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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1008. Beethoven an Nikolaus Zmeskall

[Wien, November/Dezember 1816]1

Ich danke ihnen Herzlich mein lieber Z für ihre mir gegebenen Erörterungen, was die Festungen2 anbelangt, so dächte ich, daß sie von mir die Meynung hätten, mich nicht in Sumpfigten Gegenden aufhalten zu wollen, übrigens ist es bey mir schwerer als irgendwo eine Haußhaltung einzurichten, denn ich verstehe davon nichts gar nichts, Fehltritten werde ich wohl immer ausgesezt seyn – nun was ih[r]en ersten Brief3 anbelangt, was soll ich darauf sagen, schon von Kindheit an habe ich mich alles guten andrer Menschen gern erinnert, u. es immer im sinn behalten, darauf kam auch die Zeit, wo <es>besonders in einem Verweichlichten Jahrhundert dem Jüngling auch selbst etwas untoleranz zu seyn zu verzeihen war, nun aber stehn wir als Nazion wieder kraftvoller da, u. wie auch ohne dieß ich mir später eigen zu suchen gemacht habe, nicht den ganzen Menschen wegen einzelner Schwächen zu verdammen, sondern gerecht zu seyn, das gute vom<n> <ihne>Menschen im Sinne zu behalten, u. hat sich dieses nun sogar in geäußerten Handlungen <an>gegen mich bezogen, so habe ich mich nicht allein als Freund des ganzen Menschengeschlechts sondern noch auch besonders einzelne darunter immer als meine Freunde angesehn und auch genannt, So in diesem Sinne nenne ich Sie denn auch meinen Freund, wenn auch in manchen Dingen wir beide verschieden handeln und denken, so sind wir doch auch in manchem übereingekommen; – So — nun zähle ich nicht weiter mehr – mögten sie nur recht oft meine Freundschaftliche Anhänglichkeit auf die Probe stellen!

wie immer Ihr Freund
Beethowen.



1 Beethovens Bemühungen, einen geordneten Haushalt zu führen und den Neffen bei sich aufzunehmen, waren Oktober/November wegen seiner Krankheit und ungeeigneter Dienstboten gescheitert. Einen Teil der Schuld schob er Zmeskall zu, der ihm das Personal ausgesucht hatte, s. Brief 995 vom 3.11.1816 an Zmeskall und Brief 990 von Anfang November 1816 an Giannattasio. Im vorliegenden Brief scheint sich Beethoven für seine Vorwürfe entschuldigen zu wollen. Das Ende des Briefes klingt an die Formulierungen in der Dedikation vom 16.12.1816 an (Brief 1014). Der Brief dürfte daher im November oder Dezember 1816 geschrieben worden sein. Das Wasserzeichen des Autographs, " Joseph Appelthaüer " (ähnlich SG 103), steht dieser Datierung nicht entgegen.

2 Die Bezeichnung "Festung" hier und in anderen Briefen (841 , 970 und 1014) an Zmeskall wird von manchen Interpreten als Synonym für "Prostituierte" verstanden, s. Editha und Richard Sterba, Ludwig van Beethoven und sein Neffe , München 1964, S. 112f.

3 Nicht erhalten, vielleicht derselbe Brief, der auch in Brief 1009 erwähnt wird. Zmeskall hat anscheinend darin die Vorwürfe wegen schlechter Wahl des Dienstpersonals zurückgewiesen und Beethoven Undankbarkeit vorgeworfen.


© 1998 G. Henle Verlag, München