Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen
Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für
Münzen und
Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen
Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo,
Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).
Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein
Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.
Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.
1223. Beethoven an Nannette Streicher
[Wien, kurz vor dem 12. Januar 1818]1
1 Das Datum des Briefes ergibt sich aus dem erwähnten Austritt der Küchenmagd " Baberl". Diese hätte eigentlich schon am Freitag, dem 9.1.1818, gehen müssen, da ihr am 27.12.1817 mit einer Frist von 14 Tagen gekündigt worden war. Die Frist wurde offenbar um das Wochenende bis zum Montag, dem 12.1.1818, verlängert. Der vorliegende Brief wurde demnach kurz zuvor, wohl am 10.1.1818, geschrieben.
2 Montag, der 12.1.1818.
3 Möglicherweise Anton Joseph Stein (1759 – 1844), Professor für lateinische Literatur und griechische Philologie an der Wiener Universität. Stein hatte den Text zu Beethovens Hochzeitslied für Anna Giannattasio del Rio (WoO 105) verfaßt. Beethoven könnte Stein im Hause Giannattasio kennengelernt haben. Er wohnte ebenfalls in der Vorstadt Landstraße, Nr. 511 in der Ungargasse. In seiner Eingabe an den Wiener Magistrat vom 1.2.1819 (Brief 1286) beruft sich Beethoven bezüglich seiner Unterrichtsmaßnahmen auf die Autorität der Professoren Stein und Simmerdinger (Pädagogik). Später erscheint der Name Stein einige Male in den Konversationsheften, s. BKh 1, S. 374, BKh 2, S. 280 und BKh 4, S. 211. Anderson (Nr. 885) identifiziert hingegen, wohl Kalischer (im Kommentar zu Brief Nr. 745) folgend, den fraglichen Universitätsprofessor mit Emerich Thomas Hohler (1781 – 1846). Hohler war Erzieher im Hause des Fürsten Joseph Johann Nepomuk Schwarzenberg und Lateinlehrer im Internat von Joseph Blöchlinger. An der Wiener Universität ist Hohler jedoch nicht nachweisbar. Auch scheint es, daß Beethoven von ihm erst 1820 gehört hat, s. BKh 2, S. 54f.
4 Carl Czerny. Er unterrichtete Beethovens Neffen im Klavierspiel.
5 Beethoven wollte seinen Neffen durch einen Hauslehrer, einen sogenannten "Hofmeister" , unterrichten lassen und nahm ihn daher am 24.1.1818 aus dem Internat Giannattasio, wo er seit Februar 1816 untergebracht war.
6 Vielleicht eine Anspielung auf die nicht näher bekannten Vorfälle Ende Dezember 1817, deretwegen Beethoven das Streichersche Haus nicht mehr betreten wollte, s. die Briefe 1201 und 1200 .
7 Nannette Streicher hatte sich Anfang Januar 1818 einige Tage in Klosterneuburg aufgehalten.
8 Um seine Haushälterin im ungewissen zu halten, hatte Beethoven ihr vorgespiegelt, er habe einen Bedienten aufgenommen. Tatsächlich hatte aber Nannette Streicher sofort nach der Kündigung der " Baberl" ein anderes Küchenmädchen verpflichtet.