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Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

1957. Beethoven an Ferdinand Ries in Bonn

vien am 9ten April 1825

Werther lieber Ries !

Nur eilig das nöthigste – in der ihnen geschikten Partitur der sinfonie1 , ist so viel ich mich erinnere, in der 1-ten Oboe im ersten allo ein Fehler, u. zwar im 242 Takt2 wo steht Schalter Grafiken einbinden statt Schalter Grafiken einbinden <die>Alle Instrumente (außer den BlechInstrumenten nur theilweise) habe ich durchgesehen, u. ich glaube sie wird so ziemlich richtig seyn, gern hätte ich ihnen meine Partitur gesendet, allein es steht mir noch eine Akademie bevor3 u. das Manuscript ist die einzige Partit., welche ich habe, wenn es übrigens meine Gesundheit zuläßt, denn nun muß ich bald auf's Land, wo ich nur um diese Zeit gedeihen kann4 – das Opferlied werden sie nun bald zum 2tenmal <erh>abgeschrieben erhalten haben,5 u. bezeichnen sie es sogleich als korrigirt von mir, damit es nicht mit dem, was sie schon haben, gebraucht werde, hier haben sie ein Beyspiel von den elenden Copisten , welche ich seit Schlemmers Tode habe, auf keine Note kann man sich beynahe verlaßen –
da sie die Stimmen schon alle ausgeschrieben vom Finale der Sinfonie erhalten haben, so habe ich ihnen noch die Chor Direktor Stimme geschickt, sie können sollche leicht, ehe der Gesang anhebt, aus den Stimmen in Partitur <herau>sezen laßen, u. wo der Gesang anhebt, ist es ganz leicht mit einiger überlegung die InstrumentalStimmen oben6 über an die Gesangstimmen in Partitur anheften zu laßen7 Es war nicht mögl. alles dieses sogleich geschrieben u. in der Geschwindigkeit würden sie nicht[s] als Fehler bey diesen copist. [en] erhalten haben. ich habe ihnen eine overture in C 6/8 , die noch nicht öffentl. erschienen [geschickt],8 auch die gestochenen Stimmen erhalten sie nächsten<s> Posttag, Kyrie u. gloria zwei der vorzüglichst. Stük9 sind ebenfalls schon nebst einem italienischen Singduett10 auf dem wege für sie, sie erhalten nun noch einen großen Marsch mit Chor gut geeignet zu großen Musiken.11 Es wäre noch eine große außerhalb nicht bekannte overture da,12 ich glaube aber, sie werden genug hiemit haben –
ich erwarte ohne Ermahnung, daß sie ja sorgen daß nichts weiter unter andere Hände gerathe, u. kommen sie mit Schott in Mainz zusammen, so heißt es, daß ich nur aus Rücksicht u. liebe für sie ihnen die Sinfonie [ge]schikt*. – leben sie wohl in den mir ewig lieben Schö[nen Rhein]gegenden*, allen schönen antheil am Leben wünsche ich i[hnen und]* ihrer Gattin ihrem vater alles gute u. s[chöne]* von ihrem Freunde

Beethoven
Wien
An Herrn Herrn Ferdinand Ries, Capellmeister u. berühmten Compositeur in Bonn am Nieder-Rhein



1 Op. 125. Beethoven hatte Ries im März 1825 eine Partiturabschrift der ersten drei Sätze und die Stimmen des Finale zugeschickt (heute im Stadtarchiv Aachen).

2 Gemeint ist Takt 258, nicht 242. In der Aachener Abschrift ist die Note von fremder Hand korrigiert, vgl. Otto Baensch, Die Aachener Abschrift der neunten Symphonie , NBJb 5 (1933), S.16.

3 Beethoven hatte bereits im Januar 1825 den Plan zu einer Akademie gefaßt, wie aus den Diskussionen in den Konversationsheften hervorgeht, s. BKh 7, S. 67f., 70, 82, 100 und 117. Am 25.2.1825 beantragte er hierfür die Überlassung des großen Landständischen Saales für den ersten "Normatag" im April, also den 1.4.1825 (Karfreitag), s. Brief 1938 . Dies wurde ihm am 1.3.1825 auch bewilligt, s. Brief 1941 . Offenbar ist der Termin aber verschoben worden. Der nächste Normatag wäre Pfingstsonntag, der 22.5.1825 gewesen, doch könnte auch ein anderer Tag ins Auge gefaßt worden sein. Die Pläne wurden vermutlich wegen Beethovens schwerer Erkrankung nicht verwirklicht, lebten aber im Winter 1825/26 wieder auf.

4 Beethoven zog am 7.5.1825 nach Baden, wo er in der Eremitage von Schloß Gutenbrunn wohnte; s. Smolle S. 83.

5 Beethoven hatte am 19.3.1825 (Brief 1948) lediglich ein Fehlerverzeichnis angekündigt.

6 Beim Öffnen des Briefes wurde ein Streifen am oberen Rand der 3. Seite abgeschnitten und später am unteren Rand der 2. Seite aufgesiegelt. Er enthält die Buchstaben "lStimmen ob".

7 Ries und Hauchecorne ließen durch den Trompeter Uhlig aus den Stimmen eine neue Partitur schreiben, s. Baensch a.a.O., S. 16.

8 Op. 115. Das Werk war gerade im Erscheinen begriffen (S.A. Steiner und Comp., Wien, April 1825).

9 Eine Partiturabschrift des Kyrie und Gloria aus der Missa solemnis, heute im Besitz des Beethoven-Hauses (BH 88). Ries leitete das Manuskript am 21.4.1825 an Wilhelm Hauchecorne nach Aachen weiter, s. Hill, Ries-Briefe , Nr. 139.

10 Wahrscheinlich ein Versehen Beethovens, gemeint ist das Terzett "Tremate, empi, tremate" op. 116. Ries schickte das Aufführungsmaterial am 21.4.1825 an Hauchecorne und spricht in seinem Begleitbrief eindeutig von einem " Terzett für 3 Singstimmen" , s. Hill, Ries-Briefe , Nr. 139.

11 Op. 114.

12 Möglicherweise dachte Beethoven an die Ouvertüre zu König Stephan op. 117. Die Ouvertüre op. 124 hatte er bereits im März geschickt, vgl. Brief 1948 vom 19.3.1825.


© 1998 G. Henle Verlag, München