Ue
Beethoven-Haus Bonn Hilfe
schließen ×

Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1539. Beethoven an Joseph Karl Bernard

[Wien, 26. Januar 1823]1

Lieber Bernard !

Es ist für meine so wenige Zeit zu Umständlich an den Arzt2 selbst zu schreiben, dem ich mich hiermit bestens emphele – nun kurz was sie sicher hat, Pension 406 fl. 30 x w.w.3 Intereßen von 6700 fl. w.w. jährl. 335 w.w.4 von Hofbauer soll Sie ebenfalls jährl. 480 fl. w.w. erhalten da wie ich höre, daß derselbe ihr Kind für das seinige hält,5 so ist es wahrscheinlich, daß dem so sey, u. da sie schon eine solche Meze geworden, so glaube ich, daß ich noch Karl <ihr> die schuld ihre schlechten Betragens fühlen sollen, daher wenn es seine richtigkeit mit diesen 480 fl. des Hofbauer hat, so glaube ich, daß man ihr nicht die ganze andere Hälfte der Pension geben soll,6 vieleicht könnte ein so ausgezeichneter Mann, wie der Arzt die sache aufhellen, <jedoch> übrigens wünsche ich nicht in Berührung mit ihr zu kommen; ich sende ihr hier 11 fl. C.M. , u. bitte sie selbe, durch den Arzt <u.>ihr zuzustellen; u. zwar, daß sie nicht wiße, woher es kommt, jedoch bitte ich, daß sie schriftlich gibt, daß sie dieses erhalten; – sollte man über alles aufgehellt werden können, so kann man sehn, was noch weiter für Sie zu thun ist, wo ich zu aller Hülfe bereit bin –

ihr Freund Beethoven


[Nachschrift]
das Kürzeste ist, dem Arzt den Brief von mir an <die Fr. v. B> Sie mitzutheilen, vieleicht könnte ihre Haußfrau auch mit ihre Beobachtung.[en] anstellen,7 aber Schwerl. wird sie sich an einen solchen Ort begeben wollen, wie ich selbst nicht.
Sollte diese Summe8 zu wenig für ihre jezig.[en] Umstände seyn, so werde ich noch mehr thun, dies hängt vom Arzt ab.



1 Der Brief wurde wahrscheinlich noch am selben Tag wie Brief 1538 geschrieben, nachdem sich Beethoven mit seinem Neffen und mit seinem Bruder wegen der Erkrankung seiner Schwägerin Johanna beraten hatte, s. Brief 1538 Anm. 1 und BKh 2, S. 325 und 327ff.

2 Dr. Ignaz Kleiner, s. Brief 1538 Anm. 2 .

3 Der Betrag entspricht den Berechnungen, die der Neffe in den Konversationsheften angestellt hat, s. BKh 2, S. 328f. In der Denkschrift an das Appellationsgericht vom 18.2.1820 und anderwärts wird Johannas Pension mit 333 Gulden, 20 Kreutzern angegeben.

4 Wahrscheinlich sind die Zinsen von dem Kapital gemeint, das der Neffe von seiner Großmutter geerbt hatte und das als Hypothek in dem ehemaligen elterlichen Haus Nr. 121 in der Vorstadt Alsergrund (nach 1821: Nr. 139) angelegt war. In der Denkschrift und anderwärts wird es allerdings mit 7000 Gulden beziffert. Johanna van Beethoven stand lebenslang der "Fruchtgenuß" zu.

5 Vermutlich zu identifizieren mit dem k.k. Hof- und bürgerlichen Stück- und Glockengießer Johann Caspar Hofbauer, Vorstadt Leimgrube Nr. 164 in der Kothgasse, s. BKh 9, S. 399, Anm. 586. Er besaß eine Sammlung von etwa 300 Gemälden "der besten Meister aus allen Schulen, vorzüglich aber Stücke von Italiänischen, Niederländischen, Französischen und Deutschen Künstlern" , die in Mariahilf Nr. 64 aufgestellt und nach Anmeldung zu besichtigen war, s. Franz Heinrich Böckh, Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache, Wien 1822, S. 315. Hofbauer, offenbar ein wohlhabender Mann, war angeblich der Vater von Johanna van Beethovens unehelicher Tochter Ludovika Johanna Hofbauer (1820 – 1891) und zahlte monatlich einen Unterhaltsbeitrag von 40 Gulden. Im Familienkreis galt indessen ein anderer als der Vater. Der Neffe berichtete Beethoven am 26.1.1823: "Das Kind, sagt der Bruder, ist von dem Raicz, einem Ungarn, der hier Medizin studierte, und schon bey meines Vaters Leb-Zeiten bey uns Zimmerherr war; indeßen weiß dieß Hofbauer nicht, und glaubt, es sey von ihm" , s. BKh 2, S. 327. Wahrscheinlich handelt es sich um Samuel Raics de Nagy-Megyer, geb. 1791 in Ödenburg. Er war 1814 unter dem Namen Samuel von Rady als Wohnpartei im Beethovenschen Hause Nr. 121 im Alsergrund gemeldet und promovierte 1820 zum Doktor der Medizin.

6 Johanna van Beethoven war verpflichtet, die Hälfte ihrer Witwenpension an Beethoven als Beitrag zu Unterhalt und Erziehung des Neffen abzutreten. In dem vorausgehenden Brief 1538 hatte Beethoven sich bereit erklärt, darauf zu verzichten. Der Neffe wie auch der Bruder Johann haben ihm aber mit Hinweis auf Johannas Einkommen und ihren Lebenswandel davon abgeraten, vgl. BKh 2, S. 327ff.

7 Bernard war durch seine Haushälterin, die mit dem Arzt Dr. Kleiner bekannt war, auf die Notlage der Johanna van Beethoven aufmerksam gemacht worden, s. BKh 2, S. 324.

8 Die oben erwähnten 11 Gulden Konventionsmünze.


© 1998 G. Henle Verlag, München