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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1285. Beethoven an Ferdinand Ries in London

Vien am 30ten Jenner 1819

Mein lieber Ries !

Erst heute kann ich ihr leztes vom 18ten Decenb.1 beantworten, ihre Theilnahme thut mir wohl, für jezt <dieses Jahr> ist es unmöglich nach london zu kommen, verstrikt in so mancherley Umstände,2 aber Gott wird mir beystehen, künftigen winter sicher nach l. zu kommen, wo ich auch die Neuen Simphonien Mitbringe,3 ich erwarte ehestens den Text zu einem neuen oratorium welches ich hier für den Musik. Verein schreibe, welches unß wohl auch in L. dienen wird,4 thun sie für mich, was sie können, denn ich bedarf es, Bestellungen von der Philarmonischen Gesellschaft wären mir sehr willkommen gewesen, die Berichte welche mir unterdeßenNeateüber das beynahe Mißfallen der 3 overturen geschickt hat,5 waren mir verdrießlich, jede hat hier in ihrer Art nicht allein gefallen sondern die aus Es6 u. C dur7 sogar großen Eindruck gemacht, unbegreiflich ist mir das schicksaal dieser Kompositionen bey der P. G. – sie werden das arrangirte 5-tett8 u. die Sonate9 schon erhalten haben, machen sie nur, daß beyde werke besonders das 5-tett so <bald>gleich <als möglich> gesto[chen]* werden,10 mit der Sonate kann es schon etwas langsamer gehen doch wünsche ich[,]* daß sie wenigstens innerhalb 2 oder längstes [3]* Monathen erscheine, ihren von ihnen erwähnten frühern Brief erhielt ich nicht, daher ich keinen Anstand nahm beyde werke hier auch zu verschachern11 Nb : d.h. bloß für Deutschland, Es wird unterdeßen ebenfalls 3 Monathe bis die <sin> Sonate hier erscheint, nur mit dem 5-tett eilen sie, ich werde sobald sie mir das geld hier anweisen, eine schrift für den Verleger als Eigenthümer dieser werke für England schottland Irrland Indien Frankreich etc schicken,12 <nur>die <Deutschland> tempos nach Maelzel's Metronom bey der Sonate erhalten sie mit nächster Post;13 DeSmidt. Courier bey dem Fürst paul Esterhazi hat das 5-tett u. die Sonate mitgenommen mit nächster Gelegenheit erhalten sie auch mein Portrait, da ich höre, daß sie es wirklich wünschen14

leben sie wohl halten sie mich lieb ihren
Freund Beethoven
alles Schöne an ihre schöne Frau!!! (von mir)!!!!!
A Monsieur Ferdinand Ries pr ad. de Mess. B. A. Goldschmidt et Comp à Londres (en Angleterre)



1 Brief 1274 , nicht erhalten.

2 Wahrscheinlich meint Beethoven den Vormundschaftsprozeß, in den er seit Dezember 1818 verwickelt war, s. Brief 1273 vom 15.12.1818 und Brief 1286 vom 1.2.1819.

3 Beethoven hatte im Sommer 1817 zugesagt, im Januar 1818 nach London zu reisen und zwei Symphonien für die Philharmonische Gesellschaft zu komponieren.

4 In London war besonders George Smart, der die "lenten oratorios" leitete, an einem neuen Oratorium Beethovens interessiert. Durch Potter hatte er ihm Anfang 1818 ein Angebot unterbreitet, s. Brief 1236 .

5 Siehe Brief 987 vom 29.10.1816.

6 Die Ouvertüre zu op. 117.

7 Op. 115.

8 Op. 104.

9 Op. 106.

10 Op. 104 wurde 1819 bei Elizabeth Lavenu in London veröffentlicht. Obwohl nicht in Stationers Hall eingetragen, ist die Ausgabe textlich von dem im Februar 1819 erschienenen Wiener Druck von Artaria & Comp. unabhängig. Ihre Authentizität wird auch durch die Eigentumserklärung vom 4.4.1820 bestätigt, vgl. Alan Tyson, The Authors of the Op. 104 String Quintet , in: Beethoven Studies [1], hrsg. v. Alan Tyson, New York 1973, S, 158 – 173, hier besonders S. 171f. Op. 106 wurde von " The Regent's Harmonic Institution" in London veröffentlicht. Die Ausgabe wurde erstmals am 1.10.1819 in Stationers Hall registriert, es wurde jedoch offenbar kein Exemplar hinterlegt. Ein zweiter Eintrag erfolgte am 24.12.1819. Zu dieser Ausgabe, die in zwei Teilen erschien und den zweiten und dritten Satz umstellt, s. Alan Tyson, The Hammerklavier Sonata and its English editions , in: The Musical Times 103 (1962), S. 235ff. und von demselben The Authentic English Editions of Beethoven , London 1963, S. 102ff.

11 An Artaria & Comp. in Wien. Die Ausgaben erschienen im Februar (op. 104) und September (op. 106) 1819.

12 Ein derartiges Schriftstück ist nicht bekannt. Beethoven wollte jedoch noch im Dezember 1819 eine Eigentumserklärung für die Londoner Verleger durch Franz Oliva anfertigen lassen, s. BKh 1, S. 176.

13 Die Metronomangaben sandte Beethoven in Brief 1309 vom 16.6.1819.

14 Ries hatte schon in Brief 917 vom 19.3.1816 um ein Porträt Beethovens gebeten.


© 1998 G. Henle Verlag, München