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Hilfe zur Benutzung der Brieftexte

Editorische Zeichen in den Brieftexten

  • <...> Streichung, Überschreibung, Löschung
  • [...] Herausgeberzusatz
  • +...+ Markierung längerer Passagen, auf die im Kommentar eingegangen wird, z.B. mehrfache Unterstreichung
  • +...+ Einfügungen des Schreibers mit Verweiszeichen im Original
  •  ... * Asterisk, Kennzeichnung von Textverlust durch Beschädigung der Handschrift

Ungebräuchliche und schwer verständliche Abkürzungen im Brieftext werden in eckigen Klammern [ ] aufgelöst. Die gängigen Abkürzungen und Zeichen für Münzen und Währungen bleiben unverändert. Nicht aufgelöst werden auch die geläufigen Abkürzungen bei Tempo- und Instrumentenbezeichnungen wie Allo, Andte, Vno(Violino) und Vcello(Violoncello).

Wurde ein Dokument im Laufe der Überlieferung getrennt und befindet sich nur ein Teil im Beethoven-Haus Bonn, ist dieser Teil in der Übertragung fett wiedergegeben.

Abkürzungen in den Brieftexten

  • # Dukaten
  • sfl., f., fr. Florin, Gulden
  • kr, xr, x Kreuzer
  • C.M., c.m. Konventionsmünze
  • W.W., w.w. Wiener Währung
  • BZ, B.Z. Bancozettel
  • £ Pfund Sterling
  • Rthlr Reichstaler
  • Thlr Taler
  • d.c. da capo
  • d.g., dgl. dergleichen
  • d.s. dal segno
  • etc. et cetera
  • mp, m.p. manu propria
  • Nb. Nota bene
  • P.P. Praemissis Praemittendis
  • P.S. Postscriptum
  • P.T. Pleno Titulo

Der nachgestellte Kommentar enthält den Quellennachweis sowie textkritische und erläuternde Anmerkungen. Für die häufiger zitierte Literatur werden Abkürzungen und Siglen verwendet.

2287. Sebastian Rau an Ignaz Moscheles in London

Wien, den 28-t März 1827

Lieber Freund!

Beethoven ist nicht mehr; er verschied den 26tn März Abends zwischen 5 – 6 Uhr – unter dem herbesten Todeskampf und schrecklichen Leiden. Er war jedoch schon den Tag zuvor ohne alle Besinnung. –
Nun ein Wörtchen von seiner Verlassenschaft. Aus meinem letzten Schreiben hast du ersehen, daß Beeth. nach seiner eigenen Äußerung sich ohne Hülfe, ohne Geld, folglich in der grösten Noth befinde. Allein bey der Inventur, bey welcher ich gegenwärtig war, fand man in einem alten, halb vermoderten Kasten 7 Stück Bank-Actien .
Ob Beeth. sie absichtlich verheimlichte, |: denn er war sehr mißtrauisch und hoffte eine baldige Wiedergenesung :| oder ob er es selbst nicht wußte, daß er sie besitze, ist ein Problem, [da]s ich nicht zu lösen vermag. – Die von der Philhar. Gesellschaft überschickten f 1000 C.M. fanden sich noch unberührt vor. Ich reklamirte sie deiner Erklärung gemäß; mußte sie jedoch bis zur näheren Verfügung von der Philh. Gesellschaft beym Magistrate deponiren .
Daß die Leichenkosten aus diesem Gelde bestritten werden, konnte ich ohne Einwilligung v. der Gesellschaft nicht zugestehen. Ich erlaube mir aber die Bitte, wenn von dort etwas erwirkt werden dürfte, daß es zu Gunsten der 2 armen Dienstleute, die den Kranken mit unendlicher Geduld, Liebe und Treue pflegten, geschehen möge, da ihrer im Testamente mit keinem Worte erwähnt wurde. Der Neffe v. Beeth. ist Universalerbe. – Über das v. Beeth. der Phil. Ges. zugedachte Geschenk wird dir H.[err] Schindler seiner Zeit das Nähere mittheilen. Schreibe mir bald und bestimmt, was ich zu thun habe, und sey von meiner Pünktlichkeit überzeugt.
Den 29tn D.[ieses] wird B. begraben. Es erging eine Einladung an alle Künstler, Kapellen und Theater. 20 Virtuosen und Compositeurs werden die Leiche mit Fackeln begleiten. H.[err] Krillpatzer hat einen äußerst rührenden Sermon verfertigt, den H.[err] Anschütz1 am Grabe sprechen wird. Überhaupt ist die Einleitung zu einer feyerlichen <Best> des Verstorbenen würdigen Beerdigung getroffen worden. –
Die ganze Familie Eskeles grüßt dich und die Deinigen, so wie ich von ganzem Herzen
dein Freund Rau
In Eil u. mit anhaltenden Augenschmerzen.



1 Heinrich Anschütz (1785 – 1865), Hofschauspieler in Wien. Er trug am 29.3.1827 die von Franz Grillparzer verfaßte Grabrede vor.


© 1998 G. Henle Verlag, München