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Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

940. Beethoven an Ferdinand Ries in London

Vien am 11ten Juni 1816

Mein lieber R. ! mir ist es leid, daß sie durch mich wieder einiges Postgeld ausgeben müßen, so gern ich allen Menschen helfe u. diene, so wehe thut es mir andere meinetwegen in Anspruch nehmen zu müßen – von den 10 # ist bis dato nichts erschienen,1 u. es ist also das Resultat daraus zu ziehen, daß es in England wie bey unß windbeutel u. nicht Worthaltende Menschen gibt. – ich lege ihnen hiebey nichts zu last – bey alle dem muß ich sie bitten sich noch einmal wegen den 10 # an Hr. Bir [c] hall zu wenden, u. sich selbe selbst geben zu laßen, ich versichere sie auf meine Ehre, daß ich für unkosten 21 fl. in Konwenzions Münze bezahlt ohne die Kopisten Rechnung u. mehrere Postgelder in B.[anko] Z.[ettel] das Geld war nicht einmal in dukaten angewiesen, da sie mir doch selbst geschrieben, daß es mir in holländischen # sollte angewiesen werden2 – also gibt es auch in England solche gewissenhafte Menschen, denen Wort halten nichts ist?!! – wegen dem Trio hat mich der hiesigeVerleger angegangen, daß dieses inLondonam lezten august erscheine,3 ich bitte sie also deswegen gütigst mit Hr. B. [irchall] zu reden – <der>Mit dem Klawierauszug der Sinfonie in A4 kann sich H.[err] B. in bereitschaft sezen, indem, sobald mir der hiesige Verleger den Tag sagen wird, ich solches gleich ihnen oder B. zuwissen machen werde. – da ich von Neate auch keine Silbe erhalten seit seiner Ankunft in L.[ondon], so bitte ich sie nur ihm zu sagen, daß er ihnen eine Antwort gebe, ob er schon das Quartett in F moll angebracht, indem ich es hier auch gleich herausgeben mögte,5 u. was ich in Rücksicht der Violonschell Sonaten zu erwarten habe?6 von allen übrigen Werken die ich ihm mitgegeben7 schäme ich mich beynahe zu reden u. zwar für mir selbst, daß ich wieder so zutrauungsvoll so ganz ohne andere Bedingungen, als die die Freundschaftliche Fürsorge selbst zu irgend meinem Nuzen erfinden würde, ihm selbe hingegeben. – man hat mir <ein>die Übersezung einer Nachricht aus dem Morning Cronigle über die Aufführung der sinfonie (wahrscheinlich in A) zu lesen gegeben,8 Es wird mit dieser u. allen andern Mitgenommenen Werken von N. [eate] wohl eben so gehn, wie mit der schlacht9 , u. ich werde wohl, wie von selber, auch nichts davon haben als in den Zeitungen zu lesen die Aufführungen zu lesen. – der Klawiers auszug der sinfonie in A ward geschwinde abgeschrieben u. nach genauerer Durchsicht habe ich den übersezer10 einige stellen verändern laßen, welche ich ihnen mittheilen werde. alles schöne an ihre Frau

in Eil ihr wahrer Freund
Beethowen

Nb : haben sie dem Erzherzoge Rudolf ihr Konzert in Es gewidmet? warum haben sie denn selbst nicht an ihn geschrieben deswegen?11

Vienne
Mr Ferd.d Ries p.r adr. des Ms B. A. Goldschmid
London



1 Birchall hatte den Betrag bereits am 15.3.1816 angewiesen, doch verzögerte sich die Auszahlung bis zum 3.8.1816, s. Brief 958 vom 14.8.1816 und Beethovens Quittung.

2 Auch im Eigentumsschein vom 9.3.1816 ist von holländischen Dukaten die Rede.

3 Op. 97 ist bei S.A. Steiner und Comp. im September 1816 erschienen. Birchalls Ausgabe wurde am 5.12.1816 in Stationers Hall registriert.

4 Op. 92.

5 Op. 95 ist erst im Dezember 1816 bei S.A. Steiner und Comp. in Wien erschienen. In London ließ sich offenbar kein Verleger finden, doch brachte Clementi 1817 einen Nachdruck heraus, s. Alan Tyson, The Authentic English Editions of Beethoven , London 1963, S. 95f.

6 Die Cellosonaten op. 102 wurden von den Verlegern, denen Neate sie vorlegte, als zu schwer abgelehnt, s. Brief 987 vom 29.10.1816.

7 Siehe Brief 889 von Ende Januar/Anfang Februar 1816, Anm. 2.

8 Vgl. Brief 936 vom 15.5.1816 an Charles Neate.

9 Op. 91. Die Widmung einer Partiturabschrift und der englischen Ausgabe des Klavierauszuges an den Prinzregenten Georg von England war ohne Reaktion geblieben.

10 Anton Diabelli.

11 Op. 42, erschienen 1812 bei Kühnel in Leipzig, mehrfach nachgedruckt.


© 1998 G. Henle Verlag, München