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Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1740. Beethoven an Ferdinand Ries in London

Baden am 5ten Septemb. [1823]1

Mein lieber Freund!

Sie sagen ich soll mich um jemand umsehen der meine Sachen besorgt, nun dies war jezt der Fall mit den Variat. [ionen] nemlich mein Bruder u. Schindler besorgten selbe, wie? die Variationen sollten erst hier erscheinen, nachdem sie in london <erschienen>herausgekommen wären, allein alles schief,2 die dedikation an Brentan. [o] sollte nur für Deutschland seyn, da ich ihr sehr verpflichtet u. nichts anders in dem augenblick heraus geben konnte, übrigens hat sie nur der hiesige verleg.[er] diabelli vor mir erhalten allein alles gieng durch Schindler, einen elendern Menschen auf Gottes welt lernte ich noch nicht kennen, ein erz schuft, dem ich den Laufpaß gegeben – ihrer Frau kann ich dafür ein anderes werk dediciren,3 sie müßen nun meinen lezten Brief erhalten haben,4 was die Allegri di Bravura ,5 so glaube ich, wenn man mir 30 # für eines Geben wollte; jedoch wünschte ich selbe sogleich auch hier heraus geben zu können, welches sich leicht verbinden läßt, warum soll man den hiesigen Schuften diesen gewinn laßen? <der>Man gibt es nicht eher hier bis man die Na[c]hricht hat, daß selbe in london angelangt, übrigens sollten sie selbst das Honorar bestimmen, da sie am besten die Londoner verhältniße kennen – die Partitur der Sinfonie ist dieser täge vom Kopisten vollendet,6 u. so warten Kirch hoffer u. ich nun auf eine gute Gelegenheit, selbe abzuschicken – <...?> ich befinde mich hier, wo ich sehr übel angekommen, denn meine Gesundheit steht noch immer auf schwachen Füßen, u. du lieber Himmel, statt daß andere sich beym Bade gebrauch erlustigen fordert meine Noth, daß ich alle Tage schreibe, außer den Bädern muß ich noch Mineralische Wäßer gebrauchen – die Meße geht dieser Täge ab ich erwarte von Kirch hoffer <wie>mit welcher gelegenheit, da sie zu groß um mit einem Kourier fo[r]tzukommen7 – aus meinem lezten Briefe werden sie über alles die M.[esse] betreffende eingesehen haben8 – Chöre werde ich ihnen senden, was Bestellung auf oratorien bald, damit man sogleich die Zeit bestimmen kann9 – mir ist es unser beyden wegen leid der Var. wegen, da ich sie mehr wegen london als hier geschrieben, Es ist meine schuld nicht – antworten sie bald sehr bald, sowohl wegen Umständ.[en] als Zeit. alles schöne ihrer Familie von [Ihrem]* wahren [Freund]*

Bee [thoven]*



1 Die Jahreszahl ist aus dem Inhalt zu erschließen.

2 Die für England bestimmte Stichvorlage von op. 120, obwohl von Beethoven mit dem 30.4.1823 datiert und mit einer Widmung an Harriet Ries versehen, wurde erst Anfang Juli 1823 von einem Kurier nach London befördert, s. Brief 1703 . Inzwischen waren die Variationen bereits in Wien bei Cappi & Diabelli mit einer Dedikation an Antonie Brentano im Druck erschienen. Ries hatte in Thomas Boosey bereits einen englischen Verleger für das Werk gefunden, s. Wegeler/ Ries S. 123. Die englische Ausgabe kam daraufhin nicht zustande.

3 Diese Absicht wurde nicht verwirklicht.

4 Brief 1703 vom 16.7.1823.

5 Ries hatte Beethoven in einem verlorengegangenen Brief vor dem 16.7.1823 um einen Originalbeitrag zu der bei Thomas Boosey verlegten Reihe Allegri di Bravura &c. Dagli Sequenti Celebri Compositori Beethoven, Hummel, Moscheles, Ries &c Per il Pianoforte gebeten, zu der er selbst 1822 die beiden Allegri op. 99 beigesteuert hatte, s. Cecil Hill, Ferdinand Ries, A Thematic Catalogue , University of New England 1977, S. 102, Anm. 2.

6 Beethoven vollendete die neunte Symphonie, die hier gemeint ist, nicht vor Februar 1824. Danach setzten erst die Kopiaturarbeiten ein. Die für die Philharmonische Gesellschaft in London bestimmte Partitur lieferte Beethoven erst am 27.4.1824 ab.

7 Vgl. Brief 1739 .

8 Gemeint ist wahrscheinlich der vorletzte Brief von Anfang Mai 1823 (Brief 1641).

9 Ries hatte außer um Allegri di Bravura offenbar auch um Chorsätze gebeten und das alte Projekt eines Oratoriums wieder aufgegriffen, für welches George Smart im Januar 1818 hundert Guineen geboten hatte, s. Brief 1236 .


© 1998 G. Henle Verlag, München