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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1496. Beethoven an Carl Friedrich Peters in Leipzig

Badenden 13 Sept 1822.

Euer Wohlgeboren!

Es dürfte wohl nicht viel fehlen, daß Sie mich unter diejenigen rechnen, von denen Sie hintergangen worden. Es wäre mir gewiß sehr unangenehm und leid, wenn dieß der Fall wäre. Ich schreib Ihnen nur für heute, daß Sie nächstens die Kleinigkeiten1 alle erhalten werden. In Leipzig kann man sich schwerlich einbilden, wie man in und um Wien herum nie ungeplagt leben könne. Ich schrieb Ihnen damahls, daß ich am 15ten Aug. schon hieher wollte;2 allein der Cardinal3 kam, u. so mußte ich bis Ende Aug in Wien bleiben. Da ich auf dem Lande wohnte, so nahm mir dieß noch viele Zeit weg, denn ich mußte mich mehrmahls die Woche zu ihm in die Stadt begeben. Endlich, als er sich fortbegab,4 konnte ich erst den 1tn 7 br hieher. Kaum bin ich hier, so befindet sich ein Theaterdirektor,5 der ein Theater in Wien erbaut,6 und es mit einem Werke von mir eröffnet, hier, dem zu Gefallen ich einige neue Stücke hiezu schreiben mußte.7
Sie sehn also, daß ich von allen Seiten bedrängt war, und kaum Ruhe hatte, meine Gesundheit zu pflegen. Ich würde Ihnen diese kleinen Sachen schon geschickt haben; jedoch sind unter den Märschen8 einige, zu welchen ich neue Trio's bestimmt habe. Eben so ist es auch mit den andern, wo noch hier und da etwas hinzukommen soll. Ich konnte aber aus Mangel an Zeit, und meiner Gesundheit wegen, die ich nicht vernachläßigen darf, nicht dazu kommen. Sie sehen wenigstens hieraus, daß ich kein Autor um bloßen schnöden Gewinn bin; Es ist mir sehr leid, daß Sie das Geld dafür so früh geschickt haben. Ich hätte es auch nicht genommen, wenn es nicht Geschwätzes wegen geschehen wäre, wovon Sie sich durch gegenwärtige Beylage9 überzeugen können. Der Schreibende geht täglich zu Steiner, und ich vermuthe, daß er nicht geschwiegen <hätte>habe. Sie werden sich erinnern, daß ich Sie gebethen habe, daß alles vor diesen Menschen geheim bleibe. warum? das werde ich Ihnen mit der Zeit offenbaren. Ich hoffe, Gott wird mich noch schützen vor den weitern unaufhörlichen Ränken dieses bösen Steiner. Nehmen Sie meine Offenheit gut auf, u. erwarten Sie nie etwas von mir, wodurch ich meinen Charakter schänden, o/ wodurch einem Andern Unrecht geschehn könnte. Ich ersuche Sie übrigens, keinem Geschwätz von hier aus Gehör zu geben, denn diese Steiner suchen alle Wege auf, alles Interesse von mir mit andern Menschen zu verhindern.

Eiligst mit Hochachtung ihr Ergebenster
Beethoven
vieleicht in Einigen Tägen mehreres
Hüthen sie sich in Ansehung meiner vor falschen Nachrichten

An Herrn Herrn Peters Bureau de musique in Leipzig



1 Gemeint sind damit die versprochenen Bagatellen für Klavier, die Beethoven eigens als "Kleinigkeiten" bezeichnete, und die übrigen zugesagten kleineren Kompositionen (vier Märsche und drei Lieder), vgl. Brief 1473 vom 26.6.1822 und Brief 1478 vom 6.7.1822.

2 Brief 1487 vom 3.8.1822.

3 Erzherzog Rudolph.

4 Das Abreisedatum Erzherzog Rudolphs ist nicht bekannt. Sein Kammerherr, Joseph von Schweiger, reiste am 11.9.1822 nach Mähren, also wohl nach Rudolphs Bischofssitz Olmütz (Wiener Zeitung Nr. 211 vom 13.9.1822, S. 843).

5 Karl Friedrich Hensler.

6 Das Theater in der Josephstadt. Nach etwa einjährigem Umbau wurde es am 3.10.1822 wieder eröffnet.

7 Das Theater wurde mit dem Festspiel Die Weihe des Hauses von Carl Meisl auf die Musik von Beethovens Ruinen von Athen op. 113 eröffnet. Beethoven komponierte dazu eine neue Ouvertüre und den Chor "Wo sich die Pulse jugendlich jagen" WoO 98. Den Marsch mit Chor "Schmückt die Altäre" (op. 113 Nr. 6) arbeitete er zu diesem Zweck um (op. 114).

8 WoO 18 – 20 und WoO 24.

9 Piringers Brief vom 25.7.1822 (Brief 1482). Er ist heute in den vorliegenden Brief eingeklebt.


© 1998 G. Henle Verlag, München