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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1349. Beethoven an Johann Baptist Bach

Vien am 27ten Okt. [1819]1

Euer wohlgebohrn!

Ohnehin war ich ihnen noch einen Nachtrag schuldig – die hälfte der Pension von der M.[utter] beträgt jährl. 166.40 in K.[onventions]M.[ünze] <da es verdächtig> von den 2000 fl. w die Intereßen Coupons machen halbjährl. 27 fl. K.M. –
früher vor 1816 bis 1818 hatte ich gar keinen Beytrag, übrigens sehn Sie aus den beylagen daß <die>Es schuldigkeit der Mutter ist wegen dem ganzen Nachlaß jure crediti , und nichts weniger als eine Begüngstigung gegen ihren Sohn oder mich betrachtet werden kann – mein Neffe im Institut jezt (vorher war es viel theurer) kostet nur für das nöthigste oder was man Jahrgeld heißt 900 fl.2 mit Kleidung etc noch Meistern außerordentlich welches bis jezt bey der Schneider Oberv.[ormundschaft] nicht möglich war auf wenigstens 1300 fl. w.w. – einige Rechnung.[en] werden sich finden, welche ihnen alles noch deutlicher machen –
da es auffallend ist, daß es nun beynahe 9 Monathe ist, daß die Fr. B. ihre Pension nicht abhohlte, so glaube ich, daß dieses im Zusammenhange mit dieser Kabal u. ränkevollen Oberv. sey, ich schickte deshalb gestern einen Bogen vom verfloßenen halben Jahr an die Kasse,3 welche es auch bezahlen wollte, "allein die Liquidatur bemerkte, daß die Mutter ihre Pension noch nicht behoben habe, daher auch an den Hr. Vormund nicht bezahlt werden könnte, u. schrieb daher auf den Pensions Bogen die schon geschehene Anweisung für ungültig"
ich glaube daher, daß es nöthig unß vorzusehen, <da>u. daß sie alle Gerichtliche Mittel, welche unß diese mir von rechtswegen zugehörige hälfte der Pension zusichern, sogleich ohne verzug anwenden, ich glaube sogleich Beschlag auf ihre Pension welche sie jezt u. für die Zukunft zu erhalten hat, zu legen, sey das sicherste,4 – allein eilig u. schleunig, denn wir haben, wie sie sehn mit schlechten Menschen zuthun

verzeihen sie u. handeln sie kraftvoll u. schnell, was möglich ist, mit solchen Menschen kann ein Ehrenman nicht anders als durch Gewalt handeln. –

in Eil Hochachtungsvoll ihr ergebenster
Beethoven .
Es wird ebenfalls vieleicht nöthig seyn, höhere Befehle zu haben, daß sie ihn dort nicht mit gewalt wegnehmen5
Nb: Die Wohnung der Fr. B6 werde ich ihnen noch heute schicken, kein Hauß hat sie mehr,7 also können wir unß nur an der Pension erhohlen.

Hier muß es heißen veni, vidi, vinci



1 Die Jahreszahl und der Adressat ergeben sich aus dem inhaltlichen Zusammenhang mit Brief 1348 . Das vorliegende Schreiben ist ein Nachtrag dazu.

2 Da sich Beethoven vorerst nicht langfristig an Blöchlinger binden mochte, zahlte er das Schulgeld in monatlichen Raten von 75 Gulden, s. Brief 1321 vom 19.8.1819, Nachschrift, und Brief 1330 vom 14.9.1819. Bei Giannattasio betrug das Schulgeld jährlich 1100 Gulden.

3 Vielleicht ist Brief 1346 gemeint.

4 Vor der Entscheidung des Vormundschaftsprozesses hat es eine solche Maßnahme nicht gegeben. Danach hat aber das Appellationsgericht im Juli 1820 eine Weisung an die Pensionskasse erlassen, die Beethoven die Erhebung des ihm gebührenden Teils der Pension seiner Schwägerin erleichtern sollte, vgl. Beethovens Schreiben an das Universalkameralamt (Brief 1401) vom Sommer 1820.

5 Nach Beethovens Bericht vom 18.2.1820 (Entwurf einer Denkschrift an das Appellationsgericht) war der neuernannte Mitvormund Nußböck bei Blöchlinger vorstellig geworden und hatte angekündigt, den Neffen "in einigen Tägen" aus dem Institut zu nehmen.

6 Johanna van Beethoven wohnte im tiefen Graben Nr. 238.

7 Das Haus Nr. 121 in der Vorstadt Alsergrund war am 2.7.1818 für 16.000 Gulden Wiener Währung verkauft worden.


© 1998 G. Henle Verlag, München