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Editorische Zeichen in den Brieftexten

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Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1782. Beethoven an Maurice Schlesinger in Paris

[Wien, 25. Februar 1824]1

Euer W[ohlgebohren]*

Ich danke Ihnen für die Mehul sch[e mir überm]achte* Partitur,2 die seiner so würdig ist, und nur noch mehr an seinen Verlu[st erinnern m]uß*. In Ansehung ihrer Aufforderung wegen Werken von mir trage ich Ih[nen eine]* grosse solenne Messe mit Chören, Solo's und ganzem Orchester3 an; Ihr Va [ter woll]te* sie früher schon nehmen,4 da ich jedoch bloß von meinen Werken leben m[uß,]* bothen sich mir noch einige Vortheile an, indem mehrere Monarchen dies[e Mes]se* im Manuscript angenommen haben,5 wobey übrigens nicht die mindeste G[efahr]* vorhanden ist, daß etwas davon veräussert werde. Das Honorar ist 100[0 f.]* Conv. [entions] Münze , auch hat das Berliner-Königstädtertheater eine neue Ou [vertür] e *6 zur Eröffnung erhalten, welche sie wenigstens im Monath May 182[4 her]ausgeben* können, <obschon ma> wo das Theater vermuthlich wird eröffnet [sey]n*.7 Im Verzögerungsfalle müßte sie noch liegen bleiben. Sie ist mein [Ei]genthum*, u. wird das Ihrige, sobald Sie die Partitur erhalten, womit Sie n[ach]* Belieben schalten können. Das Honorar ist 50 # (k.k. #) in Gold. Auch biethe ich Ihnen die Partitur einer ganz neuen grossen Symphonie,8 welche aber erst 1825 herausgegeben werden kann.9 Dazu gehört ein grosses Finale mit Chören u. Solostimmen , auf dieselbe Art, doch größer ausgeführt, als meine Clavierphantasie.10 Das Honorar ist 600 f Conv.M. Später erhalten Sie auch neue Quartetten doch müssen zuförderst diese [lben hervorge]bracht*11 seyn. Schlösser grüße ich, und wünsche ihm alles Wohler[gehen. Nur]* Mangel an Zeit verhindert mich, ihm selbst zu schreiben. Er kan[n Ihnen vo]n* meiner Wahrhaftigkeit sagen, und bezeugen, wie Unrecht Sie [hat]ten*12 – Auch an Ihren Vater schreib ich;13 ich ersuche Sie nun um die [schleunige]* Antwort; weil auch Andre sind, die diese Werke nehmen wollen. [Die]* Messe kann, sobald sie gestochen, herausgegeben werden. Künftigen [Winter]*14 bringe ich im Südlichen Frankreich vielleicht zu, wo ich auch Paris sehe[n wer]de*. Nur bitte ich um schleunige Antwort. Sobald Sie schreiben, daß Sie Wer[ke ne]hmen*, werde ich für die Copiatur sorgen, und einen Ort anzeigen[, wo]* ich gegen Abgabe der Werke das Honorar empfange; diesen Or[t]* könnten auch Sie bestimmen.

Eiligst u. schleunigst ihr Ergebenster
Beethoven
Vien am 25ten Febr.



1 Jahreszahl entsprechend Registraturvermerk ergänzt.

2 Wahrscheinlich die gedruckte Partitur der Oper Valentine de Milan, die sich in Beethovens Nachlaß befand (Nr. 232 im Musikalienverzeichnis). Das Werk wurde nach Méhuls Tod (1817) von Louis Joseph Daussoigne-Méhul vervollständigt und am 28.11.1822 in Paris aufgeführt. Die Partitur war 1823 bei Maurice Schlesinger erschienen.

3 Op. 123.

4 Siehe Beethovens Angebot an Adolph Martin Schlesinger vom 13.11.1821 (Brief 1446) und die Briefe 1456 und 1458 vom 8.1.1822 bzw. 20.2.1822.

5 Vgl. Brief 1525 vom 23.1.1823 und Brief 1550 vom 5.2.1823.

6 Op. 124.

7 Das neue Königstädter Theater wurde erst am 4.8.1824 mit op. 124 als "Festsinfonie" eröffnet, s. KH S. 370.

8 Op. 125.

9 Beethoven hatte der Philharmonischen Gesellschaft in London, der Auftraggeberin der Symphonie, ein exklusives Aufführungsrecht von 18 Monaten zugestanden, vgl. Brief 1549 vom 5.2.1823.

10 Op. 80.

11 Anderson ergänzt "[completed ?]" mit Bezug auf die Quartette. Es sind aber wohl die beiden großen Werke, Messe und Symphonie, gemeint, die zuerst herausgegeben werden sollen.

12 Es ist nicht bekannt, worauf sich Beethoven bezieht. Möglicherweise hatte Schlesinger ihm Vorwürfe wegen der Wiener Nachdrucke von op. 111 gemacht.

13 Ein Brief von Adolph Martin Schlesinger aus dieser Zeit ist nicht erhalten.

14 Beethoven notierte in einem Konversationsheft Ende November 1824 " Südliches Frank reich dahin! ach!" , s. BKh 7, S. 33.


© 1998 G. Henle Verlag, München