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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1661. Beethoven an Anton Diabelli

[Hetzendorf, Ende Mai/Anfang Juni 1823]1

Lieber Diabelli !

Stechen sie nur nach dem E. von Paris.2 das andere3 hat wieder andre Fehler schicken sie mir nur die Correctur gerade hieher,4 wo ich selbe auf der Stelle zurücksenden werde, eilen Sie, Es geschieht beyden5 recht, da sie es verdienen, obschon ich kein verfechter d.g. bin – für mich bitte ich mir 4 E. aus, wovon eines für Seine Eminenz6 auf schönem Papier. –
nun noch eine Gefälligkeit weswegen ich sie vieleicht in 14 Tägen u. nur auf 14 Tägen bitten werde, mir alsdenn 300 fl. w.w. zu leihen, meine Kränklichkeit, welche noch du[r]ch die abscheuliche Wohnung vermehrt wurde,7 ja ich hatte jezt noch zu guter lezt 3 wochen hindurch wehe Augen,8 (u. auf Aufforderung des Arztes war mir Verbothen zu schreiben zu <leßen> lesen) sind daran schuld, erst heute ist der erste Tag, wo ich meine augen wieder gebrauche, jedoch sehr behutsam u. sehr schonend. – vieleicht ist es auch gar nicht nöthig, haben sie aber nur die güte, mir zu schreiben, ob ich, im Falle ich es brauchte, sicher drauf rechnen könnte diese Summe auf 14 Täge von ihnen geborgt zu erhalten; ich habe nur noch ein werk zu vollenden, wo ich sogleich wieder Geld erhalte, diese Bitte ist also von mir nur zu erwarten, im Falle ich zu einer gewißen Zeit noch nicht ganz zu stande gekommen wäre mit diesem werke9 – vieleicht können wir für die Zukunft, da es nicht gleich seyn kann, auch darüber übereinkommen – hieraus sehn sie in welchen Zustand mich diese mercantilischen operationen mit der Meße gebracht haben,10 ein Kaufmann muß geld voraus haben, woher? Kurzum Es ist alles schief angelegt, u. eher zu meinem Verderben als zu meinem Vortheil +So weit es sich jezt noch zeigt, zurück kann man nicht mehr. – + weder meinem H.[errn] Bruder noch Hr. Schindler vertrauen sie nichts, <das an mich u. sie,>was mich angeht, jeder ist auf <s>eine andere Art sich gleich
im Falle Sie etwas mit mir zu besprechen <oder zu> haben, sey es was immer, wenden sie sich an mich selbst, bittere Erfahrungen haben mich hierüber auch belehrt. –

ihr Freund
Beethoven .
über den einen Punkt bitte ich um Antwort. –



1 Am 3.6.1823 wußte Beethoven bereits von Diabellis Absicht, die Sonate op. 111 nachzustechen, s. Brief 1667 . Diabelli hatte ihm anscheinend kurz zuvor Maurice Schlesingers erste Ausgabe und einen vermeintlichen Nachstich von Leidesdorf zugeschickt. Die Durchsicht der beiden Ausgaben hat Beethoven umgehend zur Anfertigung eines Fehlerverzeichnisses veranlaßt, das er nicht nur Schlesinger zukommen ließ (Brief 1667), sondern auch bei den Wiener Auslieferern verbreiten wollte, s. Brief 1666 und 1670a . Der vorliegende Brief, in dem Beethoven die Verwendung der französischen Erstausgabe als Vorlage für Diabellis Nachstich empfiehlt, ist wahrscheinlich in derselben Zeit geschrieben. Diabellis Ausgabe war spätestens am 27.6.1823 fertiggestellt, vgl. Brief 1682 .

2 Aus dem Vergleich mit den Fehlerverzeichnissen in Brief 1667 und 1666 ergibt sich, daß Beethoven sich auf ein Exemplar der ersten Ausgabe der Sonate op. 111 von Maurice Schlesinger bezieht. Die Platten wurden nach Berlin geschickt und dort für die erste und alle späteren Auflagen Adolph Martin Schlesingers benutzt. Das "französische" Exemplar gehörte anscheinend Diabelli, vgl. Brief 1669 .

3 Gemeint ist wahrscheinlich eine Ausgabe von Sauer & Leidesdorf, die Beethoven in Brief 1667 erwähnt, s. dort besonders Anm. 5.

4 Beethoven wohnte seit dem 17.5.1823 in Hetzendorf, einem Vorort von Wien.

5 Wohl Maurice Schlesinger und Max Joseph Leidesdorf.

6 Erzherzog Rudolph.

7 Gemeint ist Beethovens Stadtwohnung in der Vorstadt Windmühle, Obere Pfarrgasse Nr. 60. Zu den Mängeln dieser Wohnung s. Brief 1687 vom 2.7.1823.

8 Beethoven litt schon seit Ende April an einer Augenentzündung, vgl. BKh 3, S. 222, Anm. 315.

9 Beethoven arbeitete in dieser Zeit an der neunten Symphonie, die er aber entgegen allen früheren Prognosen erst im Februar 1824 vollendete.

10 Beethoven bezieht sich auf den Aufruf zur Subskription der Missa solemnis bei den europäischen Fürstenhöfen, der nur ein schwaches Echo gefunden hatte. Die Subskriptionsexemplare mußte er vorfinanzieren.


© 1998 G. Henle Verlag, München