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Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1468. [Erste, eigenhändige Fassung]

Vien am 5-ten Jun. 1822

Euer Wohlgebohren!

Indem Sie mich mit einem Schreiben beehrten, u. ich gerade sehr beschäftigt bin, u. seit 5 Monath. mich kränkl. befinde, beantworte ich ihnen nur das nöthigste – Obschon ich mit Steiner vor einigen Tägen zusammen gekommen, u. ihn Scherzweise fragte, was er mir mit von L.[eipzig] gebracht hätte, erwähnte er ihres Auftrages auch mit keiner Sylbe So wie auch ihrer Selbst, Drang aber sehr heftig in mich, ihm zu versichern daß ich nur ihm allein sowohl <was[?]>meine jezigen als auch zukünftige werke geben sollte, u. dieses zwar kontraktmäßig, ich lehnte es ab – dieser Zug beweist ihnen genug, warum ich öfter andern auswärtigen u. auch inländischen Verlegern den Vorzug gebe, ich liebe die Geradheit u. Aufrichtigkeit u. bin der Meynung, daß man den Künstler nicht schmälern soll, denn leider Ach, so glänzend auch die Außen Seite des ruhms ist, ist ihm doch nicht vergönnt alle Tage im Olimp <mit>bey Jupiter zu Gaste zu seyn, leider zieht ihn die Gemeine Menschheit nur all zu oft u. widrig aus diesen Reinen ÄtherHöhen. –
Das Gröste Werk, welches ich bisher geschrieben, ist eine Große Meße mit Chören u. 4 obligaten Singstimmen u. großem Orchester, mehrere haben sich darum beworben, 100 Louisdor hat man mir dafür gebothen, ich verlange unterdeßen wenigstens 1000 fl. C.m. – wofür ich auch den Klawierauszug selbst verfertigen würde – Variationen über einen Walzer für Klawier allein (Es sind Viele) ein Honorar von 30 Ducaten in Gold <oder>Sage 30 # –
Was Gesänge betrift, so habe ich deren größere Ausgeführte, so z.B. eine komische Arie mit ganzem Orchester auf den Text von Göthe "mit Mädeln sich vertragen" etc, – wieder eine andere Arie ähnlicher Gattung, wofür ich für jede 16 # (nach verlangen Klawierauszug dazu) Verlange – für mehrere Ausgeführte Gesänge <für> Mit Klawier für <einen>jeden derselben 12 # worunter sich auch eine kleine italienische Kantate befindet mit Recit. [ativ]. – +auch unter den deutschen Gesängen befindet sich ein Gesang mit Recitativ+ für ein <...?> Lied mit Klawier 8 # –
eine Elegie für 4 Singstimmen mit Begleitung Von 2 violinen, Viola , Violonschell für ein Honorar für 24 # – Ein derwisch Chor mit ganzem Orchester, wo ich ihnen auf Verlangen das H. [onorar] anzeige. –
Von Instrumental Musick wäre noch folgendes: Ein großer Marsch für ganzes Orchester mit Klawierauszug für 12 # geschrieben zu dem Trauerspiel Tarpeya. – Eine Violin Romanze (Solo mit ganzem Orchester) für 15 # –
Ein großes Terzett für 2 oboen u. Ein Englisches Horn (könnte auch auf andere Instrumente übertragen werden) für 30 # –
4 < Regi [ments]>Militärische Märsche für Türkische Musick, auf verlangen bestimme ich das Honorar . –
Bagatelles oder Kleinigkeiten für Klawier allein auf verlangen das Honorar . – für eine Solo Sonate für Klawier 40 # welche sie bald haben könnten, für ein quartett für 2 violinen Bratsch, Violonschell 50 # welches sie ebenfalls bald erhalten könnten, alle übrigen angegebne werke könnten sie gleich haben; – näher als alles andere liegt mir die Herausgabe meiner Sämmtlichen Werke gar sehr am Herzen, da ich selbe in meinen Lebzeiten besorgten [sic] mögte, wohl manche Anträge erhielt ich, allein Es gab Anstände, die kaum von mir zu heben waren, u. die ich nicht erfüllen wollte u. konnte, ich würde die ganze Herausgabe in 2 Jahren besorgen, ganz Redigiren, u. zu jeder Gattung Komposition ein neues Werk liefern, z.B. zu den Variation. [en] ein neues Werk Variationen , zu den Sonaten ein neues werk Sonaten u. so fort zu <allen>jeder <Gattungen>Art, worin ich etwas geleistet habe, ein neues Produkt u. für alles zusammen verlangte ich 10000 (zehntausend) fl. C.M. –
Kein Handels Mann bin ich, u. ich wünschte eher Es wäre in diesem Stück anders, jedoch ist die Konkurrenz, welche mich, da es einmal nicht anders seyn kann, hierin leitet u. bestimmt. – ich bitte sie um die Höchste Verschwiegenheit, indem wie sie schon aus den Handlungen ersehen können dieser Herrn, ich sonst manchen Plackereien ausgesezt bin. Erscheint einmal etwas bey ihnen <so>alsdenn kann man mich nicht mehr plagen – Es sollte mir erwünscht seyn, <in>wenn <einem[?]> sich ein Verhältniß zwischen unß anknüpfte, indem mir manches gute von ihnen versichert worden ist, sie würden alsdenn auch finden, daß ich lieber mit jemanden von dieser, als mit so manchem der gewöhnlichen Gattung zu thun hätte. –
Ich bitte Sie um eine Schnelle Antwort, indem ich gerade im Begriff bin, mich mit der Herausgabe mancher Werke jezt entschließen zu müßen – wie leid ist es mir, daß Steiner welcher schäzenswürdige Eigenschaften hat, sich hier wieder als gemeinerKaufmann gezeigt hat, – liegt ihnen daran, so senden sie mir gefälligst eine Abschrift<,> von dem Verzeichniß, welches sie ihm gegeben haben – in Erwartung einer baldigen Antwort

ihr Mit Achtung Ergebner
Beethoven
An Seine Wohlgebohrn Herrn C.F. Peters (Bureau de Musique) in Leipzig.




© 1998 G. Henle Verlag, München