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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

950. Beethoven an Gottfried Christoph Härtel in Leipzig

Vien am 19ten Juli 1816

Mein werther Hr. von Hertel!

Sie haben mich mehreremale Freundschaftlichst auffordern laßen, ihnen einmal wieder einige meiner Komposizionen anzutragen,1 ohne an die Frühern Verbindungen zwischen unß zu denken, so wissen sie, daß es mir immer sehr lieb war, mit ihnen einigermaßen in Verhältnißen zu stehen, nur fürchte ich sehr, daß sie mich, wie mir jezt meine Kompositionen honorirt werden, zu genau taxiren <zu>werden wollen, unterdeßen will ich es doch versuchen; nur können sie wenigstens nicht verlangen, daß ich schaden leiden soll, so erinnere ich mich daß sie mir für ein großes Klawier trio nicht 100 fl. in K.[onventions] G.[eld] zugestehn wollten2 u. doch erhalte ich für ein solches 50 auch 60 # in Gold. Aufschneiderei ist meinem Karakter fremd sey es also, daß ich ihnen folgendes antrage: eine neue Klawier Solo Sonate,3 Variationen mit einer Einleitung u. Anhang für Klawier violin u. violonschell über ein bekanntes müllerisches Thema,4 sie sind von meinen Frühern <sachen>Kompositionen jedoch gehören sie nicht unter die verwerflichen, 18 Schottische Lieder5 welche sie wohl leicht in leipzig übersezen können, sie sind alle für gesang mit Piano forte u. Begleitung von Violin u. Violonschell, Eine große Scene für eine BaßStimme mit mehrern Chören (Deutscher Text),6 einen Marsch mit Chor u. ganzem Orchester,7 alles dieses trage ich ihnen für ein Honorar von 130 Dukaten in Gold an, einzeln kann ich ihnen davon nichts überlaßen, weil ich sonst schaden erleiden würde – ich bitte sie aber mir sogleich zu antworten, damit ich mich wisse darnach zu richten –
ich befinde mich beständig eben nicht in der Vollkommensten Gesundheit, u. kam erst jezt so wegen vielen sonstigen Verhinderungen auf's Land – mein unglüklicher Bruder starb am 15ten November 1815 Die Sorge für sein Kind ist mir ganz anheim gefallen, denn leider ist er moralisch auch Mutterloß
über unsre übrigen Weltverhältniße oder vielmehr StaatsBürgerliche wollen wir nicht reden, bey unß wird immer u. ewig der Eurus8 bleiben, ein Stillstehender Sumpf!!!

in Eil ihr ergebenster

l. v. Beethowen



1 Härtels Mittelsmann könnte wie in früheren Jahren Georg August Griesinger gewesen sein.

2 Beethoven bezieht sich wahrscheinlich auf die Verhandlungen wegen op. 97 im April 1811, die erfolglos abgebrochen worden waren, s. Brief 492 vom 12.4.1811 und Brief 499 vom 20.5.1811. Die Einzelheiten sind nicht bekannt.

3 Wohl die noch unvollendete Klaviersonate op. 101.

4 Die Variationen Ich bin der Schneider Kakadu op. 121a, entstanden 1801.

5 Nicht eindeutig zu bestimmen. Es können die Volksliedbearbeitungen gemeint sein, die Beethoven am 10.6.1815 und am 4.11.1815 an Thomson geschickt hat. Inzwischen hatte er aber bereits sechs weitere schottische Lieder bearbeitet, s. die Quittung vom 2.5.1816. Am selben Tag hatte er 18 "Lieder von verschiedenen Nationen" an Thomson aufgegeben. Auch diese könnten in Betracht kommen.

6 Vermutlich op. 113 Nr. 7 "Wir tragen empfängliche Herzen" mit dem vorausgehenden Rezitativ des Oberpriesters "Mit reger Freude". Die herkömmliche Identifizierung mit dem Schlußgesang "Es ist vollbracht" WoO 97 aus Treitschkes Singspiel Die Ehrenpforten widerspricht der Beschreibung als "große scene ... mit mehrern Chören".

7 Op. 113 Nr. 6 Marsch und Chor "Schmückt die Altäre".

8 Eurus – der Ostwind, dessen lähmende und verderbliche Wirkung bei den griechischen Klassikern erwähnt wird.


© 1998 G. Henle Verlag, München