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Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1641. Beethoven an Ferdinand Ries in London

(Fragment)

[Wien, Anfang Mai 1823]1

[...] bey der Harten Lage habe ich noch viele Schulden zu bezahlen, daher Es mir auch lieb seyn wird, wenn sie abgeschloßen haben die Meße betreffend, mir das Honorar auch ebenfalls anzuweisen,2 bis dahin <ist>wird die Meße schon für nach london abgeschrieben, seyn, wegen den einigen souverains , die ein Exempl. davon erhalten, darf man gar keine Scrupel haben, wenn schon ein hiesiger verleger3 gar nichts dawider hatte, so dörfte man in london noch weniger sich deswegen kümmern, da ich mich noch obendrein schriftl. verbinde, daß übrigens weder in Stich noch auf irgend eine andre Art davon eine note nur herauskomme u. der Revers noch oben drein für alles bürgt. – betreiben sie alles bald für ihren armen Freund, ihren reiseplan erwarte ich auch,4 Es ist zu arg geworden, ich bin ärger beym Cardinal5 als früher geschoren, geht man nicht, siehe da ein Crimen legis Majestatis , meine Zulage besteht darin, daß ich den elenden Gehalt noch mit einem Stempel Bogen erheben muß.6 – da Sie, wie es scheint eine Dedication von mir wünschen,7 wie gern willfahre ich ihnen, lieber als dem größten großen Herrn entre nous der Teufel weiß, wo man nicht in ihre Hände gerathen kann. –
auf der neuen Sinfonie erhalten sie die Dedication an Sie.8 – ich hoffe endlich die Ihrige an mich zu erhalten9

Bauer erhält hiemit eine neue Schrift an König,10 in welcher aber blos von der Schlacht bey Vittoria, die er gestochen mitgenommen hat, die Rede ist, von der Messe geschieht keine Erwähnung. Haben Sie nun die Güte Hrn Bauer zu sagen, er solle das erstere11 öffnen, um zu sehen, wessen Inhalt das Schreiben sey. Die Messe hat Hr Bauer nicht mitbekommen.

Es heißt nemlich: Bauer soll den von hier mitgenommen Brief an den König öfnen, woraus er sehen wird, was von der schlacht von Vittoria an den König geschrieben worden, die nun erfolgte schrift an ihn erhält dasselbige, aber von der Meße ist gar keine Rede mehr, unser liebenswürdige[r] Freund Bauer soll nur sehen, ob er nicht wenigstens ein schlachtmeßer oder eine Schildkröte dafür erhalten kann,12 versteht sich, daß das gestochene Partitur Exemplar der schlacht ebenfalls an den König gegeben werde13 – Bauer geht Ende May wieder hieher, benachrichtigen sie ihn also gütigst gleich von dem, was ihn angeht – der heutige Brief kostet sie viel Geld,14 rechnen sie mir es nur ab, an dem, was sie mir schicken, wie leid thut es mir ihnen beschwerlich fallen zu müßen, – Gott mit ihnen, alles Schöne an ihre Frau, bis ich selbst da bin, geben Sie acht, sie glauben ich bin alt, ich [bin aber ein]* junger Alter

wie immer der Ihrige
Beethoven



1 Der Brief setzt voraus, daß das Schreiben an König Georg IV. (Brief 1579), das der österreichische Gesandtschaftssekretär Caspar Bauer am 26.2.1823 mitgenommen hatte, noch nicht übergeben worden war. Da Bauer erst am 13.3.1823 in London eintraf, kann eine entsprechende Nachricht erst im April 1823 Beethoven erreicht haben. Um den 1.5.1823 erfuhr er von der bevorstehenden Rückkehr Bauers gegen Ende des Monats, s. BKh 3, S. 239. Wenn der vorliegende Brief noch seinen Zweck erfüllen sollte, muß er bald danach, Anfang Mai 1823, geschrieben worden sein.

2 Es ist Ries nicht gelungen, einen englischen Verleger für op. 123 zu finden.

3 Wohl Anton Diabelli, der in dieser Zeit mit Beethoven um die Missa solemnis verhandelte, vgl. u.a. BKh 3, S. 152ff. (Anfang April 1823).

4 Die Philharmonische Gesellschaft hatte Beethoven 1817 nach London eingeladen, s. Brief 1129 . Die Reise wurde immer wieder verschoben, doch gab Beethoven den Plan nicht auf.

5 Erzherzog Rudolph.

6 Beethoven erhielt von Erzherzog Rudolph ein Jahresgehalt von 1500 Gulden, das er in zwei Halbjahresraten von 750 Gulden zu erheben hatte. Für die Empfangsquittung hatte er nach gesetzlicher Vorschrift Stempelbögen mit einer Gebühr von 2 Gulden zu verwenden.

7 Ries hatte diesen Wunsch anscheinend in einem Schreiben von Mitte März 1823 geäußert, vgl. BKh 3, S. 155 (Anfang April 1823).

8 Beethoven widmete die neunte Symphonie König Friedrich Wilhelm III. von Preußen.

9 Ries hatte Beethoven seine 1813 entstandene und 1818 publizierte zweite Symphonie, c-Moll op. 80, gewidmet.

10 Nicht erhalten.

11 Brief 1579 vom 24.2.1823.

12 Ries merkt dazu an: "Wahrscheinlich war auch Beethoven bekannt geworden, daß der König viele und leckere Speisen liebte" , s. Wegeler/ Ries S. 109.

13 Mit Brief 1579 hatte Bauer auch ein Exemplar der von S.A. Steiner und Comp. herausgegebenen Partitur von op. 91 nach London genommen. Bauer wollte sich für Beethoven verwenden und eine Anerkennung für die Dedikation erreichen. Über seine Bemühungen s. Wegeler/ Ries S. 108f.

14 Ries gibt an: "17 Schillinge = 10 1/5 Florin" . s. Wegeler/ Ries S. 156.
Zu dem Brief ist ein eigenhändiger Entwurf (Fragment) auf einem Blatt aus einem Konversationsheft überliefert (Bonn, Beethoven-Haus, BH 53, fol. 21r):

"5 <H>[öfe] S. [ouveräne] sind, ist es aber, daß sie finden, daß es nicht geht, so kann man alles aufheben
ich bin [mit] 200 g. [uineen] zufrieden
das ganze werk gehört dem, der es nimmt noch ist kein E.[xemplar] fortgeg. auf mein EhrenWort. – "

© 1998 G. Henle Verlag, München