Ue
Beethoven-Haus Bonn Hilfe
schließen ×

Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1497. Beethoven an Johann van Beethoven in Gneixendorf

[Baden, nach dem 24. September 1822]1

Lieber Bruder!

Ich war in großer Verlegenheit wegen des Ausbleibens deiner Antwort;2 Mein Gehörzustand, der mich auf eine gewisse Weise abgeschlossen von den Menschen macht, verursachte, daß ich glaubte, Du habest dich mit Steiner zertragen.3 Auch vermuthete ich, du würdest aufgebracht seyn, wenn ich nicht davon spräche, Dir deine Schuld zurückzustellen.4 In dieser Verlegenheit, da ich bang war wegen der Messe, so schrieb ich an Simrock, (der <mich> mir auch geschrieben hatte,5) daß ich sie ihm für 1000 f C.M. überlassen wolle.6 Da Du schreibst,7 daß Du die Messe wünschest, so bin ich ganz damit einverstanden, nur wollte ich nicht, daß Du dabey irgend einen Schaden habest. Vom Übrigen, was du schreibst, wollen wir mündlich sprechen. Du sagst, Du werdest bald nach Wien kommen; wenn das ist, so komm' nur nach Baden, denn nach Döbling gehe ich nicht mehr. Aus beyliegendem v. Steiner8 siehst Du, daß die Sache noch nicht ganz richtig ist. Mittlerweile hat mich die Josephstadt hier in Arbeit gesetzt,9 welches mir bey meiner Wasser- u. Bade-Kur wirklich beschwerlich fällt, um so mehr, da Staudenheimer mir nun 1 1/2 Stunden zu baden rieth.10 Ich habe unterdessen schon einen neuen Chor mit Tänzen u. Solo gesängen gemacht.11 Läßt es meine Gesundheit zu, so mache ich noch eine neue Ouverture.12 <So> Wenn du gleich schreiben wolltest, wann du von Krems nach Wien zu kommen gedenkst, so wäre es mir um so lieber, damit ich genau wüßte, wie ich dran bin. Ich grüße Dich und die Deinigen herzlich und bitte dich nochmahls, bald zu schreiben. Leb wohl

Dein treuer Bruder
ludwig.

Auch ich wünsche herzlich, daß Sie <nach> nach Baden kämen, so lange ich noch daselbst mit meinem lieben Onkel bin, wir würden gewiß noch recht vergnügt seyn. Ich <küsse>grüße Sie herzlich, u. bin ihr

Carl mp .



1 Der Brief wurde nach dem erwähnten Schreiben an Simrock vom 13.9.1822 (Brief 1494) etwa um die Zeit geschrieben, als Beethoven auf Rat seines Arztes Staudenheim anderthalbstündige Bäder zu nehmen begann. Nach einer Aufzeichnung des Neffen in seinem Kalender begann er damit am 24.9.1822 (Berlin, Staatsbibliothek, aut. 35,87b, S. 15: "Seit 24 September 1 1/2 Stunde gebadet").

2 Vgl. Brief 1493 vom 8.9.1822.

3 Beethoven hatte seinen Bruder beauftragt, mit Steiner einen Vergleich über seine Schulden auszuhandeln, vgl. Brief 1493 (Anm. 1) .

4 Beethoven hatte von seinem Bruder im August 1822 200 Gulden geborgt, die er schon im September zurückzahlen wollte, vgl. Brief 1486 vom 31.7.1822.

5 Brief 1488 vom 22.8.1822, nicht erhalten.

6 Brief 1494 vom 13.9.1822.

7 Der Brief Johann van Beethovens, offenbar eine Antwort auf Brief 1493 vom 8.9.1822, ist nicht erhalten.

8 Die Beilage ist nicht erhalten.

9 Beethoven komponierte für die Eröffnung des Theaters in der Josephstadt den Chor WoO 98 und arbeitete für denselben Zweck den Marsch mit Chor aus den Ruinen von Athen (op. 113 Nr. 6) um (op. 114).

10 Nach einer Aufzeichnung des Neffen begann Beethoven damit am 24.9.1822, vgl. Anm. 1.

11 WoO 98, "Wo sich die Pulse jugendlich jagen".

12 Op. 124.


© 1998 G. Henle Verlag, München