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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1418. Beethoven an Nikolaus Simrock in Bonn

Vien am 28ten Novemb . 1820

Mein lieber Simrock !

Ihren lezten Brief empfieng ich auf'm Lande,1 nachdem Sr. kaise[r]l. Hoheit der Kardinal sich gerade von hier wieder zu <ihrer>Seiner Residenz zurück begaben [sic] hatten, u. ich den ganzen Sommer hindurch mich 2 3 mal wöchentlich zu selbem in die stadt begeben muste, ward mein mir theures Landleben nicht wenig gestört, erst im Octob. war ich im stande mein Versaumtes landl. etwas nach zu hohlen, in dieser Zeit kam ihr Brief, allein abwechselnd bald hier bald da, kam ich spät zum lesen desselben, nichts verstehend von kaufmännischen Dingen, erwartete ich meinen Freund2 , welcher aber bis jezt noch nicht hier ist, unterdeßen muste ich durch andere wahrnehmen, Daß ich wenigsten 100 fl. C.M. verliere,3 offen wie ich bin, muß ich ihnen gestehen, daß ich früher hier 200 # in Gold haben konnte, jedoch gab man ihrem Antrag den vorzug, da 100 l. [ouisdor] noch mehr den Angaben nach gelten sollten, nun ist es zu spät umzukehren, indem die Handl, welche die große Meße erhalten sollte, mich mit einem andern großen werke beauftragt hat,4 u. ich auch nicht selbst gern mich auf eine solche weise mich zeigen mögte, als hätte ich irgend einen Antrag wieder Rückgängig machen müßen – welches sie ganz natürlich finden werden – sobald die Meße ganz mit deutschem text unterlegt ist, sende ich solche nach Frankfurt an Hr. v. Brentano, wo sie als denn die 100 pistol en nach ihrer Auslegung statt louis dor demselben übermachen können, Die übersezung kostet mich wenigstens 50 fl. W.W., ich hoffe wenigstens, daß sie diese noch zu legen werden – u. So requiescant in pace – ich schreibe lieber 10000 Noten als einen Buchstaben, besonders wenn es sich um das so u. nicht so nehmen handelt, ich hoffe dafür umso mehr von ihnen begünstigt zu werden, in der Herausgabe meiner Sämtlich. werke, welche, wie sie wissen, mir gar sehr am Herzen liegt, u. da Bonn als außer Landes betrachtet wird, so wird die Herausgabe dort mir meinen Urlaub, außer Landes zu seyn, sehr verlängern können, welches mein wunsch ist; An wegeler u. die ganze Famil.5 alles gute u. schöne, sobald ich ein schönes Böhmisches Trinkglas finde, sende ich's ihm abermal.6

in Eil der Ihrige
Beethoven



1 Wohl Brief 1411 vom 23.9.1820; nicht erhalten. Beethoven befand sich in Mödling.

2 Franz Oliva.

3 Ende August 1820 sprach Oliva von "einigen Hundert Gulden" , um die Simrock bei der vorgeschlagenen Berechnung Beethoven "prellen" wolle, s. BKh 2, S. 236.

4 Von Verhandlungen mit einem Wiener Verlag wegen der Missa solemnis und von einem Auftrag desselben zu einem neuen großen Werk ist nichts bekannt.

5 Beethovens Bonner Jugendfreunde Franz Gerhard Wegeler und dessen Gattin Eleonore geb. von Breuning lebten mit ihren Kindern Helene und Julius seit 1807 in Koblenz.

6 Beethoven hatte Wegeler bereits in früheren Jahren, wohl in Folge einer seiner Badereisen nach Nordböhmen 1811 und 1812, ein böhmisches Trinkglas geschenkt. Es befindet sich noch heute im Besitz der Familie (Abbildung in Stephan Ley, Beethoven als Freund der Familie Wegeler – v. Breuning , Bonn 1927, nach S. 54).


© 1998 G. Henle Verlag, München