Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen
Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für
Münzen und
Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen
Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo,
Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).
Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein
Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.
Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.
1539. Beethoven an Joseph Karl Bernard
[Wien, 26. Januar 1823]1
1 Der Brief wurde wahrscheinlich noch am selben Tag wie Brief 1538 geschrieben, nachdem sich Beethoven mit seinem Neffen und mit seinem Bruder wegen der Erkrankung seiner Schwägerin Johanna beraten hatte, s. Brief 1538 Anm. 1 und BKh 2, S. 325 und 327ff.
2 Dr. Ignaz Kleiner, s. Brief 1538 Anm. 2 .
3 Der Betrag entspricht den Berechnungen, die der Neffe in den Konversationsheften angestellt hat, s. BKh 2, S. 328f. In der Denkschrift an das Appellationsgericht vom 18.2.1820 und anderwärts wird Johannas Pension mit 333 Gulden, 20 Kreutzern angegeben.
4 Wahrscheinlich sind die Zinsen von dem Kapital gemeint, das der Neffe von seiner Großmutter geerbt hatte und das als Hypothek in dem ehemaligen elterlichen Haus Nr. 121 in der Vorstadt Alsergrund (nach 1821: Nr. 139) angelegt war. In der Denkschrift und anderwärts wird es allerdings mit 7000 Gulden beziffert. Johanna van Beethoven stand lebenslang der "Fruchtgenuß" zu.
5 Vermutlich zu identifizieren mit dem k.k. Hof- und bürgerlichen Stück- und Glockengießer Johann Caspar Hofbauer, Vorstadt Leimgrube Nr. 164 in der Kothgasse, s. BKh 9, S. 399, Anm. 586. Er besaß eine Sammlung von etwa 300 Gemälden "der besten Meister aus allen Schulen, vorzüglich aber Stücke von Italiänischen, Niederländischen, Französischen und Deutschen Künstlern" , die in Mariahilf Nr. 64 aufgestellt und nach Anmeldung zu besichtigen war, s. Franz Heinrich Böckh, Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache, Wien 1822, S. 315. Hofbauer, offenbar ein wohlhabender Mann, war angeblich der Vater von Johanna van Beethovens unehelicher Tochter Ludovika Johanna Hofbauer (1820 – 1891) und zahlte monatlich einen Unterhaltsbeitrag von 40 Gulden. Im Familienkreis galt indessen ein anderer als der Vater. Der Neffe berichtete Beethoven am 26.1.1823: "Das Kind, sagt der Bruder, ist von dem Raicz, einem Ungarn, der hier Medizin studierte, und schon bey meines Vaters Leb-Zeiten bey uns Zimmerherr war; indeßen weiß dieß Hofbauer nicht, und glaubt, es sey von ihm" , s. BKh 2, S. 327. Wahrscheinlich handelt es sich um Samuel Raics de Nagy-Megyer, geb. 1791 in Ödenburg. Er war 1814 unter dem Namen Samuel von Rady als Wohnpartei im Beethovenschen Hause Nr. 121 im Alsergrund gemeldet und promovierte 1820 zum Doktor der Medizin.
6 Johanna van Beethoven war verpflichtet, die Hälfte ihrer Witwenpension an Beethoven als Beitrag zu Unterhalt und Erziehung des Neffen abzutreten. In dem vorausgehenden Brief 1538 hatte Beethoven sich bereit erklärt, darauf zu verzichten. Der Neffe wie auch der Bruder Johann haben ihm aber mit Hinweis auf Johannas Einkommen und ihren Lebenswandel davon abgeraten, vgl. BKh 2, S. 327ff.
7 Bernard war durch seine Haushälterin, die mit dem Arzt Dr. Kleiner bekannt war, auf die Notlage der Johanna van Beethoven aufmerksam gemacht worden, s. BKh 2, S. 324.
8 Die oben erwähnten 11 Gulden Konventionsmünze.