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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1314. Beethoven an Joseph Karl Bernard

[Mödling, 19. Juli 1819]1

Hier lieber B. den Brief an den M.[agistrats]R.[at]2 Es ist gut, wenn sie ihn vorher lesen, u. alsdenn erst zumachen, ohnehin haben wir ein B. gemeinschaftlich –
der beygeschloßene Brief <von>kürzlich von Giannattasio3 kann nicht anders als gut seyn, ihm zu zeigen u. allenfalls zu laßen, auch daß man die Hälfte der pension wovon man 1818 das erste bezogen, obschon von 1815 mein Neffe gänzlich auf mein[e] Kosten, ihr laßen wollte,4 obschon selbe nichts anders als eine schadloßhaltung für die ihr von meinem Neffen gänzlich abgetretenen Rechte an seinem Erbtheil zu betrachten sey,5 u. sie solche ohne meine Einwilligung u. Zuthun nie erhalten hätte6 – Karl hat noch keinen Buchstaben geschrieben, Also in einem Institute kann der sohn gegen den vater begehn, was er nur immer will, ohne zur Ahndung gezogen zu werden?!!
Gott bessers – wie ich leide hierdurch können sie kaum glauben, welche Verstoktheit u. Undankbarkeit in diesem jungen Bösewicht?!
wenn sie hingehen, verlangen sie K. zu sprechen, um zu hören, was dieser gänzlich irrgeführte in ansehung meiner vorbringen wird? – Mein Bruder7 soll durchaus nicht zugelaßen werden, +denn er wird nur sprechen, was er alles bey ihm haben kann etc d.g. Elendigkeiten, welche ihn immer aus dem Geleise bringen. – + u. es ist gut, ihn fühlen zu laßen, daß er eine so sträffliche Mutter, die, wer weiß mit welchen Kirkas8 Zaubereyen oder Verwünschungen oder schwüren ihn gegen mich verzaubert, gar nicht mehr sehen soll, die auf jeden Fall sein phisisches u. Moralisches Verderben nur hat befördern wollen –

in Eil der ihrige

Mit ruhe!!! was wäre denn geschehen mit dieser Ruhe ohne Unruhe?!!



1 Dem Schreiben lag offenbar Brief 1313 vom 19.7.1819 an den Magistratsrat Franz Xaver Piuk bei. Der vorliegende Brief wurde wahrscheinlich an demselben Tag verfaßt.

2 Brief 1313 .

3 Vielleicht ein Brief, in dem Giannattasio begründete, warum er den Neffen nicht wieder in sein Institut aufnehmen wollte, etwa am 17.6.1819 geschrieben, als Beethoven die Ablehnung überbracht wurde, s. TDR IV, S. 142f.

4 Am 10.5.1817 hatte sich Johanna van Beethoven bereit erklärt, zu Erziehung und Unterhalt ihres Sohnes die Hälfte ihrer Witwenpension abzutreten. Dieser Verpflichtung kam sie erst spät und unregelmäßig nach. Am 8.1.1824 (Brief 1771) verzichtete Beethoven angesichts der Notlage der Schwägerin endgültig auf die Zahlung.

5 Laut Kontrakt vom 10.5.1817 wurde lediglich ein Betrag von 2000 Gulden Wiener Währung als Ausgleich für das väterliche Erbe vereinbart. Es waren die beiden Dienstkautionen, die der Vater bei der k.k. Universalschuldenkasse hinterlegt hatte.

6 Als Vormund des erbberechtigten Neffen hatte Beethoven seine Zustimmung zur Übergabe der Verlassenschaft Kaspar Karl van Beethovens an die Mutter zu geben. Es scheint, daß er ihr auch bei der Erlangung ihrer Pension behilflich war, s. Brief 1348 vom 27.10.1819 an Johann Baptist Bach.

7 Johann van Beethoven.

8 Circe, in der griechischen Mythologie eine Zauberin, die die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelt hat, s. Homer, Odyssee , 10. Gesang, Vers 235ff.


© 1998 G. Henle Verlag, München