Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen
Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für
Münzen und
Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen
Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo,
Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).
Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein
Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.
Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.
1538. Beethoven an Joseph Karl Bernard
[Wien, 26. Januar 1823]1
1 Beethoven erfuhr erstmals am 26.1.1823 von der Erkrankung seiner Schwägerin Johanna und von deren dürftigen Lebensumständen. Bernard berichtete ihm: "Haben Sie von Ihrer Schwägerin nichts gehört? Meine Hausfrau hat mir erzählt, daß sie krank sey, u es ihr sehr schlecht gehe. Der Doktor selbst hätte es ihr erzählt. Er hat gesagt, daß sie die Medizin nicht bezahlen könnte" , s. BKh 2, S. 324f. Beethovens erste Reaktion war anscheinend der vorliegende Brief, der vermutlich noch am selben Tag geschrieben wurde. Kurz danach, wohl noch am 26.1.1823, erkundigte sich Beethoven bei seinem Neffen, der sich in der Angelegenheit erstaunlich gut informiert zeigte. Karl rechnete seinem Onkel die Einkünfte seiner Mutter vor und suchte ihn von seiner Großzügigkeit abzubringen, vgl. BKh 2, S. 325 und 327ff. Beethoven nahm daraufhin, wohl ebenfalls noch am 26.1.1823, seinen Verzicht auf die Unterhaltszahlungen der Mutter zurück, schickte ihr aber 11 Gulden (Konventionsmünze) zur Unterstützung (Brief 1539).
2 Wie aus den Konversationsheften hervorgeht, handelt es sich um Dr. Ignaz Kleiner (um 1761 bis 1824), Mitglied der medizinischen Fakultät der Wiener Universität, ehemals Leibarzt Herzog Albrechts von Sachsen-Teschen, wohnhaft in der Inneren Stadt Nr. 863 in der Wollzeile, vgl. BKh 2, S. 330, 335 und Anm. 700 (S. 444).
3 Johanna van Beethoven hatte sich am 10.5.1817 vertraglich verpflichtet, die Hälfte ihrer Witwenpension zu Erziehung und Unterhalt ihres Sohnes an den Vormund abzuführen. Nach Beendigung des Vormundschaftsprozesses (Frühjahr 1820) wurde der Betrag regelmäßig gezahlt.
4 Karl van Beethoven war seit dem 22.6.1819 in dem Erziehungsinstitut Joseph Blöchlingers untergebracht. Er verließ es mit Beendigung seiner Schulzeit im August 1823.