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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1473. Beethoven an Carl Friedrich Peters in Leipzig

Vien am 26ten Jul. [Juni]11822

Euer Wohlgebohrn!

Ich schreibe ihnen nur, daß ich ihnen die Meße Samt Klawierauszug für Einen E.[hren] S.[old]2 von 1000 fl. C.M. im 20ger Fuße zusage, bis Ende Juli werden sie solche in Partitur wohl abgeschrieben erhalten, vieleicht auch einige Täge mehr oder darnach, da ich immer sehr Beschäftigt bin, u. schon seit 5 Monathen kränkl., <so>und <muß> man doch d.g. Werke sehr aufmerksam durchgehen muß, sobald sie in die Ferne kommen, so geht dieses schon etwas langsam mit mir – Schlesing. erhält auf keinen Fall mehr etwas von mir, da er mir ebenfalls einen jüdischen streich gemacht hat,3 er gehört ohnehin nicht zu denen, die die Meße erhalten hätten, jedoch ist die Konkurrenz um meine Werke gegenwärtig sehr stark, wofür ich dem allmächtigen Danke, denn ich habe auch schon viel Verlohren, dabey bin ich der Pflegevater meines mittellosen verstorbenen Bruders Kindes, da dieser Knabe <von> mit 15 Jahren so viel Anlage zu Wissenschaften bezeigt, so kostet nicht allein die Erlernung derselben u. die Unterhaltung desselben jezt viel Geld, sondern Es muß auch für die Zukunft auf ihn gedacht werden, da wir weder Indianer noch Irokesen, welche bekanntl. dem Lieben Gott alles überlaßen, sind, u. Es um einen pauper immer ein trauriges daseyn ist – ich verschweige alles unter unß, welches mir ohnehin das liebste, u. bitte selbst ganz meine jezige Verbindung mit mir zu verschweigen, ich werde Es ihnen schon sagen, wenn es Zeit ist zum reden, welches jezt gar nicht nöthig ist – um ihnen wenigstens zum Theil meine wahrhaftigkeit zu beweisen, lege ich dieses formular von Steiner, dessen Hand Sie erkennen werden, bey,4 Es fällt etwas Schwer ihn zu enträthseln, ich versichere Sie auf meine Ehre, welche mir nächst <das> Gott das Höchste ist, daß ich Stein. nie aufgefordert, Bestellungen für mich anzunehmen, Es ist mein HauptGrundsaz von jeher gewesen, keinem Verleger mich anzutrag. nicht aus stolz, sondern, weil ich gerne wahrgenommen hätte, wie weit sich das gebiet mein[es]* kleinen talentes erstrecke, < – >ich vermuthe, d[aß]* Stein. ihnen diesen Ganzen Antrag listige[r]weise* gemacht habe,5 denn ich erinnere mich, daß Sie mir gütigst Musikal. von England durchStein.übermachten, wer weiß, ob er deswegen nicht auf diese Idee dadurch <u.>diesen Streich gespielt hat; < – >da er vieleicht vermuthete, sie würden mir einen Antrag machen. –
Was die Lieder, so habe ich mich schon darüber ausgesprochen, ich denke für die 3 lieder6 mit den 4 Märschen7 wird ihnen das Honorar von 40 # nicht zuviel seyn – sie können mir darüber schreiben – sobald die Meße gerichtet ist, werde ich ihnen es zuwißen machen, u. Sie bitten an ein hiesiges Hauß das Honorar anzuweisen, wo ich alsdenn sogleich gegen Empfang desselben das werk abgeben werde, übrigens aber doch Sorge tragen werde, daß ich dabey bin bey der Abgabe auf die Post, auch daß die Fracht nicht zuviel koste; <,...> mit ihrem Plan wegen der Herausgabe sämtl. werke wünsche ich bald bekannt zu werden, denn dieses Unternehmen muß mir gar sehr am Herzen liegen – für heute schließe ich,

ich wünsche ihnen alles ersprießliche u. bin Achtungsvoll
ihr Ergebenster
Beethoven
An Herrn C.F. Peters (Bureau de Musique) in Leipzig.



1 Wie der Antwortbrief 1475 vom 3.7.1822 zeigt, ist Beethovens Monatsangabe "Juli" , im Registraturvermerk unbedacht übernommen, irrig.

2 Derselbe Ausdruck in Brief 1466 und 1460 .

3 Es ist nicht bekannt, welche Vorwürfe Beethoven gegen A.M. Schlesinger zu erheben hatte.

4 Nicht erhalten; möglicherweise ein Bestellschein.

5 Gemeint ist jener Antrag Steiners, sich bei Beethoven zu verwenden und Bestellungen zu besorgen, von dem in den Briefen 1465 und 1468 die Rede ist.

6 Es läßt sich nicht entscheiden, welche Lieder gemeint sind. In der Anfang Juni aufgestellten Preisliste (s. Brief 1468) sind fünf Lieder mit Klavierbegleitung aufgeführt (WoO 118, zwei verschollene Kompositionen, WoO 114 und op. 128).

7 WoO 18, WoO 19, WoO 20 und WoO 24.


© 1998 G. Henle Verlag, München