rieß Sich anzu[n]ehmen um diese Sachen, auch damit ich das Geld erhalte,5 Es kostet viel bis alles hinkommt, u. ich brauche es – ich habe 600 fl. an meinem Gehalt jährlich eingebüßt, zu Zeiten der B.[anko] Z.[ettel] war es gar nichts, dann kamen die Einlösungs.[scheine] und hiebey verlohr ich diese 600 fl. mit mehreren Jahren verdruß u. gänzlichen Verlust des gehalts6 nun sind wir auf dem Punkte, daß die E.[inlösungs]s.[cheine] schlechter als ehmals die B. Z. waren, ich bezahle 1000 fl. Haußzins, machen sie sich einen Begriff von dem Elend, welches das Papiergeld hervorbring[t]. – mein armer unglücklicher Bruder ist eben gestorben,7 er hatte ein schlechtes weib8 , ich kann sagen, er hatte einige Jahre die Lungensucht, und um ihm das leben leichter zu machen, kann ich wohl das, was ich gegeben, auf 10000 fl. W.w. anschlagen, das ist nun freylich für einen Engländer nichts – aber für einen armen deutschen, oder vielmehr österreicher sehr viel, der <er>arme hatte sich in seinen lezten Jahren sehr geändert, und ich kann sagen, ich bew[eine]* ihn von Herzen, und mich freut es um[somehr]* mir selbst sagen zu können, daß ich mir in Rüksicht seiner Erhaltung nichts zu schulden kommen ließ. – sagen Sie dem Hr.9 , daß er H r. Salomon10 u. ihnen das Brief Porto, welches Sie ihre Briefe an mich und die meinigen an Sie kosten, vergüte, derselbe kann mir es abziehen an der Summe, die er mir zu bezahlen, ich habe gern, daß diejenigen welche für mich wirken so wenig als möglich leiden. –
Wellingtons Sieg in der Schlacht bey vittoria +dies ist zugleich der Titel auf dem Klawierauszug – + muß längst angekommen seyn11 bey Th. Coutts & Co Hr. Birchall braucht nicht eher das honorar zu bezahlen bis er alle werke hat. – eilen sie nur, daß ich die Bestimmung des Tags, wann <H.>er den Klawierauszug herausgiebt, erhalte. – für heute nur noch die wärmste anemphelung meiner Angelegenheiten, ich stehe ihnen, in was nur immer, zu diensten. –

leben sie herzlich wohl lieber R.
ihr Freund
Beethoven

Wien Herrn Ferdinand Ries ches. Mrs B.A. Goldsmidt . London



1 Der Name der Firma hier und am Ende des Briefes sowie derjenige Birchalls von fremder Hand eingefügt.

2 Die Handschrift war für Robert Birchall bestimmt, der die Klavierauszüge von op. 91 und op. 92 zusammen mit op. 96 und op. 97 gekauft hatte, vgl. Brief 855 .

3 Die Veröffentlichung von op. 92, op. 96 und op. 97 in London wurde immer wieder verschoben, da sich die Ausgabe des Wiener Verlegers Steiner verzögerte. Am 14.12.1816 (Brief 1013) teilt Beethoven Birchall schließlich mit, daß der Klavierauszug von op. 92 unverzüglich zu publizieren sei. Tatsächlich erschien op. 92 in London am 7.1.1817, s. Alan Tyson, Authentic Editions of Beethoven published in Great Britain , in: BBB S. 200.

4 Op. 97 und op. 96 schickte Beethoven mit Brief 895 vom 3.2.1816 an Birchall. Op. 96 sollte ursprünglich "im Monat May" , op. 97 "aber Später" (s. Brief 879) herauskommen. Am 1. Oktober (Brief 982) schrieb Beethoven an Birchall, daß beide Werke ohne Verzögerung zu veröffentlichen seien. Op. 96 und op. 97 erschienen dann in London am 29. Oktober bzw. am 5. Dezember.

5 Birchall zahlte für op. 91, op. 92, op. 96 und op. 97 insgesamt 130 holländische Dukaten, s. Beethovens Quittung und Eigentumsbestätigung vom 9.3.1816.

6 Durch die Währungsreform im Jahre 1811 und die Verhandlungen mit den Erben des Fürsten Kinsky sowie mit den Vermögenskuratoren des Fürsten Lobkowitz ist Beethovens Gehalt von ursprünglich 4000 Gulden Bankozettel auf 3400 Gulden Wiener Währung (Einlösungsscheine) gesetzt worden. Der Gehaltsanteil des Erzherzogs Rudolph ist regelmäßig gezahlt worden.

7 Kaspar Karl van Beethoven starb am 15.11.1815.

8 Johanna van Beethoven.

9 Beethoven meint den Verleger Robert Birchall.

10 Der Komponist und Violonist Johann Peter Salomon hatte die Verbindung zwischen Beethoven und dem Londoner Verleger Birchall hergestellt; s. Brief 809 .

11 Beethoven hatte den Klavierauszug von op. 91 vor dem 28. Oktober 1815 an Birchall geschickt, s. Brief 844 .


© 1998 G. Henle Verlag, München